Grazer Kult-Wirt geht in Pension
Nach Kommod, Eschenlaube und vielen Kultlokalen mehr geht Helmut Pfundner in Pension. Die „Färberei“legt er in die Hände des Nachbarn.
Wahrscheinlich hat er schon immer neidisch zu uns herüber geschaut“, scherzt Helmut Pfundner. „Aber nein, wenn die Gäste bei euch keinen Platz mehr bekommen haben, haben wir ja auch profitiert“, kontert Richard Wurzer. Er führt seit 2016 das Dizzy‘s in der Färbergasse 9, nun übernimmt er auch die Färberei gleich nebenan mit Hausnummer 7, sogar im selben Haus. Es habe einfach gut gepasst, sind sich die beiden einig. „Wir wollen die Geschichte des Färberplatzes erzählen und weiterschreiben“, kündigt Wurzer an, der sogar im selben Haus ein paar Stockwerke weiter oben wohnt.
Während das Haus der „Färberei“selbst ein wichtiger Teil der Grazer Gastronomiegeschichte ist – hier war der allererste Chinese der Stadt –, kann man das von den beiden Akteuren durchaus auch behaupten: Wurzer führte vor dem Dizzy‘s viele Jahre lang das „Monkeys“im Unviertel, Pfundner war in unterschiedlichen Konstellationen gleich an einer ganzen Reihe von Kultlokalen beteiligt. Angefangen hat alles mit dem „Kleeblatt“, ein Vorgängerlokal der „Cohibar“.
Unvergessen ist aber vor allem jenes Lokal-Doppel, das er später mit Gerry Landschbauer übernahm: Das einstige Victoria Steakhouse und das „Downstairs“an der Ecke Einspinnergasse und Burggasse wurden zu „Kommod“und „Triangel“. „Da ist damals die Post abgegangen“, grinst Pfundner. 19 Jahre lang waren die Lokale für viele Studierende und Studierte ein verlängertes Wohnzimmer, dazu ein wichtiger Treffpunkt der Kulturszene. Das zeigte sich auch deutlich, als das historische, aber heruntergekommene Haus, in dem auch das erste Opernhaus der Stadt Graz untergebracht war, abgerissen werden sollte. Prominente wie Gert Steinbäcker (S.T.S.), Ewald Pfleger (Opus) und Monika Martin setzten ihre Unterschriften auf eine Liste zur Rettung, doch es half alles nichts – das Haus ist seit 2003 Geschichte. Die beiden Wirte machten mit der Eschenlaube weiter. Den „Kulturgasthof“am Glacis hat Landschbau
er nach wie vor, Pfundner, der auch am Café Stockwerk seines Bruders beteiligt war, wechselte ins Univiertel, wo er aus dem ehemaligen „Bankcafé“2009 das „Karl Franz“(mittlerweile „Dean & David“) machte.
Seit Februar ist der Kultwirt nun in Pension, fad wird es ihm aber nicht: „Jetzt geht es erst einmal nach Triest und dann habe ich im Hintergrund ja noch einige Immobilienprojekte.“
Wie geht es in der „Färberei“weiter? Auf große Änderungen müssen sich die Stammgäste nicht unbedingt gefasst machen. Das Lokal bleibt als Aperitivo-Bar erhalten, auch optisch ändert sich kaum etwas, bloß der Namenszusatz „Färberei by Rich“weist auf den neuen Inhaber hin. Gerade in Arbeit ist eine Speisekarte: Schon jetzt bietet man Flammkuchen- und PinsaVarianten an, demnächst soll etwa auch vegane Suppen geben. Und: „Am Wochenende wird man wieder bei uns brunchen können“. Da gebe es spätestens seit der Schließung des Merano City eine große Lücke in der Innenstadt.