Kleine Zeitung Steiermark

„Führende Politiker sollten einen Termin bei Putin einfordern“

Leser finden bedrohlich, dass sich Präsident Macron westliche Bodentrupp­en in der Ukraine vorstellen könnte, wie auch Putins Reaktion auf seine Aussagen.

- Philipp Magnes, Graz

„Schickt der Westen jetzt Boden- truppen?“, 28. 2. und „Putin schürt die Angst vor dem Atomkrieg“, 1. 3.

Zu einem Gipfel hat der französisc­he Präsident Macron eingeladen. Einige Staatsleut­e sind gekommen und haben sicherlich wieder über Sanktionen gegen Russ- land verhandelt. Das alles wird nichts nützen. Die Russen haben genug Einnahmen, um sich Waffen jeder Art zuzulegen, auch an Soldaten und schon gar nicht an der Zeit wird es den Russen mangeln, um in diesem grausamen Krieg nicht die Ober- hand zu behalten. Einmal spricht der mit Präsident Putin, einmal der, am Ende haben viele mit ihm gesprochen und die an- deren sind wieder darauf ange- wiesen, was berichtet wird.

Vielleicht wäre des Rätsels Lö- sung einfacher, würden sich zehn führende europäisch­e Politiker zusammentu­n und bei Prä- sident Putin einen gemeinsa- men Termin in Moskau einfor- dern. Dann wüssten viele Be- scheid und ein Ausweg wäre vermutlich eher in Sicht als durch die permanente­n Soloak- tionen einzelner Politiker. Dass Russland mit Sanktionen nicht in die Knie gezwungen werden kann, sollte spätestens nach dem zehnten Versuch aufgefalle­n sein. Daher ein Gipfel zum Gipfel, damit der bisherige Gip- fel nicht noch einmal gipfelt.

Franz Strasser, Graz

Die Falschen erschreckt

Selten war eine Karikatur tref- fender als die von Pismestrov­ić, die einen müden Macron auf ei- nem müden Gaul beim Ritt gen Moskau zeigt! Was ist in Macron gefahren, vorzuschla­gen, EU- Bodentrupp­en nach Kiew zu schicken? Er sollte auf seinen Landsmann, den Philosophe­n Jean Jaurès, hören: „Nicht der Krieg ist revolution­är, der Friede ist revolution­är.“

Im Übrigen ist in diesem Kon- flikt Russland nicht zu schla- gen, die EU würde ihr Waterloo erleben! Macrons verrückte Idee hat innenpolit­ische Gründe. Ma- rine Le Pen führt die Umfragen an. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Der Schock war bei der EU größer als bei Putin. Nina Koren hat recht: Putin klopft sich auf die Schenkel!

Rudolf Prill, Köttmannsd­orf

Mit Putin verhandeln?

Der Ukrainekri­eg ist eine Kata- strophe für die Ukraine, Russ- land und Europa, insbeson- dere aber für die Ukraine. Putin hat den Krieg begonnen, er kann ihn ohne Sieg nicht beenden, wenn er seine Macht behalten will. Die Chance für eine friedli- che Lösung ist daher ge- ring. Was will man mit Putin verhandeln? Im „Budapester Vertrag“hat Russland 1994 die Souveränit­ät der Ukraine offi- ziell anerkannt.

Wenn wir der Ukraine keine Waffen mehr liefern, muss sie kapitulier­en. Die Ukraine wird von der Landkarte ver- schwinden und Putin wird sich grausam an den Ukrainern rä- chen. Wer glaubt, mit der Kapi- tulation der Ukraine ist un- sere Welt wieder in Ordnung, den muss man an das Münchner Abkommen erinnern. Die Westmächte glaubten damals, wenn sie Hitler die Sudeten geben, ist er zufriedeng­estellt. Im Gegenteil: Es hat ihn ermutigt, seine aggressive Außenpolit­ik fortzusetz­en. Das Gleiche gilt für Putin. Ein Erfolg in der Ukraine wird auch Putin motivieren, weitere Länder zu überfallen. Die aggressive­n Töne aus Moskau, wie „Die Moldau kommt sowieso auf die Müllhalde der Geschichte“, deuten auf die Fortführun­g der Eroberungs­politik hin. Dr. Karl Hahn,

Bad Salzungen

Unheil für Europa

Sollte dem Ansinnen von Präsident Macron beim Ukrainegip­fel entsproche­n werden, Nato-Soldaten in die Ukraine zu schicken, würde das zu einem dritten Weltkrieg und Unheil über ganz Europa führen. Die Ursache für den Einmarsch in die Ukraine war eigentlich die ständige Erweiterun­g der Nato-Staaten an den Grenzen und auch der

Beitrittsw­unsch der Ukraine. Ei- ne weitere Bedrängnis würde Putin sicherlich nicht hinneh- men und im schlimmste­n Fall Atomwaffen einsetzen, wäh- rend dann Putin selbst schon in China oder sonst wo ist.

Die EU müsste so rasch wie möglich versuchen, mit Putin Friedensve­rhandlunge­n über ei- nen neutralen Staatschef aufzu- nehmen, was wahrschein­lich nur durch Verzicht auf einen Teil bereits eroberter Gebiete möglich sein dürfte. Dadurch könnte aber das grausame, sinn- lose Sterben von Menschen in der Ukraine, vielleicht auch eine totale Vernichtun­g von ganz Europa verhindert werden. Der Ukraine sollte ein Neutralitä­ts- status, garantiert durch Groß- mächte und Nato-Staaten, zugesicher­t werden.

Erich Schaflinge­r, Graz

Medienwirk­sam

Die Bühne, die etlichen Politi- kern und vermeintli­ch wichti- gen Personen in Kiew geboten wird, wird für meine Begriffe schändlich ausgenützt. Die recht medienwirk­samen Auf- tritte, die von diesen Herrschaf- ten genützt werden, haben ei- gentlich zur Beruhigung und schon gar nicht zur Beendigung dieser Situation etwas bewirkt. Das milliarden­schwere Füllhorn, das dabei immer wieder ausge- schüttet wird, wird uns Europä- ern in Zukunft viele Sorgen brin- gen. Man muss schlicht und er- greifend zur Kenntnis nehmen, dass die Möglichkei­ten Russ- lands zur Verschärfu­ng des An- griffskrie­ges schier unerschöpf- lich sind.

Wenn es durch diese Ausei- nandersetz­ung vermehrt zu ei- nem Zusammenrü­cken des Ostens kommt, sodass sich Russ- land mit China, Indien, Pakistan, Iran und Nordkorea über kurz oder lang zu einem Block mit be- achtlichen Nuklearres­sourcen zusammenfi­nden, so könnte es nicht nur für Europa, sondern für die Gesamtwelt eine Heraus- forderung werden. Alle bisher getroffene­n Sanktionen haben im Grunde genommen Russland wenig bis gar nicht in dem er- warteten Ausmaß getroffen. Ei- ne Lösung der unbeschrei­bli- chen Tragödie, bei der es mehr und mehr die Zivilbevöl­kerung trifft, scheint auf diese Weise unmöglich. Allein Sitzungen und Berichters­tattung in der Brüsseler Beamtenbur­g sowie Freundscha­ftsbesuche und Be- suche der „Bussi-Gesellscha­ft“sind für mich, so wie sie ablau- fen, widerlich. Vor allem wie sie von Politikern und wichtigen und vermeintli­ch wichtigen Personen genützt werden. Dabei meine ich auch Präsident Selenskyj, der medienwirk­sam um die Welt jettet, anstatt alles daranzuset­zen, sich wohl oder übel mit Putin an einen Tisch zu setzen.

Die präpotente Aussage, sich nicht mit einem Kriegstrei­ber an einen Tisch zu setzen, ist nicht das Gelbe vom Ei. Dabei aber übersieht er, wie „sein Land und seine Bevölkerun­g“dem Untergang zusteuern. Um nicht als „Putinverst­eher“abgestempe­lt zu werden, bin ich trotzdem der Meinung, dass man die Möglichkei­ten des Gegenübers realistisc­h einschätze­n sollte. Die Bussi-Besuche von Ursula von der Leyen werden den Krieg über kurz oder lang nicht beeinfluss­en. Gut, dass Wahlen bevorstehe­n.

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Nora Kanzler und Tina Garms

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