Camera Austria Graz
Die Reproduktion eines Gemäldes zeigt einen „Blick gegen Muggendorf“. An der Nachbildung des von Friedrich Gauermann im 19. Jahrhundert angelegten Landschaftsbildes ist ein Display angebracht, auf dem in einem Video („Cliché Verre“, 2017) und wie mit malerischer Geste, die Künstlerin Alexandra Leykauf zunächst eine formatfüllende schwarze Fläche mit ihren Fingern freilegt. Sukzessive sichtbar wird dabei der Kamerablick auf sie selbst und ihr Berliner Atelier und es entsteht der Eindruck, Leykauf male nun auch nach ihrer Sicht in Gauermanns „Blick“. Abgesehen von solchen Momenten künstlerischer Aneignung werden in der Schau in der Camera Austria Wirklichkeiten aufgeworfen, die malerischen Originalen zugrunde liegen und in der Folge den Reproduktionen und Transformationen mittels neuer bildgebender Medien.
Aus den Sammlungen des GrazMuseums, der Neuen Galerie und des Museums für Geschichte hat Leykauf historische Ansichten von Graz ausgewählt, die sie in großformatigen Installationen mit Videos und Fotografie kombiniert, um so Referenz und Perspektive nach neuer Sichtweise zu simulieren. Die Reproduktion von Joseph Kuwassegs Lithografie „Aussicht vom Grazer Schloßberg“(1850) beispielsweise wird gleichermaßen Rahmen wie Durchblick auf ein Video („aerial“, 2018), für das die Künstlerin Luftaufnahmen von Agrarflächen aus einem Bildband abgefilmt hat. Eine Serie von „Künstlerporträts“(2019-2021) dagegen basiert auf Abbildungen von Landschaftsmalereien aus Kunstkatalogen. Nach Fotogramm-Verfahren fragmentiert, entstehen abstrakte Gesichter, die Leykauf nach den Namen der jeweiligen Künstler betitelt.
Wenzel Mraček Alexandra Leykauf. Prospect. Bis 12. Mai in der Camera Austria Graz.