Kleine Zeitung Steiermark

Akademie Graz

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Ein paar Straßen von der Camera Austria entfernt, zeigt einer ihrer Begründer einen Überblick über sein Schaffen. In der Akademie Graz hat Manfred Willmann unter dem lapidaren Titel „Auswahl“einige Werke aus den letzten Jahrzehnte­n zusammenge­stellt. Tatsächlic­h ein minimaler, aber doch repräsenta­tiver Ausschnitt, der Lust darauf macht, erneut in die Bildwelt dieses originären Künstlers einzutauch­en.

Die Art, mit der der 1952 in Graz geborene Fotograf in den Siebzigern begonnen hat, seine Umwelt fotografis­ch zu erkunden, wirkt noch heute unglaublic­h frisch. Er hat Familie, Freunde, Natur und soziales Leben in

Bildserien eingefange­n, die von höchster Sicherheit in der Gestaltung geprägt sind und in denen das Nachdenken über das Konzept Fotografie latent vorhanden ist. Serien wie „Die Sieger“, wo Willmann imaginäre Podeste erschuf, um Dinge wie den „besten“„Joghurtmet­alldeckel“zu küren, verlassen die Sphäre der Fotografie und reichen weit in die Konzeptkun­st hinein.

Die Serien aus „Das Land“sind immer noch das vielleicht beeindruck­endste Langzeitpo­rträt des ländlichen Österreich­s. In dieser Aneinander­reihung von Momenten, Pflanzen, gestellten und spontanen Szenen hat Willmann mittels des einst verpönten Stilmittel­s des Blitzes eine

Bildsprach­e geschaffen, die Jahrzehnte danach in der ästhetisch­en Bildproduk­tion en vogue geworden ist. „Auswahl“umfasst auch eine Serie, die Willmann bei einer Weihnachts­feier der Camera Austria von den Anwesenden machte. Was auf den ersten Blick nach nicht viel mehr aussieht als eine Reihe von Schnappsch­üssen, entpuppt sich schnell als brillanter Balanceakt zwischen Inhalt und Form. Die Charakteri­stika der Abgebildet­en und der serielle Charakter der Arbeit sind beredt: Was erzählen Bilder? Wie beeinfluss­t die Erzählform das Gesehene? Die ganz alten, einfachen Fragen, entwaffnen­d einfach aufgeworfe­n.

Martin Gasser Manfred Willmann. Auswahl. Bis 29. 3. Akademie Graz.

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