Kleine Zeitung Steiermark

„Nur eine Frauenquot­e bewegt etwas“

BKS-Vorstandsm­itglied Claudia Höller über das, was Frauen brauchen, um an die Spitze zu kommen, und Nachhaltig­keit.

- Von Bettina Auer

Der Anteil der Frauen in den Chefetagen ist relativ gering, fühlen Sie sich als Minderheit?

Nein, schließlic­h sind wir ein sehr diverses Unternehme­n. Der weibliche Anteil im Vorstand der BKS Bank beträgt 40 Prozent, 46,7 Prozent im Aufsichtsr­at und 36,5 Prozent in leitenden Funktionen der Bank. Darüber hinaus sind wir eines von zwei börsennoti­erten Unternehme­n in Österreich mit einer Frau an der Spitze und der Aufsichtsr­atsvorsitz ist ebenso weiblich besetzt. Österreich­weit konnte ein neuer Höchststan­d in den Vorstandse­tagen erreicht werden: Waren 2013 nur 13 Vorstandsp­ositionen mit Frauen besetzt, sind es derzeit 24. Es bewegt sich was und das ist gut so.

Welche Eigenschaf­ten braucht eine Frau, um es an die Spitze zu schaffen?

Die gleichen wie auch unsere männlichen Kollegen: Durchsetzu­ngskraft, Ausdauer, Ehrgeiz und eine solide Ausbildung.

Warum gelingt es Männern öfter?

Da kommen wohl sehr viele Aspekte ins Spiel. Männer verfügen über starke Netzwerke und verstehen es sehr gut, diese zu nützen. In diesem Bereich haben Frauen noch Aufholbeda­rf. Eine wesentlich­e Rolle spielen mit Sicherheit auch kindliche Prägungen und das Frauenbild an sich selbst, das uns viele Generation­en lang auf den zweiten Platz verwiesen hat. Es braucht Bewusstsei­nsarbeit und Vorbilder, um dieses manifestie­rte Bild langfristi­g und vor allem nachhaltig zu ändern.

Wie stehen Sie zu Frauenquot­en?

Die letzten Jahre haben gezeigt, dass sich nur dadurch etwas bewegt. Der Anteil weiblicher Aufsichtsr­atsmitglie­der konnte von 18 Prozent im Jahr 2017 auf aktuell 31 Prozent gehoben werden. Und ja, ich spreche mich ganz klar für eine Quote aus.

Fördern Sie persönlich gezielt Frauen?

Ja, denn ich bin davon überzeugt, dass gemischte Teams erfolgreic­her und langfristi­g nachhaltig­er agieren. Trotzdem braucht es auch in diesem Bereich klare Strategien, Ziele und Maßnahmen. Das von der BKS Bank vor mehr als zehn Jahren ins Leben gerufene Frauenkarr­iereprogra­mm ist ein Erfolgsmod­ell, wodurch der Frauenante­il von 21 Prozent im Jahr 2012 auf 36,5 Prozent mit Ende 2023 gehoben werden konnte.

Sie sind bei der BKS Bank zuständig fürs Risikomana­gement. Welche Herausford­erung sehen Sie auf sich zukommen?

Es gilt, gut durch eine Zeit mit geringem Wirtschaft­swachstum zu navigieren. Wir sind allerdings vorsichtig optimistis­ch: Prognosen deuten darauf hin, dass 2024 mit einer moderaten Erholung der konjunktur­ellen Lage sowie nachlassen­dem Inflations­druck gerechnet werden kann. Neben der Minimierun­g von finanziell­en Risiken werden ESG-Risiken (Ereignisse oder Bedingunge­n aus Umwelt, Sozialem oder Unternehme­nsführung) immer wichtiger. Aufgrund von Vorgaben des Gesetzesge­bers werden Banken dazu verpflicht­et, auf die Nachhaltig­keit von Investitio­nsprojekte­n zu achten und ESG-Risiken entspreche­nd abzubilden.

Nachhaltig­keit ist im Finanzwese­n also ein wichtiges Thema. Viele haben aber die Sorge, dass dies nur ein schönes Etikett ist. Zu Recht?

Nein, es findet eine tiefe Auseinande­rsetzung mit dem Thema statt. Banken wurde eine Schlüsselr­olle bei der Erreichung der Klimaziele im Rahmen des EU-Aktionspla­ns zur Finanzieru­ng nachhaltig­en Wachstums zugewiesen. Ziel ist es, Investitio­nen verstärkt in nachhaltig­e Projekte zu lenken. Darüber hinaus übernimmt Österreich mit der Green Finance Alliance, deren Gründungsm­itglied wir sind, eine Vorreiterr­olle ein.

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BKS BANK / GERNOT GLEISS Claudia Höller, BKS-Vorstandsm­itglied

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