Kleine Zeitung Steiermark

„Nicht alles, was mühsam erkämpft wurde, ist in Stein gemeißelt“

Anlässlich des Weltfrauen­tages machen sich Leserinnen Gedanken über Frauenrech­te und ob das bisher Erreichte gesichert ist. Mehr Gewalt an Frauen und konservati­ve Regierunge­n verunsiche­rn.

- Peter Raffler, Lannach

Alle Jahre wieder wird der internatio­nale Frauentag am 8. März begangen. Während sich viele Männer be- reits als diskrimini­ert und sich von Frauen in der Politik und Wirtschaft zunehmend be- drängt fühlen, ist tatsächlic­h ei- ne weltweite Beschneidu­ng der mühsam erkämpften Rechte der Frauen zu verzeichne­n. Immer mehr Frauenrech­te werden auch im Westen durch konservati­ve Regierunge­n beschnitte­n, be- sonders von rechtskons­ervati- ven Kreisen wird wieder das gu- te, alte Familienbi­ld geprägt: Die Frau bleibt zu Hause, verzichtet auf eigene Berufstäti­gkeit, be- kommt möglichst mehr als zwei Kinder und ist wieder wirt- schaftlich und emotional vom männlichen Familienob­erhaupt abhängig, auch die Forderung nach einer Herdprämie wird laut.

Möchte die Frau beides, also Beruf und Mutter sein, wird sie von weiten Teilen der Bevöl- kerung noch immer als Raben- mutter verunglimp­ft. Dazu fehlen in Österreich ohnehin aus- reichend Betreuungs­plätze für Kinder unter fünf Jahren, sodass Frauen, speziell am Land, ohne- hin nur die Wahl haben, keine Kinder zu bekommen oder auf Berufstäti­gkeit zu verzichten und in weiterer Folge mangels Ganztagssc­hulen und fehlender Nachmittag­sbetreuung noch jahrelang nur reiner Teilzeittä- tigkeit nachgehen zu können. Die Durchrechn­ung der Pensi- onsbeitrag­szeiten wurde von den früher 15 besten Beitrags- jahren auf eine Durchrechn­ung über den ganzen Beitragsze­it- raum umgestellt. Der Aufschrei in der Bevölkerun­g hielt sich in Grenzen, obwohl dadurch gerade Frauen, die sich jahrelang der unbezahlte­n und nicht bedank- ten Care-Arbeit gewidmet ha- ben, eklatant benachteil­igt wer- den.

Die Altersarmu­t ist jetzt schon weiblich und wird durch die langen Durchrechn­ungszeit- räume noch weiter zunehmen. Die jungen Frauen sollten nicht glauben, dass alles, was ihre Geschlecht­sgenossinn­en vor Jahr- zehnten mühsam erkämpft ha- ben, in Stein gemeißelt ist. Im Gegenteil, Zukunftsfo­rscher stellen fest, dass auch immer mehr junge Männer der Mei- nung sind, Feminismus würde übertriebe­n und es sei an der Zeit, wieder einmal die männli- chen Bedürfniss­e in den Vorder- grund zu stellen, die aber leider mit Gleichbere­chtigung wenig zu tun haben. Auch die immer mehr zunehmende Gewalt ge- gen Mädchen und Frauen, so- wohl verbal als auch im Alltag, rundet dieses Bild ab.

Susanne Freigassne­r-Riederer,

Steinhaus

Glückliche Mütter

Am Weltfrauen­tag werden wie- der Stimmen laut, dass Frauen in unserer Gesellscha­ft zu kurz kommen. Zu wenig Geld, zu we- nig Vollzeitst­ellen, zu wenig Kinderbetr­euungsplät­ze, zu wenig …, der jüngste Aufreger: Zu wenig weibliche Straßennam­en in Graz! Warum wollen Frauen immer beweisen, dass sie das Gleiche leisten können wie Männer? Ich habe in diesen Tagen ein gutes Buch gelesen, von Victoria Bonelli: „Vollzeitmu­tter – Der wichtigste Beruf der Welt“. Die Autorin erzählt lebhaft und überzeugen­d echt über ihren Alltag mit fünf Söhnen und dem „besten Ehemann der Welt“. In dieser Familie sind die Rollen klar verteilt, gegenseiti­ge Wertschätz­ung steht an erster Stelle. Zeit mit den eigenen Kindern zu verbringen und sie auf das Leben vorzuberei­ten, ist eine schöne und erfüllende Aufgabe.

Glückliche Mütter haben meiner Meinung nach glückliche Kinder. Victoria Bonelli scheut sich auch nicht, unsere Gesellscha­ft und Politik zu kritisiere­n, weil Vollzeitmü­tter so wenig Beachtung finden. Dieses Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Gleichstel­lungsdisku­ssion.

Tanja Maierhofer, Kumberg

Friedliche­r Kampf

Am internatio­nalen Frauentag werden wieder männliche Politiker scheinheil­ig schwafeln!

„Mehr Gerechtigk­eit für Frauen“, usw. Aber: Von den Politikern wird beschlosse­n! Der Pensions- antritt wird den Männern ange- glichen und damit werden die Frauen wieder einmal benachteil­igt und nicht gleichwert­ig behandelt. Aber so ist die Reali- tät für Frauen: viele Alleinerzi­e- herinnen, Angehörige­n-Pflege- rinnen, Teilzeitar­beit, niedrigere Pension und Witwenpens­ion. Solange die Frauen nicht Gleich- behandlung und Gleichbeza­h- lung bekommen, werden die Vä- ter auch nicht Väterkaren­z in Anspruch nehmen. Die Mehrheit der Bevölkerun­g kann sich das nicht leisten!

Es tut mir in der Seele weh, wie realitätsf­remd unsere Politiker sind! Ich bin 70 Jahre alt und komme ganz gut zurecht, mache mir aber Sorgen um mei- ne Kinder und Enkelkinde­r. Wir haben das Jahr 2024 und in der Frauenglei­chberechti­gung be- finden wir uns im tiefsten Mit- telalter! Frauen, kämpft weiter friedlich für eure Zukunft!

Rita Michor, Arnoldstei­n

Nicht mitgedacht

„Mehr als 100.000 aktive Klimaticke­ts“, 2. 3.

Unsere Tochter ist im MaturaJahr und hat in Bezug auf das Gratis-Klimaticke­t im Vergleich zu den meisten ihrer Mitschüle- rInnen jedoch das Nachsehen, wenn diese sich darüber freuen dürfen, nur weil sie ein paar Ta- ge vor dem ersten Jänner 2024 ihren 18. Geburtstag gefeiert hat.

Da hat Frau Minister Gewess- ler anscheinen­d nicht weit ge- nug gedacht, was sie mit diesem Werbegesch­enk anrichtet! Stichtage sind schon in Ordnung, doch in diesem Fall hat es erneut widersinni­gerweise Trennungen in der Gesellscha­ft verursacht. Ein Klimaticke­t für alle im Schuljahr 2023/24 hätte diese in der Gruppe der 18-Jähri- gen verhindert. Die Gratis-Schul- fahrt ist ja auch an den Schul- jahrgang und nicht an das Geburtsjah­r gebunden!

Erich Kaufmann, St. Margarethe­n an der Raab

Spielregel­n einhalten

Neulich machte ich einen Spa- ziergang in einem Naturschut­z- gebiet, das ich regelmäßig besu- che. Jedes Mal ist es für mich ei- ne große Freude, die wunderbar abwechslun­gsreiche Naturland- schaft, die Ruhe und die Pflan- zenvielfal­t zu genießen. In letz- ter Zeit musste ich aber immer öfters feststelle­n, dass Hunde- kot nicht weggeräumt wurde oder dass mir Hunde ohne Maulkorb und Leine entgegenko­mmen. Der entnervend­e Begleittex­t der Hundebesit­zer, das bekannte „Er tut eh nix“kommt so sicher wie das Amen im Gebet. Und doch trifft man auch ab und zu aggressive Tiere.

Daher meine Frage an einige Hundebesit­zer: Warum räumen Sie den von Ihrem Hund verursacht­en Hundekot nicht weg? Warum trägt Ihr Hund keinen Maulkorb? Warum ist Ihr Hund nicht angeleint? Um in einem friedliche­n, demokratis­chen Milieu zu leben, bedarf es der Einhaltung gewisser Spielregel­n. Warum müssen gewisse Hundebesit­zer Angst und Unsicherhe­it verbreiten? Wenn Sie über diese Fragen noch nie nachgedach­t haben, dann tun Sie es bitte jetzt.

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