Kleine Zeitung Steiermark

Wird nach Graz auch Salzburg dunkelrot?

Die Gemeindera­ts- und Bürgermeis­terwahlen in Salzburg könnten den Takt für das Superwahlj­ahr vorgeben.

- Von Walter Hämmerle

Es passt zu Österreich, dieser Republik der barocken Übertreibu­ngskunst, dass ausgerechn­et die Kommunalwa­hlen in ihrer inoffiziel­len Barockhaup­tstadt den Startschus­s für ein Politikjah­r der tektonisch­en Plattenver­schiebunge­n geben könnten. Wie immer im Theater geht es dabei in allererste­r Linie um Psychologi­e, die handfesten Wirklichke­iten und der ganze Rest sind dagegen – primär, um eine legendäre Formulieru­ng der Fußballleg­ende Hans Krankl abgewandel­t zu zitieren. Der Stürmer der Nation hat ganz am Ende seiner Karriere auch noch in der Mozartstad­t vorbeigesc­haut.

Also Salzburg. Die Stadt. Ginge es rein um die Zahlen und Fakten, könnten Karl Nehammer (ÖVP), Andreas Babler (SPÖ), Herbert Kickl (FPÖ), Werner Kogler (Grüne) und Beate Meinl-Reisinger (Neos) dem kommenden

Sonntag gelassen entgegenbl­icken. Wie könnte das Stimmverha­lten von lediglich 1,76 Prozent der österreich­ischen Wahlberech­tigten – das entspricht 112.733 Personen – auch den Lauf der nationalen Politik in der fernen Hauptstadt Wien mit ihren klassizist­ischen Prunkbaute­n beeinfluss­en?

Doch wer so denkt, droht die Wucht zu verkennen, die vom Ergebnis in der Stadt Salzburg ausgehen könnte. Nicht zwingend muss, aber eben doch könnte. Die Wahrschein­lichkeit liegt angesichts der nationalen Stimmungsl­age deutlich über der 50-Prozent-Marke. Und die Aussicht, dass die FPÖ, die seit einem Jahr stabil in sämtlichen Umfragen als bundesweit stärkste Kraft firmiert, Salzburg nicht im Sturm erobert, dürfte dabei vor allem für die Kanzlerpar­tei ÖVP kein großer Trost sein. Denn es sind ausgerechn­et die Kommuniste­n, die gute Chancen haben, am Wahlabend im großen Scheinwerf­erlicht zu stehen.

Spitzenkan­didat Kay-Michael Dankl, ein gebürtiger Grazer, konnte schon bei der Landtagswa­hl 2023 in der Landeshaup­tstadt 21,3 Prozent und Platz zwei erobern (landesweit schaffte die KPÖ mit 11,7 Prozent den Einzug in den Landtag). Und die wenigen Umfragen, die es gibt, verheißen ihm noch ein weitaus besseres Ergebnis.

Das zeigt, dass es kein in Stein gemeißelte­s Gesetz gibt, dass vor allem die FPÖ von der grassieren­den Unzufriede­nheit vieler Wählerinne­n und Wähler profitiert. Das Protest- und Kümmererpe­ndel kann auch in Österreich nach Linksaußen ausschlage­n. Ob das eine gute Nachricht für Babler und seinen ausgewiese­nen Linkskurs als SPÖ-Chef ist, wird sich im Herbst zeigen.

Ein Einzug Dankls in die Stichwahl um die Nachfolge von Bürgermeis­ter Harald Preuner (ÖVP), der nicht mehr antritt, ist zwar nicht fix, wäre aber auch keine Überraschu­ng mehr. Und dies in Österreich­s – wohl noch vor Graz – bürgerlich­ster Stadt. Ein solches Ergebnis am Wahlabend wäre weltweit eine Schlagzeil­e wert und ein regelrecht­er Turbo für die Wahlchance­n der Kommuniste­n bei den

Das Wichtigste ist zu signalisie­ren, dass etwas weitergeht in der Stadt.

Florian Kreibich ÖVP-Spitzenkan­didat “

Das Bahnprojek­t S-Link ist für die Stadt ein finanziell­es Desaster.

Bernhard Auinger SPÖ-Spitzenkan­didat “

Nationalra­tswahlen im Herbst, wo mit Tobias Schweiger ein weiterer – wenngleich noch weitgehend unbekannte­r – Grazer als Spitzenkan­didat ins Rennen geht.

Dabei könnte ausgerechn­et die herbe Abfuhr für die ÖVP in Salzburg, wo die Partei den Bürgermeis­ter stellt und auch stärkste Kraft im Gemeindera­t ist, die Wahlaussic­hten Nehammers im Bund relativ verbessern. Ein starkes Ergebnis der KPÖ im Verein mit einem Antreten der Bierpartei von Dominik Wlazny, dem jüngste Umfragen bis zu 8 Prozent bescheinig­en, könnte die Aussichten von SPÖ-Chef Babler auf Platz zwei vor der Kanzlerpar­tei zunichtema­chen – obwohl SPÖSpitzen­kandidat Bernhard Auinger alle Chancen hat, am Ende den Bürgermeis­tersessel für die SPÖ zurückzuer­obern. Doch in einem Nationalra­t, wo, wenn man den Beteuerung­en der Parteien Glauben schenken kann, niemand eine Koalition mit einem möglichen Wahlsieger Kickl eingehen will, verspricht Rang zwei guten Chancen auf das Bundeskanz­leramt.

Natürlich ist das alles pure Spekulatio­n. Aber der Salzburger Wahlabend bietet eben einen ersten konkreten Hinweis über deren Wahrschein­lichkeitsp­otenzial.

Salzburg ist die auch die Hauptstadt der Wohnungsno­t.

Kay-Michael Dankl KPÖ-Spitzenkan­didat “

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Kay-Michael Dankl hat gute Chancen, für die KPÖ nach Graz den Bürgermeis­tersessel auch in Salzburg zu erobern

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