„Wir möchten als Menschen gesehen werden“
Überfüllte Stationen auf der Kinderklinik sind im Winter nicht selten. Das stresst vor allem Eltern – Pflegekräfte sind oft das Ventil. Carmen Trafojer arbeitet seit 31 Jahren im LKH Graz. Hier erzählt sie aus ihrem Arbeitsalltag und warum sie sich mehr W
ir stecken noch mitten in der RSV-Welle, die besonders den Kleinsten schwer zu schaffen macht. Heute betreue ich neun Patienten – in erster Linie Säuglinge –und ihre Begleitpersonen in drei Zimmern. Eine erfahrene Pflegeassistentin und eine Auszubildende stehen mir zur Seite.
Ein Säugling im Vierbettzimmer, das in „ruhigeren“Zeiten ein Zweibettzimmer ist, erschöpft sich im Laufe des Vormittags und bekommt eine Atemunterstützung. Die Mutter des Kindes weint. Als Mutter eines erwachsenen Kindes fühle ich mit ihr und tröste sie.
Ich bin 50 Jahre alt und arbeite seit 31 Jahren mit Hingabe als diplomierte Säuglings- und Kinderkrankenschwester. Bereits mit fünf Jahren wollte ich diesen Beruf ergreifen. Jetzt, 45 Jahre später, trifft mich das Erscheinungsbild des RSV noch immer, obwohl ich die Symptome kenne.
Gegenüber von dem Kind mit der Atmungsunterstützung
Wliegt ein sehr junger Säugling. Er hat eine Infusion, um ihn bei der Flüssigkeitszufuhr zu unterstützen, Sauerstoff und hängt am Überwachungsgerät. Seiner Mutter kann ich seit dem Morgen nichts recht machen. Das Baby liegt am Klappbett der Mutter, das etwa 40 Zentimeter hoch ist. Ich bitte sie, das Kind in sein Bett zu legen. Dort ist auch die Oberkörper-Hochlagerung, die ihrem Kind das Atmen erleichtern soll, optimal durchzuführen. Sie meint in einem etwas rauen Ton, dass für sie die Versorgung des Kindes so leichter ist. Somit führe ich die pflegerischen Maßnahmen in der Hocke durch. Dies geschieht im Laufe des Vormittags dreimal.
Wir haben kurzfristig nicht immer Ressourcen, um die Bedürfnisse der Begleitpersonen zu stillen, denn die Priorität ist die Versorgung der Kinder. Manchmal ist für Begleitpersonen allerdings ihr eigenes Wohlbefinden wichtiger als die Versorgung ihres Kindes. Das kommt selten vor, aber es kommt vor. Dabei sitzen wir doch alle im selben Boot. Wir alle möchten, dass es dem Kind möglichst schnell besser geht.
Ich versuche die Auszubildende anzuleiten, darf aber meine anderen Patienten nicht „vergessen“. Meine Kollegin kommt zur Dienstübergabe, ich entlasse einen Patienten, sie einen anderen. Die Betten brauchen wir sofort. Der Säugling, bei dem die Mutter mit der Gesamtsituation unzufrieden scheint, bekommt seine Sauerstoffbrille neu angebracht. Die zarte Haut an den Wangen wird mit zusätzlichem Hautschutz versorgt. Die Mutter richtet vorwurfsvolle Worte an
Carmen Trafojer wünscht sich mehr Verständnis und ein besseres Miteinander