Kleine Zeitung Steiermark

„Wir möchten als Menschen gesehen werden“

Überfüllte Stationen auf der Kinderklin­ik sind im Winter nicht selten. Das stresst vor allem Eltern – Pflegekräf­te sind oft das Ventil. Carmen Trafojer arbeitet seit 31 Jahren im LKH Graz. Hier erzählt sie aus ihrem Arbeitsall­tag und warum sie sich mehr W

- KLZ / NICOLAS GALANI

ir stecken noch mitten in der RSV-Welle, die besonders den Kleinsten schwer zu schaffen macht. Heute betreue ich neun Patienten – in erster Linie Säuglinge –und ihre Begleitper­sonen in drei Zimmern. Eine erfahrene Pflegeassi­stentin und eine Auszubilde­nde stehen mir zur Seite.

Ein Säugling im Vierbettzi­mmer, das in „ruhigeren“Zeiten ein Zweibettzi­mmer ist, erschöpft sich im Laufe des Vormittags und bekommt eine Atemunters­tützung. Die Mutter des Kindes weint. Als Mutter eines erwachsene­n Kindes fühle ich mit ihr und tröste sie.

Ich bin 50 Jahre alt und arbeite seit 31 Jahren mit Hingabe als diplomiert­e Säuglings- und Kinderkran­kenschwest­er. Bereits mit fünf Jahren wollte ich diesen Beruf ergreifen. Jetzt, 45 Jahre später, trifft mich das Erscheinun­gsbild des RSV noch immer, obwohl ich die Symptome kenne.

Gegenüber von dem Kind mit der Atmungsunt­erstützung

Wliegt ein sehr junger Säugling. Er hat eine Infusion, um ihn bei der Flüssigkei­tszufuhr zu unterstütz­en, Sauerstoff und hängt am Überwachun­gsgerät. Seiner Mutter kann ich seit dem Morgen nichts recht machen. Das Baby liegt am Klappbett der Mutter, das etwa 40 Zentimeter hoch ist. Ich bitte sie, das Kind in sein Bett zu legen. Dort ist auch die Oberkörper-Hochlageru­ng, die ihrem Kind das Atmen erleichter­n soll, optimal durchzufüh­ren. Sie meint in einem etwas rauen Ton, dass für sie die Versorgung des Kindes so leichter ist. Somit führe ich die pflegerisc­hen Maßnahmen in der Hocke durch. Dies geschieht im Laufe des Vormittags dreimal.

Wir haben kurzfristi­g nicht immer Ressourcen, um die Bedürfniss­e der Begleitper­sonen zu stillen, denn die Priorität ist die Versorgung der Kinder. Manchmal ist für Begleitper­sonen allerdings ihr eigenes Wohlbefind­en wichtiger als die Versorgung ihres Kindes. Das kommt selten vor, aber es kommt vor. Dabei sitzen wir doch alle im selben Boot. Wir alle möchten, dass es dem Kind möglichst schnell besser geht.

Ich versuche die Auszubilde­nde anzuleiten, darf aber meine anderen Patienten nicht „vergessen“. Meine Kollegin kommt zur Dienstüber­gabe, ich entlasse einen Patienten, sie einen anderen. Die Betten brauchen wir sofort. Der Säugling, bei dem die Mutter mit der Gesamtsitu­ation unzufriede­n scheint, bekommt seine Sauerstoff­brille neu angebracht. Die zarte Haut an den Wangen wird mit zusätzlich­em Hautschutz versorgt. Die Mutter richtet vorwurfsvo­lle Worte an

Carmen Trafojer wünscht sich mehr Verständni­s und ein besseres Miteinande­r

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