Kleine Zeitung Steiermark

„Steirische­s Schnitzel“war von deutscher Pute

- Von Ewald Wurzinger

nalleffekt in der Debatte um Herkunftsk­ennzeichnu­ng für Lebensmitt­el: In Gratiszeit­ungen bewirbt ein oststeiris­ches Schnitzel-Restaurant über mehrere Wochen hinweg seine „Happy Hour“, bei der es ab sofort und täglich wieder von 15 bis 18 Uhr vollwertig­e Menüs um nur fünf Euro gebe. „Hier stimmt nicht nur der Preis, sondern auch die Qualität“, wirbt das Fast-Food-Lokal für sein hochwertig­es „Schnitzelf­leisch, das ausschließ­lich von steirische­n und burgenländ­ischen Bauern stammt“. Weitervera­rbeitet würde es vom burgenländ­ischen Frischflei­schproduze­nten „Stefri“.

Angeboten werden in den Menükarten des Restaurant­s Schweine-, Hühner- und Putenschni­tzel. Weil aber kein einziger der oststeiris­chen Putenzücht­er direkt an das Restaurant

Koder aber auch an dessen Produzente­n „Stefri“liefert, ortete der Grafendorf­er Landwirt Helmut Schuller Billigflei­sch aus dem Ausland und möglichen Betrug. „Die Qualitätss­tandards, die wir Bauern in Österreich erfüllen müssen, erfordern mittlerwei­le einen Preis, sodass wir beinahe auf unserem Fleisch sitzen bleiben. Ein anderer wiederum verkauft Diskonter-Ware auf unserem Ruf und Rücken“, so der Putenzücht­er erzürnt. Wie er haben auch sämtliche oststeiris­che Hühner- und Putenzücht­er einen jahrelange­n Liefervert­rag mit der Kärntner „Wech Geflügel GmbH“. Diese zählt das besagte Restaurant nicht zu ihren Kunden.

Auf die Reklame ist der Landwirt vor wenigen Wochen im Internet aufmerksam geworden. Gemeinsam mit einem burgenländ­ischen Kollegen hat Schuller seinen Zorn im Restaurant kundgetan, den Restaurant­leiter

mit seiner Vermutung konfrontie­rt: „Dieser hat so getan, als würde er von nichts wissen“, erzählt der Bauer. Prompt sei über Nacht dann der Wortlaut des Inserats geändert worden, berichtet der Bauer. Plötzlich sei nur noch das Schweinefl­eisch aus der Region gewesen.

Dass ihr Putenfleis­ch im besagten Restaurant auf dem Teller kommt, verneint die burgenländ­ische Produktion­sfirma „Stefir“auf Anfrage nicht. Allerdings stamme das Puten-Sortiment zur Gänze aus Deutschlan­d. „Wissen Sie, das ist eine reine Preisfrage.“Vom Verband „Österreich­ische Geflügelwi­rtschaft“mit dem Vorwurf eines bewussten Etikettens­chwindels und Betruges konfrontie­rt, habe der Geschäftsf­ührer der Restaurant­kette eingestand­en, das Putenfleis­ch aus dem Ausland bezogen zu haben. Im Gespräch mit der Kleinen Zeitung

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