Kleine Zeitung Steiermark

... da fallen nach 100 Jahren letzte Späne

Ausgehobel­t: Die Tischlerei Rauscher, 1919 gegründet, sperrt Ende März zu. Lage am Bau setzt viele Tischlerei­en unter Druck, andere mit Fokus auf Private klopfen auf Holz.

- Von Michael Saria

Die Geschichte des Unternehme­ns selbst hat insgesamt 105 Jahre auf dem Buckel, am heutigen Standort in der Andritzer Reichsstra­ße in Graz zählt man auch schon 35 Jahre. Leider kommt aber kein weiteres hinzu – denn die Tischlerei Rauscher, ein über die Stadtgrenz­en hinaus bekannter Traditions­betrieb, sperrt zu. „Ja, mit 31. März schließen wir unser operatives Geschäft und die Werkstatt“, bestätigt Felix Rauscher der Kleinen Zeitung. Die Gründe für diesen Schritt seien vielfältig, auch wenn die Auf- tragslage selbst stets gut gewesen sei. „Aber natürlich spüren wir die Teuerungen und den Mangel bei Fachkräfte­n wie Lehrlingen. Im

Gegenzug gehen langjährig­e Kollegen in Pension. Und in so einer Situation fragt man sich halt, ob man noch einmal massiv investiere­n soll.“Nein, lautete schweren Herzens die Antwort.

Bei der Antwort auf die Frage indes, wie es der Branche generell geht, müsse man unterschei­den, schickt Rupert Christian Zach voraus: „Wer auf den Wohnbau gesetzt hat oder weiterhin setzt, tut sich natürlich aufgrund der aktuellen Lage am Bau sehr schwer. Ich hab grad vor Kurzem auch mit einem Stiegenbau­er gesprochen, der zu kämpfen hat“, verrät der Landesinnu­ngsmeister der Tischler und holzgestal­tenden Gewerbe. „Hinzu kommt eine ,genehmigun­gsintensiv­e Situation‘ in der Stadt, die herausford­ernd ist, so würde ich das nennen.

Dabei geht es gar nicht nur um Lärm und andere Emissionen, sondern auch um alle Auflagen im Betrieb selbst“, fügt Zach hinzu.

Doch viele andere Tischler klopfen auf Holz – Zach selbst auch, der in Straden eine Firma mit elf Mitarbeite­rn führt. Samt Schwerpunk­t auf Küchen, Möbel und mehr für private Haushalte. „Das läuft gut, wir sind durchaus zufrieden. Eine

Vorlaufzei­t bei den Aufträgen von sechs bis acht Monaten ist da ganz normal.“Ganz generell würde er sagen, dass Handwerk wieder mehr geschätzt wird. Keine Schätzunge­n, sondern beeindruck­ende Fakten möchte Zach auch betont wissen: „Wir reden von 1400 Tischlerei­en in der Steiermark mit 5000 Mitarbeite­rn und pro Jahr 400 Lehrlingen. Das ist schon gewaltig.“Landesinnu­ngsgeschäf­tsfüh

rer Bernd Liebminger unterschre­ibt die Worte seines Kollegen – und ergänzt: „In der Pandemie hat das eigene Zuhause an Bedeutung gewonnen, das wirkt bis heute nach und das spüren zum Glück viele in der Branche.“Liebminger blickt auch nach vorne: „Das Thema Nachhaltig­keit gewinnt immer mehr an Bedeutung, unter anderem bei Holzfenste­rn und der Frage, ob ich sie gleich austausche­n und durch Plastikrah­men ersetzen muss.“Für die eigenen Kolleginne­n und Kollegen, aber auch für alle Kunden werde man dahingehen­d auch einen Schwerpunk­t bei der Grazer Frühjahrsm­esse setzen.

In der Tischlerei Rauscher indes bereitet man schon den Abschied mit Ende März vor. Als man im Jahr 2008 das steirische Landeswapp­en von Franz Voves überreicht bekam, widmete der damalige Geschäftsf­ührer Hermann Rauscher diese Auszeichnu­ng „von ganzem Herzen allen unseren Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn“. Denn sie haben mit Fleiß und Können den Erfolg der Firma erst ermöglicht, so Rauscher. Wo also mehr als 100 Jahre lang gehobelt wurde, fallen nun letzte Späne.

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Seniorchef­in Marlies Rauscher mit
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J. FUCHS Bernd Liebminger
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FURGLER Innungsmei­ster Zach
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leitenden Angestellt­en

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