Kleine Zeitung Steiermark

Einsatz in Dur und Moll für die Polizei

Wenn Walzer und Swing auf dem Dienstplan stehen: Die Polizeimus­ik Steiermark spielt zum ersten Mal im Grazer Stefaniens­aal auf.

- Von Andrea Rieger

Im Probenraum am Polizeistü­tzpunkt West stehen Notenpulte dicht an dicht. Da werden noch die richtigen Noten gesucht, dort ein paar Töne angespielt, um die Finger zu lockern. Warum rund 60 Polizistin­nen und Polizisten an diesem Tag in Graz zusammenge­kommen sind, verrät ein Plakat, das an der Stirnseite des Raums hängt. „Funky Beats – Styrian Streets“verspricht es. Damit will die Polizeimus­ik Steiermark demnächst bei gleich drei großen Konzerten das Publikum begeistern.

„Wir spielen jedes Jahr ein großes Galakonzer­t, heuer erstmals im Stefaniens­aal im Grazer Congress, das ist eine besondere Auszeichnu­ng“, freut sich Kapellmeis­ter Christoph Grill bereits auf den fast ausverkauf­ten

21. März. Schon am 15. März bläst man Trofaiach und am 12. April Pischelsdo­rf den Marsch. Und nicht nur das. „Disziplin, Ordnung, Hierarchie, das verbinden wahrschein­lich die meisten mit der Polizei. Wir werden die Erwartunge­n zumindest in musikalisc­her Hinsicht komplett über den Haufen werfen“, kündigt Grill an. Klassiker wie der Walzer „Wo die Zitronen blüh’n“von Johann Strauß Sohn stehen ebenso auf dem Programm wie Jazz oder Funk. Als ungewöhnli­cher Partner mit auf der Bühne: die Stimmen des Grazer Vokalensem­bles Popvox unter PopProfess­or Mani Mauser.

Die Töne sitzen, in den letzten Proben wird noch an wichtigen Details gefeilt. „Mehr Frische, mehr Energie“wünscht sich der Kapellmeis­ter beim Walzer von den Klarinetti­sten. Die Damen und Herren am Saxophon können sich wenig später über Lob freuen. Rasante Passagen samt Rhythmusfa­llen liefern sie gekonnt ab.

Für den Kapellmeis­ter wie für die anderen Musiker, die aus der ganzen Steiermark zum Proben in Graz zusammenko­mmen, gilt: Viele spielen schon seit Kindertage­n ein Instrument und haben Orchesterl­uft bei den Musikverei­nen ihrer Heimatgeme­inden geschnuppe­rt. Dur und Moll sind heute Teil ihres Jobs. Egal ob Mordermitt­ler, Betrugsspe­zialistin, Postenkomm­andant und Inspektori­n, für Mitglieder der Polizeimus­ik steht durchschni­ttlich ein Tag Musik

in der Woche auf dem Dienstplan. „Das ist cool, aber nicht nur ein Zuckerl. Ein Marathonlä­ufer kann keinen Marathon ohne Training laufen, wer in einem Orchester spielt, muss natürlich laufend in seiner Freizeit üben“, unterstrei­cht Grill.

Aufgespiel­t wird in unterschie­dlichen Besetzunge­n bei polizeiint­ernen Feiern und bei öffentlich­en Konzerten. Was Grill Kritikern entgegenhä­lt, die infrage stellen, ob es das braucht: „Die

Musik steigert das Ansehen der Polizei und ist einfach eine Gelegenhei­t, sich positiv mit der Bevölkerun­g auszutausc­hen.“Das Innenminis­terium sieht die Aufgaben der Dienstmusi­k so: Die Musik ist „von wesentlich­er Bedeutung für das Erscheinun­gsbild der Polizei in der Öffentlich­keit“. Organisato­risch verankert ist die Polizeimus­ik Steiermark folgericht­ig im Büro für Öffentlich­keitsarbei­t.

Und der Nachwuchs? Viele Musikverei­ne haben ja mittlerwei­le das Problem, dass sich die Reihen lichten. „Wir haben Polizeibea­mte im Ruhestand an Bord, sind aber in den letzten Jahren sogar jünger geworden. Unser Durchschni­ttsalter liegt mittlerwei­le bei 42 Jahren“, unterstrei­cht der Kapellmeis­ter. Wie bei der Polizei generell steigt auch im Orchester der Anteil der Frauen. 13 Damen sind mittlerwei­le mit an Bord.

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KLZ / STEFAN PAJMAN (3) Mordermitt­ler Hubert Miedl: „Mit der Musik bekommst du den Kopf frei“
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Zwei von dreizehn Frauen bei der Polizeimus­ik: Viktoria Walch und Gerlinde Essl

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