Lügengebilde in der Stadt der Liebe
„Trennung für Feiglinge“unterhält durch eine punktgenaue Inszenierung.
Frauen treffen mutigere Entscheidungen und sind konsequenter. So könnte man das 2011 in Paris uraufgeführte Stück von Clément Michel zusammenfassen, ohne den überraschenden Schluss zu verraten. „Eine Woche . . . nicht mehr!“lautet der treffendere Originaltitel, mit „Trennung für Feiglinge“(die österreichische Erstaufführung datiert aus 2017) wollte man wohl näher am Genre der Boulevardkomödie sein. Die in diesem Fall durchaus ihre Tiefen und bissige Momente hat, der Franzose verlässt sich nicht auf billige Schenkelklopfer, sind auch Vehikel aus dem Rangierbahnhof des Boulevard-Genres natürlich dabei. Wobei Regisseur Robert Persché punktgenau die Pointen herauszuarbeiten vermochte und sich für die sehenswerte Grazer Inszenierung eine charmante Rahmenhandlung einfallen ließ.
Worum geht’s? Paul hat schon nach vier Monaten genug von seiner Freundin, blind dafür, dass das Grundproblem in ihm als unzufriedenem Menschen selbst steckt – und nicht in Sophie. Dass sein bester Freund Martin bei dem Paar einzieht (aber eben nur eine Woche und nicht länger), soll zu feigen Lösung führen: Er soll zum Störfaktor werden, den Sophie nicht mehr aushält – und von selbst das Weite sucht. Doch Martin ist ein Gewinn für jede WG, und nicht nur das bringt das verworrene Lügengebilde zum Kippen.
Mit der wunderbaren Birgit Spuller als verständnisvolle Sophie, dem knarrigen Urs Harnik als Rumpelstilzchen Paul und dem kauzigen Stefan Moser zwischen Bub und Mann stand Persché eine unterhaltsame Dreierkonstellation zur Verfügung, die in der versiertschlichten Ausstattung (Elke Steffen-Kühnl), die das Wort unterstützt, das Publikum voll überzeugen konnte. Viel Applaus zudem für Michaela Haselbacher-Berner als Conférencière und irgendwie auch guten Geist. Christian Ude „Trennung für Feiglinge“. Von Clément Michel. Komödie Graz. Termine bis 20. April ausverkauft, Zusatzvorstellungen am 21. April und 26. Mai, Restkarten für 27. April sowie 25. Mai. www.komoedie-graz.at