Ein Steirer in Oscar-Freuden
Morgen, Mittwoch, werden Anrainer wie Unternehmer über Bauarbeiten in der Grazer Leonhardstraße informiert – und über den künftigen Vorrang für Trams sowie die neuen Regeln für Autolenker.
„Ich sehe was, was du nicht siehst“von Wes Anderson übernommen. „Die ersten 20 Minuten des Films haben wir angegriffen, jede Szene, die man da sieht, ist aus unseren Händen gekommen, da bin ich schon stolz drauf“, meint der Grazer. Die Hauptrolle „Henry Sugar“spielte übrigens niemand Geringerer als der britische Schauspieler Benedict Cumberbatch.
Von seinem Glück erfahren hat der Grazer allerdings nicht im Smoking, sondern noch unter der Bettdecke. „Ich habe das Handy aufgedreht und gemerkt, dass in diversen Gruppen schon gratuliert wurde und mir gedacht, aha, jetzt ist es tatsächlich so passiert“, erzählt der Grazer stolz. Zu dem Auftrag gekommen ist er über den WesAnderson-Film „Asteroid City“im Jahr 2021. „Einige Studios hatten hier Probleme und haben uns gefragt, ob wir zehn Szenen übernehmen können“, meint er. Aus den zehn Szenen wurden 70 und der Auftrag für den jetzigen Oscar-Träger. Besonders herausfordernd: die Genauigkeit. Denn laut Struklec kennt Anderson hier keine Kompromisse. Deshalb sei die Arbeit beinahe wie ein „Malen nach Zahlen“gewesen.
Sein erster großer Film ist die Mitarbeit allerdings keinesfalls. Denn während seiner Zeit in London, Vancouver und Singapur hat er bereits an Größen wie „Prometheus“, „X-Men“, „Maleficent“oder „The Great Wall“mitgearbeitet. Das änderte sich auch seit der Gründung seines eigenen Unternehmens im Jahr 2017 nicht: So arbeitete er etwa an dem Prequel zu „Game of
Thrones“, „House of the Dragon“, mit. Aber auch Kinderfilme wie „Ritter Trenk“oder „Hilfe, ich habe meine Eltern geschrumpft“finden sich im Portfolio des Unternehmens.
Heute ist Struklec stolz, aus Österreich in der internationalen Filmbranche mitmischen zu können. „Wenn ich mich in die Zeit nach meinem Studium versetzte, hätte ich es nie für möglich gehalten, dass mir einmal zum Oscar gratuliert wird“, meint er. Auch während erster beruflicher Schritte in Österreich hätte der Grazer das niemals gedacht.
Benedict Cumberbatch in der Rolle als Henry Sugar
Im „Theater im Palais“in der Leonhardstraße 19 geht morgen, Mittwoch, um Punkt 18 Uhr der Vorhang hoch. Doch auf dem Programm steht kein fiktives Stück der Grazer Kunstuni, sondern der ernsthafte Blick in die nahe Zukunft an diesem Standort – und das Publikum soll weniger unterhalten als vielmehr informiert werden: Experten von Stadt und Holding Graz wollen Antworten zur nächsten Großbaustelle in der Landeshauptstadt liefern. Diese geht ab Juli eben in der Leonhardstraße über die Bühne und wird den Verkehrsraum rund um das Parkhotel neu ordnen.
Vordergründig investiert man insgesamt knapp drei Millionen Euro, um die Schienen der Tramlinien 1 und 7 im Bereich Maiffredygasse/Leonhardstraße auszutauschen. Also werden nicht nur der Gleisbogen angepasst, die Erschütterungsdämmung erneuert und die sogenannten „Schmieranlagen“aufgefrischt – zusätzlich sei es „im Zuge dessen erforderlich, auf einer Länge von 20 Metern das bestehende Gewölbe des Kroisbaches zu adaptieren“, heißt es in den Unterlagen zu
einer laufenden Ausschreibung der Holding Graz. Im Windschatten dieser Anstrengungen passiert aber weitaus mehr – zu sehen mit Ende der Baustelle Anfang September:
Vorrang: „Durch diese Maßnahmen ermöglichen wir den Fahrgästen ein schnelleres Vorankommen. Und wir verschönern das städtische Umfeld“, betonte Vizebürgermeisterin und Verkehrsreferentin Judith Schwentner (Grüne) schon im November. Ersteres bezieht sich auf jene Beschleunigung, welche die Trams nach dem Umbau erfahren sollen – weil diese fortan vor allem in der Leonhardstraße nicht mehr hinter Autos im Stau stecken müssen. Umbruch: Dies erreicht man durch eine Neuordnung des Verkehrsraumes. So können Autolenker wie Radfahrer künftig nicht mehr vom Glacis/ Kaiser-Josef-Markt oder von der Rechbauerstraße kommend in die Maiffredygasse fahren. Zudem bremst man ab Schulbeginn
an zwei Stellen bisherige Linksabbieger aus – das wird künftig sowohl in der Leonhardstraße in Richtung Lessingstraße der Fall sein als auch von der Schillerstraße kommend in die Leonhardstraße hinein.
Durchfahrt: Im Gegenzug lässt man ab Herbst erstmals Autofahrer von der Leonhardstraße in die Maiffredygasse einbiegen – auch wenn die Freifahrt erwartungsgemäß nicht bis zum Glacis gestattet wird, sondern nur bis zur Alberstraße auf Höhe Spar-Markt.
Druckknopf: Zu den wesentlichen Neuerungen gehört auch eine frische Druckknopfampel für alle Fußgänger, welche in Zukunft sicher die Maiffredygasse zwischen Parkhotel und Apotheke überqueren wollen. Diese Ampel bremse bei Bedarf und Fingerdruck jedoch wohlgemerkt nur Fahrzeuglenker, „nicht aber den Straßenbahnverkehr“, betont man seitens der Stadtbaudirektion.
Autoparkplätze: Im Magistrat wird aber auch auf einen Umstand hingewiesen, der sich in hitzige Debatten über Parkmöglichkeiten in der Innenstadt einreiht: 21 Schrägparkplätze in der Maiffredygasse würden breitenmäßig nicht mehr den Vorgaben der Straßenverkehrsordnung entsprechen, heißt es – also werden stattdessen zwischen Spar und Parkhotel sechs Längsparkplätze realisiert sowie drei Bäume gesetzt.
Sitzmöbel: Neben neuen Grünflächen auf 450 Quadratmetern wird die Maiffredygasse auch zehn Sitzmöbel zum Verweilen bieten. Die Leonhardstraße wiederum soll neben vier neuen Bäumen und einem 60-Quadratmeter-Grün auch einen „bespielbaren Wassertisch“erhalten.