Kleine Zeitung Steiermark

„Inaktivitä­tsfalle“am Jobmarkt droht

Sorge von AMS-Chef und Flüchtling­skoordinat­or um Integratio­n Ukraine-Vertrieben­er.

- Markus Zottler

Rund 110.000 Menschen sind seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine im Februar 2022 nach Österreich geflohen. 70.000, schätzt Flüchtling­skoordinat­or Andreas Achrainer, seien noch im Lande.

Gemeinsam mit AMS-Chef Johannes Kopf will Achrainer jetzt Druck aufbauen. Das Anliegen der beiden? Eine bessere Integratio­n von Ukraine-Vertrieben­en am Jobmarkt. Denn dort ist der große Anteil noch gar nicht angekommen.

Ein Umstand, der laut Kopf und Achrainer zur „Inaktivitä­tsfalle“führen könne und das „Waiting-Dilemma“hervorrufe – sprich: Viele hoffen auf eine baldige Rückkehr, die allerdings Integratio­nsbemühung­en hemmt. Zurzeit seien 17.400 Ukrainerin­nen und Ukrainer vollversic­hert, 3600 geringfügi­g beschäftig­t. Rechne man Kinder, Alte, Behinderte oder Selbststän­dige hinzu, blieben noch immer 15.000 bis 20.000 Menschen übrig, die wohl arbeitsmar­ktfähig seien, am Jobmarkt aber nicht auftauchen. Johannes Kopf: „Das ist ziemlich viel.“

Fehlende Sprachkenn­tnisse und Kinderbetr­euungsmögl­ichkeiten führen die Experten als Erklärung ebenso an wie die hochkomple­xe Anrechnung von Ausbildung­en im Gesundheit­sund Pflegebere­ich. Dazu geselle sich bei Vertrieben­en die Sorge, aus der Grundverso­rgung zu fallen, wenn man eine Arbeit beginnt. Zwar seien Möglichkei­ten für den Zuverdiens­t geschaffen worden. Aber nicht in allen Ländern, schildert Achrainer. Kärnten, Niederöste­rreich und Salzburg hätten dies bisher noch nicht umgesetzt, anderswo würden wiederum Informatio­nen oder ein Online-Berechnung­stool fehlen.

Als weiteres Hemmnis wird der Vertrieben­enstatus angeführt, der immer nur von März zu März um ein Jahr verlängert werde. Hier knüpfen auch zwei Forderunge­n der Experten an: ein Daueraufen­thaltstite­l und eine Neuzuordnu­ng. Weg von der für Asylwerber gedachten Grundverso­rgung, hin in die Sozialhilf­e, bei der eine Zusammenar­beitspflic­ht bestünde.

In der Steiermark sind laut AMS übrigens 1380 Ukrainerin­nen und Ukrainer unselbstst­ändig beschäftig­t. Diesen stehen 351 Arbeitslos­e und 424 Personen in Schulungen gegenüber.

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