Dankls Effekt auf die Steirerwahl
Was ÖVP, SPÖ und FPÖ vor der Landtagswahl mit dem Erfolg von Kay-Michael Dankl in Salzburg anfangen.
Zwei Dinge hat Graz der Stadt Salzburg jedenfalls voraus: Der Bürgermeistersitz ist schon an die KPÖ gegangen und die ÖVP sitzt auf der Oppositionsbank. Kommunisten im Landtag gibt es da wie dort, dennoch brachte der Erfolg von Kay-Michael Dankl bei der Salzburg-Wahl vieles ins Rutschen. Die Revolution an der Salzach schlägt Wellen bis zur Mur.
Aufmerksamkeit. Seit die „KPÖplus“am Sonntag Platz 2 (23,1 Prozent) in der Mozartstadt erreichte, widmen sich viele Beobachter und Kommentatoren dem Phänomen Dankl. Genau auf diese Aufmerksamkeit ist die KPÖ angewiesen, wie Elke Kahr und KP-Funktionäre schon bei der Vorstellung von Tobias Schweiger als Spitzenkandidaten der Nationalratswahl bejahten. Übersetzt: Von Dornbirn über Klagenfurt bis Eisenstadt ist die KP viel zu unbekannt.
Aussagekraft. Das große Echo auf Dankl wurmt steirische Funktionäre hörbar, zumal in der Grünen Mark im Herbst der neue Landtag gewählt wird. Die KPÖplus sei „ein urbanes Phänomen und landesweit nicht bemerkbar“, winkt FPÖ-Landesparteisekretär Stefan Hermann ab. Das Ergebnis habe wenig
Aussagekraft, meint auch die Grazer SPÖ-Chefin, Landesrätin Doris Kampus. Sie vermeidet es, den Salzburger Roten Ratschläge zu erteilen, ob sie mit der KP kooperieren sollen oder nicht. Hintergrund: Landesparteichef Anton Lang ist kein Freund des rot-grün-roten Bündnisses in Graz. „Man muss Land und Stadt auseinanderhalten, die Volkspartei ist weiterhin die Bürgermeisterpartei in Salzburg“, betont Detlev Eisel-Eiselsberg, Geschäftsführer der Steirer-VP.
Abschauen. Was nehmen die Parteien dann mit? „Den direkten Kontakt zum Bürger kann man sich abschauen“, zollt der
Grazer-VP-Chef Kurt Hohensinner Bürgermeisterin Kahr, trotz aller Kritik, Respekt.
Den Fehler der VP in Salzburg, nicht früh einen Spitzenkandidaten mit Amtsbonus aufzubauen, hat man zumindest im Land vermieden. Hermann Schützenhöfer übergab zur „besten“Zeit an Christopher Drexler. Keine Landespartei tritt mit unbekannten Spitzen an.
Themen. Dass Dankl mit Kahrs Paradethema Wohnen und Teuerung gepunktet hat, überrascht im Steirerland niemanden. „Wir kopieren die KPÖplus sicher nicht“, betont Hermann, das Teuerungsthema längst zu beackern. Die „Großparteien“tun sich da schwerer. Fest steht: ÖVP und SPÖ im Land haben im Vorjahr ein beachtliches Wohnbaupaket geschnürt.
Instabil. Die große Unbekannte ist wieder einmal Graz. Und der Wahlkreis 1 mit Graz Umgebung hat nun noch mehr Gewicht, 16 Landtagssitze werden im „Einser“vergeben, die Obersteiermark büßte ein Mandat ein – Stichwort Bevölkerungsentwicklung. Zuletzt lag die KPÖ in den Umfragen im Land zwischen acht und 14 Prozent, das bedeutet viel Abstand nach oben. Aber „Graz ist unvorhersehbar, manche Meinungsforscher waren schon der Verzweiflung nahe“, skizziert ein Wahlkampfprofi. „In Graz wurden wir abgestraft, weil zu viel, und in Salzburg, weil zu wenig gebaut worden ist“, erinnert Hohensinner (ÖVP). „Es ist alles drinnen, wir rücken die Grazer Themen in den Fokus“, betont man wiederum in der FPÖ. „Die Menschen haben ein Recht darauf zu wissen, was die SPÖ will“, formuliert es Kampus für Graz.
Wird womöglich doch vor dem Herbst gewählt? „Die Steiermark wählt immer dann, wenn es für die ÖVP am günstigsten ist. Das ist heuer schwierig“, ätzt der freiheitliche Hermann.
Wem hören die Wähler zu? Der KPÖ (hier Dankl, Kahr & Co in Graz), der ÖVP (Amtsinhaber Drexler; in einer Foto-Montage) oder anderen?