„Erinnerung an Grundzüge des Kommunismus ist verschwunden“
Das spektakuläre Ergebnis der KPÖ bei den Salzburg-Wahlen gibt auch Lesern zu denken. Einige finden, dass hinter diesem Erfolg auch eine gewisse Geschichtsvergessenheit der Wähler stehe.
„Eine Linkswende unter falscher Flagge“und „Gegen den Trend im Trend“, 11. 3.
Hat denn niemand Ge- schichte gelernt? Sind die Beispiele von Russ- land, China, Nordkorea, Kuba oder Venezuela nichts? Wo der Kommunismus Fuß fassen konnte, wurden Armut, Entbeh- rung und Leid über die Men- schen gebracht. Es wurden Dik- taturen mit brutaler Gewalt auf- gebaut und wer sich nicht fügte, wurde „beseitigt“, wer Glück hatte, konnte flüchten. Wie gut die verstaatlichten Betriebe wirtschafteten, konnten wir in unseren östlichen Nachbarländern sehen. Reine Mangelwirtschaft. Wollen wir das auch wie- der? Die jungen Parteiführer ha- ben nichts mehr davon gehört und ältere kehren das gerne un- ter den Teppich.
Ja, unser kapitalistisches Sys- tem hat seine Schwächen, aber insgesamt ist es der Schlüssel zum Wohlstand. Der Staatskapi- talismus, in Russland oder Chi- na, ist es nicht. Er erlaubt einer überschaubaren Zahl von „bra- ven“Oligarchen ein feudales Le- ben. Die große Masse lässt man so leben, dass sie nicht aufbe- gehrt. Ideal dagegen ist unsere soziale Marktwirtschaft, mit dem freien Unternehmer, der faire Löhne bezahlt, damit er auf tüchtige, fleißige Mitarbeiter zählen kann. Beide zahlen, auf das Einkommen bezogen, Steu- ern, damit der Staat auch seinen Aufgaben nachkommen kann. Demokratie, gepaart mit sozia- ler Marktwirtschaft, ist der ideale Zustand, um ein freies, selbstbestimmtes Leben zu füh- ren. Ing. Othmar Schneider,
Neuhaus
Erinnerung verblasst
Das Dunkelrot der KPÖ+ ist zur Modefarbe geworden. Das Rot der Sozialdemokraten ist ver- blasst, türkis ist out, grün und blau glanzlos. Die kommunisti- sche Partei propagiert nur die soziale Komponente wie leist- bares Wohnen, 30-Stunden-Wo- che für alle, gratis Öffis, freien Zugang zu Bildung, klassenlose
Gesellschaft, Umverteilung des Gesellschaftsvermögens usw. Der alte Karl Marx hätte seine Freude mit der KPÖ, die ihre poli- tischen Ideen so perfekt ver- marktet wie einst die DDR und die Russen in Moskau.
Während die SPÖ noch die his- torische Hypothek des Sozialis- mus mitschleppt, ist die Erinne- rung an den Kommunismus und seine Grundzüge bei den Wahl- berechtigten verschwunden. Dieses Manko an Wissen macht die dunkelrote KPÖ wählbar. Die etablierten Parteien in Österreich allerdings fördern und fun- dieren den Erfolg der Kommu- nisten durch das Nichtbeachten von den Sorgen der Bevölke- rung, das Ignorieren der Anlie- gen unserer jungen Staatsbür- ger und die Ausgrenzung der Ju- gend von politischer Verantwor- tung. Dass die Zeiten einer realitätsfremden, männerdomi- nierten und hierarchischen Par- teistruktur vorbei sind, müssen ÖVP, SPÖ und FPÖ nach der Salz- burgwahl endlich zur Kenntnis nehmen.
Dieser Urnengang hat aber auch gezeigt, dass eine KPÖ, welche sich nicht von der Ideologie Stalins und den Gräueln des Kommunismus distanziert, durchaus bei vielen Bürgern Akzeptanz findet und wählbar ist. Ob dieser Zustand ein gesellschaftliches Gefahrenpotential darstellen wird, steht in den Sternen, da sehe ich die kurzfristigen Protestparteien wie die Bierpartei oder MFG weitaus kritischer. Ernest Maier,
Mooskirchen
Historisch belastet
Das Land Salzburg, und das kommt in allen Kommentaren zu kurz, ist nach wie vor in „schwarzer Hand“. In der Hauptstadt Salzburg liegen die Dinge anders. Hier schnitt der smarte KPÖ-Kandidat Dankl gut ab. Er hat, im Gegensatz zu allen anderen Parteien, das „leistbare Wohnen“zum Hauptthema gemacht. Hier handelt es sich um ein Grundrecht, das auf geradezu kriminelle Art und Weise vernachlässigt wurde und wird.
Man könnte hier am Verstand der PolitikerInnen zweifeln. Hie- ran wird Dankl gemessen wer- den! Rudolf Prill,
Köttmannsdorf
Umbenennung wäre gut
Warum dieses unterschwellige negative „Unter falscher Flag- ge“? Das assoziiert einen Schwindel. Erschwindelt hat Dankl sich die Wahl sicher nicht – und ebenso sicher will er aus Salzburg nicht Karl-Marx-Stadt machen! Auch wird die Flagge Salzburgs, wie bei Amanda Klachl geschrieben, künftig nicht Hammer und Sichel zieren. Die Bezeichnung „Kapo“ist beleidigend, war ein Kapo doch ein Funktionshäftling in den NS- Konzentrationslagern. Das ist Polemik, die die dunklen Zeiten der KP heraufbeschwört. Der Parteiname KP ist historisch belastet, keine Frage. Die heutige KPÖ präsentiert sich als moder- ne, demokratische, liberale Par- tei mit großem sozialem Enga- gement. Wie Elke Kahr vor eini- ger Zeit klarmachte: Für sie „… muss es nicht unbedingt bei der KPÖ bleiben“. Vielleicht täte die Partei sich einen Gefallen, sich umzubenennen – zum Beispiel in Liberale Partei Österreichs (das Wort „sozial“ist ja, wenn auch kaum mehr so gelebt, be- reits vergeben). Ich selbst be- zeichne mich als Christdemo- krat, doch wird mir die heutige KPÖ für die Zukunft immer sym- pathischer. Goetz John,
Feldkirchen
Hammer und Sichel
Wie auch immer die Politik der Kommunisten aussieht – wa- rum benennen sie ihre Partei nach einigen der übelsten Massenmörder der Geschichte? Für leistbare Wohnungen kann man doch auch sorgen, ohne die Ge- schichte zu verharmlosen. Mil- lionen Menschen in unseren öst- lichen Nachbarländern haben unter dem Zeichen „Hammer und Sichel“gelitten; wieso verhöhnt man sie derart?
Gerfried Schmidt, Wies
Zukunftsvision?
Die junge Generation sowie die Work-Life-Balance-Generation kann leicht KPÖ wählen, aber nur so lange die Babyboomer, die 40 Stunden und mehr arbei- ten, das Land mit ihrer hohen Steuerlast am Leben erhalten. Freue mich schon auf den Tag X, wenn der ganze Wohlstand weg ist und keine Melkkühe mehr in den Topf einzahlen, welches Geld sie dann verteilen werden. Wenn dann die „Reichen“und
Steuerzahler nicht mehr bereit sind, Vollzeit zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen, dann werden halt alle irgendwann gleich arm sein. Das kann ja nicht die Zukunftsvision der Mehrheitsbevölkerung sein!
Gabi Zieger, Graz
Mehr Kontrollen
„Aktion scharf auf 1300 Meter Seehöhe“, 10. 3.
Wenn der allgemeine Wunsch nach einem wirklichen Fahrverbot für Sattelschlepper auf dem Triebener Tauern besteht, muss man nach entsprechender Gesetzesänderung nur ein paar wenige Dinge tun: kontrollieren. Anhalten. Anzeigen. Nummerntafeln abmontieren und LKW abstellen, bis die Anzeige erledigt ist. Dann wird es kaum mehr verbotene Fahrten geben.
Mag. Gert Mayer, Gröbming