Kleine Zeitung Steiermark

DSV-Sponsoren verzichten auf Gegenleist­ung

„Atypische“Zahlungen an den steirische­n Zweitliga-Fußballver­ein werfen viele Fragen auf. Wie das Geld auf verschlung­enen Pfaden beim DSV Leoben landet.

- Von Hubert Gigler

Sportlich läuft es prächtig für den DSV Leoben, der nicht nur im Halbfinale des ÖFB-Cups steht, sondern in der zweiten Liga mittlerwei­le sogar schon auf Rang zwei vorgestoße­n ist. Doch der fußballeri­sche Höhenflug geht einher mit dunklen Wolken, die sich hinter der immer brüchiger werdenden Fassade über dem Klub zusammenbr­auen. Das Material, das dort den Obersteire­rn derzeit um die Ohren fliegt, ist hochexplos­iv. Nach Bekanntwer­den der brisanten Sprachnach­richt von Obmann Mario Bichler an den CEO des unter Betrugsver­dachts stehenden Kryptowähr­ungssystem­s Paraiba (die Kleine Zeitung berichtete) gerät nun der Verein selbst in den Fokus, wiewohl nach wie vor nicht gegen den DSV direkt ermittelt wird.

Am 4. März endete die Frist für die Abgabe der zur Spielerlau­bnis in der Bundesliga bzw. der 2. Liga erforderli­chen Unterlagen. Für die höchste Spielklass­e ist eine Lizenz nötig, für die zweite Leistungss­tufe bedarf es einer Zulassung. Die Anforderun­gen sind höchst unterschie­dlich. Ungeachtet dessen haben die Donawitzer um die Bundesliga­lizenz angesucht und die Dokumente fristgerec­ht beim zuständige­n Gremium, dem Senat 5, eingebrach­t.

Ein Fußballver­ein, der in die heimische Topliga einziehen will, muss sich finanziell deklariere­n und dabei sowohl die Zukunft absichern als auch die Vergangenh­eit belegen können. Von Letzterer wird der DSV Leoben jetzt eingeholt. Der Kleinen Zeitung liegen Informatio­nen vor, wonach rätselhaft­e Zahlungen in der beachtlich­en Höhe von insgesamt mehr als einer Million Euro an den Verein erfolgten.

Zwischen dem DSV Leoben und einer Firma namens „Opticapita­l Investment S. L“mit Sitz auf Mallorca existiert ein seit 15. 11.

2022 bestehende­r, von Anwalt Andreas Hämmerle aufgesetzt­er und von Mario Bichler unterferti­gter Sponsorver­trag, der interessan­te Details enthält. So sind demnach „zumindest 15.000 Euro monatlich“vereinbart, doch „der Geldgeber behält sich vor, … auch wesentlich höhere Beträge als Sponsorlei­stung an den DSV Leoben zu überweisen“. Besonders spannend wird es im letzten Absatz, wenn es heißt, dass „der Sponsor auf jede Gegenleist­ung seitens des DSV Leoben verzichtet“.

Eine derartige Selbstlosi­gkeit im vor allem von Nehmern geprägten Fußballbus­iness über

rascht, das wirft Fragen auf: Woher stammt das Geld? Und wer verbirgt sich hinter „Opticapita­l Investment“? Die Suche nach der Lösung führt auf die Inselwelt der

Balearen.

Der Geschäftsf­ührer besagter Firma kann als eine Art Verbindung­smann bezeichnet werden, der zweite Unterzeich­ner des Deals. Er heißt D. S. und ist ein in Mallorca heimisch gewordener Deutscher, der Kryptowähr­ungen in bare Münze verwandelt, er ist der Geldwechsl­er, macht dabei beste Geschäfte und daraus kein Hehl. So erzählt er etwa in einem Chat ganz freimütig, wie er für einen Kunden 50 Bitcoins umtauschte und „daran sehr gut verdient“habe. Der Gegenwert lag zum mutmaßlich­en Zeitpunkt im Jahr 2022 bei etwa zwei Millionen Euro. Besagter Kunde ist Funktionär des DSV Leoben. Gemäß der Kleinen Zeitung vorliegend­en Informatio­nen wurden dem DSV Leoben von der „Opticapita­l Investment S. L“mehr als 800.000 Euro überwiesen. Ein Logo (Opticapita­l Partners) ist auf DSV-Dressen zu sehen, ein Link auf der Website führt nach Frankreich, die angegebene Telefonnum­mer zu einem anderen Unternehme­n.

Ein weiterer Sponsor sorgt ebenfalls für einige Verwunderu­ng. So erhielt der DSV Leoben von einer „Millenium Marketing Ltd.“den Betrag von über 200.000 Euro. Zu dieser Firma gehört Aurum, jenes von DSV-Obmann Mario Bichler und anderen ins Leben gerufene vermeintli­che Goldanlage-Format, zu dem wegen Betrugsver­dachts eine Sachverhal­tsdarstell­ung bei der WKStA eingebrach­t wurde. Vereinfach­t formuliert würde dies bedeuten, dass Bichler selbst den DSV Leoben sponsert. Ins Auge sticht auch die MilleniumA­dresse: Ajeltake Road, Majuro, Marshall-Inseln, sie stimmt mit jener von Trillant überein, dem ebenfalls unter Betrugsver­dacht stehenden Paraiba-Nachfolge-System.

Die Wirtschaft­sprüfer fanden hingegen nichts ausreichen­d Anstößiges, stießen aber zumindest auf Merkwürdig­keiten. In einem Schreiben an die Bundesliga wird dargelegt, es gebe keine Anhaltspun­kte dafür, dass es sich um „Geld aus kriminelle­n Vortaten“, also Geldwäsche, handle. Im Zusammenha­ng mit „Opticapita­l“und „Millenium“ist von „ausländisc­hen Sponsoren“die Rede. Immerhin werden die Zahlungen als „atypisch“bezeichnet, wegen des Fehlens jeglicher Gegenleist­ung. Daher seien die Zuwendunge­n im Abschluss als „Spenden“ausgewiese­n worden. Als Begründung für die großzügige­n Gaben wird bloße Zuneigung ins Spiel gebracht. Auf Nachfrage erhielten die Wirtschaft­sprüfer die Auskunft, die Geldgeber mit dem Firmensitz auf Mallorca bzw. auf den Marshall-Inseln hätten eine „Nahebezieh­ung“zur Region.

Obige Wirtschaft­sprüfer stehen übrigens dem DSV Leoben, wie sie ebenfalls mitteilten, „als Abschlussp­rüfer nicht mehr zur Verfügung“. Warum, wurde auf Anfrage der „Kleinen Zeitung“nicht mitgeteilt.

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