Salzburger Angriff auf den Platzhirsch
Exklusiv: Abschied vom horizontalen Erzählen – wie ServusTV mit „Trost und Rath“, „Die Liesl von der Post“und Co sein fiktionales Programm neu ordnet.
Vertikale Geschichten funktionieren besser als horizontal erzählte Produktionen“, erklärt Goetz Hoefer einen Paradigmenwechsel bei ServusTV. Der ehemalige Geschäftsführer von Spiegel TV, seit gut einem Jahr Programmdirektor beim Salzburger Sender, bezieht sich auf Erfahrungen mit Produktionen wie „Hubert ohne Staller“: Der lineare Zuseher mag abgeschlossene (sogenannte „vertikale“) Geschichten, wo er „zu jedem Zeitpunkt in die Erzählung einsteigen“kann.
Finanziell aufwendige Experimente wie das internationale Serienprojekt „Das Netz“dürften damit der Vergangenheit angehören. „Deswegen konzentrieren wir uns jetzt auf 90-Minüter“, nennt Hoefer die Verfilmungen von Herbert Dutzlers Ausseekrimis als Beispiel. Der vierte Fall war die erfolgreichste Eigenproduktion in der Geschichte des Senders, der fünfte ist in der Postproduktion, der sechste wird im Herbst gedreht. Der Sender bekennt sich dabei zu Regisseur Julian Pölsler, der zuletzt in der NDR-Machtmissbrauchs-Doku „Gegen das Schweigen“massiv belastet wurde. In jenem Jahr, das mit dem Rückenwind exklusiver Sportübertragungsrechte – Stichwort Fußball-EM – dazu führen könnte, dass ServusTV erstmals zu ORF 1 aufschließt, spielen auch eigenproduzierte, fiktionale Filme und Serien eine zentrale Rolle. Der Sender investiert nicht schrankenlos, aber erheblich; von strengem Sparzwang nach dem Tod von Mäzen Dietrich Mateschitz keine Spur. Vor allem Krimis und Komödien stehen auf dem Programm.
Im Frühsommer wird, wie bereits exklusiv von der Kleinen Zeitung berichtet, die von Uli Brée entwickelte Reihe „Die Liesl von der Post“(Arbeitstitel „Christl von der Post“) gedreht. Katharina Straßer spielt darin eine Postbotin mit Ambitionen als Hobby-Kommissarin. Ins Fernsehen sollen die beiden Fil
me noch heuer kommen. Ebenfalls auf ein Drehbuch von Brée gründet die Komödie „Mama ist die Best(i)e“mit Adele Neuhauser in der Hauptrolle. Der Zweiteiler wird heuer gedreht, die Ausstrahlung erfolgt 2025.
Vor der Kamera stehen im Frühjahr auch wieder Michael Ostrowski und Bea Brocks, die in Graz einen weiteren Fall von „Trost und Rath“drehen: „Das große Schlachten“basiert erneut auf einem Buch des steirischen Autors Robert Preis. Der erste Film der Reihe, „Tanz mit dem Teufel“wird im Herbst ausgestrahlt. Ein Wiedersehen gibt es mit Fritz Karl in der Rolle des Salzburger Kriminalpsychologen
Thomas Meiberger: Die serielle Erzählweise hat ServusTV schon länger aufgegeben, dafür stehen zwei neue „Meiberger“Filme an. Auch ins Kino drängt der Sender: Mit Sigi Zimmerschied und Luise Kinseher entsteht die Fortsetzung der erfolgreichen Krimikomödie „Weißbier im Blut“.
Gemeinsam mit der ARD verwirklicht ServusTV eine deutschsprachige Neuinterpretation der norwegischen MiniThriller-Serie „Øyevitne – Eyewitness“: Zwei Schüler sind Zeugen eines Mordes und müssen fürchten, selbst ins Visier des Täters zu geraten. In der Rolle der Ermittler sind Nicolette Krebitz und Lucas Gregorowicz zu sehen. Das Projekt ist gut abgelegen: Die Dreharbeiten wurden bereits Ende 2022 beendet.
Nicht zufriedenstellend lief 2023 die Ausstrahlung der ersten Servus-Verfilmung eines „Metzger“-Krimis von Autor Thomas Raab. Im Schnitt bloß 122.000 Zuschauer und fünf Prozent Marktanteil waren weltpolitisch erklärbar: Am Tag der Ausstrahlung attackierte die Terrororganisation Hamas Israel, Sondersendungen dominierten das Quotengeschehen. In Salzburg glaubt man weiterhin an das Format, will es aber „optimieren“. Mit Valery Tscheplanowa und Simon Schwarz bleibt der Hauptcast erhalten.