Ein Preis für Spürsinn und Einsatz
Steirische Polizistinnen und Polizisten vor den Vorhang: Den „Schöckl Award“erhielt auch eine junge Inspektorin aus Bruck und ein erfolgreicher Betrugsermittler.
Wieder ist ein neuer Fall auf dem Schreibtisch von Bezirksinspektor Andreas Boskor gelandet: Eine 73-jährige Grazerin übergab eine hohe fünfstellige Summe an eine Betrügerbande, die sie mit der Masche „falsche Polizisten“geködert hatten (Bericht links). Der Betrugsermittler im Landeskriminalamt (LKA) weiß, wie die Täter ticken, von wo aus sie operieren und mit welchen Psychotricks sie ältere Menschen derart manipulieren, dass sie wildfremden Personen ihr Erspartes in die Hand drücken.
Einige Täter der unteren und mittleren Ebene konnte der Kriminalbeamte – teils unter Mithilfe der Betroffenen – bereits dingfest machen. Doch die Betrüger finden immer neue Opfer und ändern ihre Methoden ständig. Der vierköpfigen Ermittlungsgruppe „Falsche Polizisten“im LKA unter Boskors Leitung
gelingt es immer wieder, tief in die Struktur der international agierenden Banden einzudringen. „Wir versuchen, die falschen Polizisten dorthin zu bringen, wo sie hingehören: in die Haft“, sagt der Kriminalbeamte. In Zusammenarbeit mit anderen in- und ausländischen Dienststellen kann Boskors Team bereits 17 Festnahmen auf seine Fahnen heften.
Deshalb ist der LKA-Betrugsermittler einer von acht Persönlichkeiten aus Exekutive und Verwaltung, die gestern im feierlichen Rahmen in der Alten Aula der Grazer Universität mit dem „Schöckl Award“ausgezeichnet wurden. Erstmals wurde heuer dieser Preis gemeinsam von der Landespolizeidirektion, dem „Kompetenzzentrum Sicheres Österreich“und der Landesregierung an steirische „Polizistinnen und Polizisten des Jahres“vergeben. Warum eigentlich „Schöckl Award“? Wenn im Polizeifunk von
„Schöckl“die Rede ist, ist damit nicht der Grazer Hausberg gemeint, sondern die Leitstelle in der Straßganger Straße.
zu Scheikl: Lisa-Marie Scheikl heißt die junge Inspektorin der Polizeiinspektion Bruck, die als „Newcomerin des Jahres“ausgezeichnet wurde. Auch die Hobby-Triathletin zeichnet ein kriminalistischer Spürsinn aus, dieser führte zur Klärung eines der spektakulärsten Großbrände im Vorjahr: Am 1. April 2023 stand die Grazer In
dustrieruine „Rösselmühle“in Flammen, als Urheber des Brandes wurden drei junge Burschen ausgeforscht und später verurteilt. Einer davon war auch an der Brandstiftung in einer Brucker Schule beteiligt. Scheikl durchforstete dessen sichergestelltes Handy mit elf Gigabyte Datenmaterial. „Da habe ich Stunden, Tage, Nächte damit verbracht“, erinnert sie sich. Auf Fotos erkannte sie Schauplätze in Graz wieder – und Hinweise auf die Rösselmühle. Die gab sie an die Kripo Graz weiter, die den Fall schließlich klärte. Ihre Ermittlungserfolge seien vor allem auf ihre Eigeninitiative zurückzuführen, betonen Scheikls Vorgesetzte in ihrer Nominierung.
Gekürt wurden die Preisgekrönten übrigens von einer zehnköpfigen Jury, die aus insgesamt 36 Nominierten auszuwählen hatten. „Uns ist es wichtig, diese Kolleginnen und Kollegen vor den Vorhang zu holen, damit sie auch Vorbilder für die anderen sind“, betonte Landespolizeidirektor Gerald Ortner.