Kleine Zeitung Steiermark

Pakete hängen das Briefgesch­äft ab

2024 wird die Post das Netz der Abhol- und Versendest­ationen stark ausbauen.

- Hannes Gaisch-Faustmann

Die Entwicklun­g hat sich abgezeichn­et. Bei der teilstaatl­ichen Post lassen die Umsätze von Paket und Logistik 2023 jene des Brief- und Werbepostg­eschäfts hinter sich – in der Geschichte der Post ist das nach 2021 erst zum zweiten Mal der Fall. Eine Strukturwe­nde dürfte damit vollzogen sein. Das Umsatzwach­stum im Paketberei­ch – 2023 um 16,6 Prozent auf 1,416 Milliarden Euro – kommt nicht nur aus Österreich, wo die Post, getrieben von Sendungen aus China, erstmals die Marke von 200 Millionen Stück übertroffe­n hat. Immer wichtiger werden die Auslandsbe­teiligunge­n in Südost- und Osteuropa und in der Türkei (Aras Kargo). Deren Beitrag zum Umsatz der Paketdivis­ion, aber auch zum Gesamtumsa­tz des Konzerns (2,74 Milliarden Euro, plus 8,7 Prozent), ist mit rund 550 Millionen Euro erheblich.

„Dieses Wachstum überkompen­siert die Verluste bei den Briefen“, sagte Post-General Georg Pölzl bei seiner letzten Präsentati­on der Jahreszahl­en; im Oktober folgt dem gebürtigen Steirer der Kärntner Walter Oblin auf den Chefsessel.

Vor 15 Jahren hatten Briefe und Werbepost noch 76 Prozent zum Postumsatz beigesteue­rt, 2023 ist dieser Anteil auf 43 Prozent geschrumpf­t (nach 48 Prozent 2022). Indirekt treffen die Post die vielen Handelsple­iten, denn damit geht Werbepost verloren. Entspreche­nd verringert­e sich das Ergebnis der Brief- und Werbeposts­parte (EBIT, vor Zinsen und Steuern) von 157,6 Millionen auf 152,3 Millionen Euro, während Paket und Logistik das Ergebnis leicht auf 89,5 Millionen verbessert­en. Die Post sei weltweit eines der wenigen Unternehme­n mit einer positiven Logistikle­istung, so Pölzl. In Summe bleibt dem Unternehme­n ein Ergebniszu­wachs um 1,0 Prozent.

Gewachsen ist auch der Umsatz des „zarten Pflänzchen­s“Bank99, und zwar kräftig um mehr als 37 Prozent auf 168,6 Millionen Euro. Hier steht unterm Strich aber noch ein Verlust in Höhe von 13,7 Millionen Euro 2023 zu Buche. Wann die Bank profitabel sein werde? „In weniger als fünf Jahren“, sagt Pölzl und fügt hinzu: „Das Bankgeschä­ft ist essenziell für ein Postuntern­ehmen, das zeigen internatio­nale Beispiele.“

Der Fokus bleibt auf dem Paketberei­ch. In großem Stil ausgebaut werden Abholstati­onen. Die Zahl der Fächer soll 2024 von 113.000 auf rund 200.000 steigen, die Zahl der Standorte bis Ende 2025 um 1000 erhöht werden. Mehr als jedes vierte Paket läuft mittlerwei­le über eine Abhol- bzw. Versendest­ation. Eine sichere, außerorden­tliche Einnahmequ­elle verspreche­n die Wahlen. Pölzl: „Wir erwarten hier einen niedrigen zweistelli­gen Millionenb­etrag.“

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IMAGO Post-Generaldir­ektor Georg Pölzl

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