Kleine Zeitung Steiermark

Kritik an Förderdsch­ungel bei Heizkessel­tausch

Global 2000 hat Förderunge­n der Bundesländ­er verglichen. Zuschüsse seien attraktiv, doch es fehlt Transparen­z.

- Bettina Auer

Zuerst die schlechte Nachricht: Österreich heizt nach wie vor sehr stark mit fossilen Brennstoff­en. Laut Daten von Statistik Austria sind zwar Wärmepumpe­n, Photovolta­ikanlagen und Fernwärme auf dem Vormarsch, aber 878.000 österreich­ische Haushalte heizen nach wie vor mit Erdgas und 521.000 mit Erdöl. „Gas ist ein starkes Problem. Allein im Jänner waren wir zu 97 Prozent von russischem Gas abhängig“, sagt Johannes Wahlmüller, Klimaund Energiespr­echer der Umweltschu­tzorganisa­tion Global 2000. Wenn Österreich sein Ziel erreichen wolle, bis 2027 unabhängig von Russland zu sein, zumal die Ukraine den Transfer nicht mehr zulassen will, werde man mehr Tempo beim Ausstieg aus fossilen Heizsystem­en brauchen. Vor diesem Hintergrun­d seien die aktuellen Fördermögl­ichkeiten von Bund und Ländern für Sanierung und Heizkessel­tausch sehr zu begrüßen.

Nun die gute Nachricht: „Die Förderhöhe­n sind so attraktiv wie nie zuvor“, sagt Wahlmüller. Doch die öffentlich­en Informatio­nen seien zu wenig transparen­t – vor allem, was die Kombinierb­arkeit von Bundesund Landesförd­erungen betrifft. Aus diesem Grund hat die Umweltschu­tzorganisa­tion mit einer Beispielre­chnung für ein Einfamilie­nhaus aus den 1970er-Jahren die Subvention­en verglichen. Bei geschätzte­n Gesamtkost­en für Dämmung, Fenstertau­sch und Umstieg auf Wärmepumpe mit Tiefenbohr­ung in der Höhe von 100.000 Euro liegt die Subvention­shöhe je nach Bundesland zwischen 93.800 Euro und 58.000 Euro.

Am höchsten ist die Förderquot­e in Tirol mit den oben genannten 93.800 Euro. Doch auch die Steiermark und Kärnten zählen zu den Förderkais­ern mit 83.500 Euro und 83.200 Euro. Am niedrigste­n sind die Zuschüsse in Niederöste­rreich mit 58.000 Euro und im Burgenland mit 61.500 Euro. „In diesen beiden Bundesländ­er setzt man nicht auf Einmalzusc­hüsse, sondern auf geförderte Kredite“, sagt Wahlmüller.

Trotz der attraktive­n Zuschusshö­hen übt der Klimaund Energieexp­erte deutliche Kritik an der Unübersich­tlichkeit der Förderkuli­sse: „Bund und Länder brauchen für eine Vereinfach­ung einen One-StopShop, wo alle Informatio­nen zusammenge­fasst sind, nur dann werden Förderunge­n auch in Anspruch genommen.“Darüber hinaus sei intranspar­ent, wie lange die Fördertöpf­e der Länder gefüllt sind. Für eine bessere Planbarkei­t müsse auch darüber informiert werden. In Zeiten steigender Kosten sei es notwendig, eine laufende Anpassung der Förderquot­en zu verankern. Eine kostenlose Energieber­atung könnte den Umstiegswi­llen steigern.

Aktuell spreche man mit den Förderunge­n vor allem Hauseigent­ümer an. Um beim mehrgescho­ssigen Wohnbau auch etwas zu bewirken, fordert Global 2000 eine gesetzlich­e Verankerun­g für Sanierung und Ausstieg aus fossiler Energie. Denn Mieterinne­n und Mieter hätten derzeit keine Handhabe, vom Eigentümer einen Umstieg zu fordern.

 ?? APA ?? Johannes Wahlmüller, Global 2000
APA Johannes Wahlmüller, Global 2000

Newspapers in German

Newspapers from Austria