„Ab 2030 fahren wir bereits autonom“
20 Jahre autonomes Fahren: Wie weit Google und Co wirklich sind, woran das österreichische Unternehmen Alp-Lab forscht, was AVL plant und welche Technik man braucht.
Ein lauer Abend bei einem privaten Fest. Der ehemalige Volkswagen-Konzernlenker Herbert Diess setzt vor seinen Zuhörern zu einer Prophezeiung an: Ab 2030 werde das autonome Auto Realität sein, wir werden damit fahren können. Es sei eine logische Konsequenz daraus, dass der Mensch für die meisten Unfälle verantwortlich sei.
Vor 20 Jahren (genau am 13. März 2004) schien das alles noch weit weg zu sein: Damals fand in den USA die Darpa Grand Challenge statt, bei der erstmals vollautonome Fahrzeuge eine Strecke bewältigen hätten sollen. Der Gewinner schaffte damals nur rund fünf Prozent der Strecke und ging in Flammen auf. „Heute, 20 Jahre später, sieht die Welt schon etwas anders aus“, wie Martin Aichholzer, Projektleiter bei Alp.Lab, einem österreichischen Innovation Hub für automatisierte, klimaneutrale Mobilität in Österreich, sagt. Alp.Lab ist ein Dienstleister rund um automatisiertes Fahren, testet Assistenzsysteme, Fahrzeugkomponenten und ganze Fahrzeuge rund um automatisiertes Fahren und ist das
einzige nach den Standards von Euro Ncap akkreditierte Labor für Active Safety in Österreich.
Alp.Lab-Managing Direktor Gerhard Greiner und Aichholzer arbeiten an einer ganzen Reihe von Projekten für das autonome Fahren. Mit Erfolgen, wie auch dem Busprojekt Torus.
Eine der großen Schwierigkeiten bleibt der Stadtverkehr. Der sogenannte „Mischverkehr“(automatisierte und nicht-automatisierte Verkehrsteilnehmer) mit
klassischen Autos, Radfahrern, Fußgängern etc., die sich alle mehr oder weniger (!) an die Straßenordnung halten, machen ein standardisiertes und prognostizierbares autonomes Fahren schwierig. Nach wie vor können Menschen unvorhergesehene Verkehrssituation, wie sie beim urbanen Einsatz durch die Vielzahl unterschiedlicher Verkehrsteilnehmer und Situationen auftreten, besser bewerten und darauf reagieren.
Die Autos und Busse, die heute
in den Versuchsträgern unterwegs sind, haben Lidar-, Kameraund Radarsensoren an Bord. Die Rechenleistung entspricht der eines High-End-Industrie-PCs (etwas stärker als ein Gaming-PC).
Ein Taxidienst, wie man ihn derzeit in den USA oder China testet, wäre aktuell in Österreich derzeit nicht zulässig. Um in Österreich den autonomen Betrieb von Shuttles (Linien oder auch On-demand-Verkehr) zu ermöglichen, muss außerdem
ausreichend gutes Kartenmaterial der Strecken und des Einsatzbereiches erstellt werden.
Auch AVL ist eifrig am Testen. Andrea Leitner und ihr über 30 Köpfe zählendes Team arbeitet zwischen Istanbul, Karlsruhe und Graz und entwickelt Lösungen dafür, wie man mit HightechPrüfständen autonome Fahrsysteme, bestehend auch aus vernetzten Fahrassistenzsystemen, so sicher macht, damit sie im Straßenverkehr bestehen können. Die Anforderungen sind unterschiedlich: Was in Europa funktioniert, ist im indischen Verkehrschaos der großen Städte de facto ein hilfloses Tool. Für die Entwicklung des autonomen Fahrens setzt AVL auch künstliche Intelligenz ein.
Das Thema selbst bleibt für die Autohersteller wie Tesla oder für Entwicklungsträume, wie jene von Apple, aber schwierig. Mehr als zehn Milliarden Euro Investitionskosten reichten bei Apple nicht aus, um autonome