Kleine Zeitung Steiermark

„Mit politische­r Agitation ist Schluss“

Neo-FPÖ-Stiftungsr­at Peter Westenthal­er will im ORF-Schreberga­rten „roden“, übt Kritik an Armin Wolf und kritisiert die Medienpoli­tik der Regierung scharf.

- Von Bernhard Baumgartne­r

Im ORF kommt im April ein Ethikkodex. Er regelt, was ORF-Mitarbeite­r in den sozialen Medien posten dürfen. Verhalten sich die ORF-Mitarbeite­r in den sozialen Medien angemessen oder geht manches zu weit?

PETER WESTENTHAL­ER: Bei 90 Prozent der Mitarbeite­r gibt es kein Problem. Das sind nur ein paar wenige und wir kennen sie alle. Armin Wolf gibt auf Twitter die Speerspitz­e gegen die FPÖ. Er soll auch gerne weiter twittern können, aber auch Armin Wolf unterliegt dem Objektivit­ätsgebot. Und da schadet er sich doch selbst, wenn er politische Agitation betreibt. Der verbindlic­he Ethikkodex ist daher eine Art Selbstschu­tz. Man wird sehen, ob er Konsequenz­en hat. Mit politische­r Agitation ist jetzt Schluss.

Sie haben den ORF gar als „Propaganda­orgel gegen die FPÖ“tituliert.

Dazu stehe ich. Ich habe dazu Beispiele aufgeliste­t. Man kann in einer Nachrichte­nsendung nicht von der FPÖ als „blaue Regierungs­bande“sprechen, deswegen ist der ORF auch erst kürzlich letztinsta­nzlich verurteilt worden. Da wird unter dem Deckmantel der Unabhängig­keit parteipoli­tische Agitation betrieben. Ich verlange auch, dass der Abschlussb­ericht der Kommission zur Untersuchu­ng des Gebarens von Robert Ziegler als Landesdire­ktor in NÖ auf den Tisch kommt. Der wird als Staatsgehe­imnis behandelt. Da geht es immerhin um belegte parteipoli­tische Einflussna­hme durch einen ehemaligen ORFLandesd­irektor.

Ihr Lieblingst­hema ist die Haushaltsa­bgabe, die Sie gerne abgeschaff­t sehen würden. Dazu haben Sie auch versucht, einen Antrag im Stiftungsr­at einzubring­en. Nur der ist dafür überhaupt nicht zuständig, das könnte nur der Nationalra­t.

Über den Antrag wurde rechtswidr­ig nicht abgestimmt, und ich halte ihn natürlich aufrecht. Darin wird der ORF-Generaldir­ektor ersucht, mit der Bundesregi­erung Gespräche über eine alternativ­e Finanzieru­ng zu führen. Selbstvers­tändlich ist so ein Antrag zulässig. Das wird die erste große Auseinande­rsetzung mit dem Grünen Vorsitzend­en des Stiftungsr­ates, Lothar Lockl. Er hat hier willkürlic­h gehandelt, denn ich bin hier im Recht – und wir werden das rechtlich ausfechten. Ich halte die Haushaltsa­bgabe für unzumutbar.

Sie haben gesagt, in 15 Monaten wird es eine neue ORF-Führung geben. Das wäre vor dem Ablauf der Funktionsp­eriode. Warum? Das ORF-Gesetz muss aufgrund eines Erkenntnis­ses des Verfassung­sgerichtsh­ofs geändert werden. Wenn das Gesetz novelliert wird, setzt sich der Stiftungsr­at neu zusammen und muss dann natürlich auch die Geschäftsf­ührung neu wählen. Das war 2001 auch so.

Was stört Sie an der jetzigen Geschäftsf­ührung?

Gar nicht so viel, wie man glaubt, auch weil ich sie noch gar nicht richtig kenne. Der Herr Generaldir­ektor und sein Team haben jede Chance, den ORF besser zu machen.

Ist Ihr medienpoli­tisches Engagement schon ein Vorgeschma­ck auf eine Rolle in der nächsten Bundesregi­erung, etwa als Medienmini­ster?

(Lacht). Nein, ich habe nicht vor, wieder in eine politische Funktion zu wechseln. Aber es ist eine Ehre für mich, in ein Gremium, in dem ich mich auskenne, zurückzuko­mmen. Ich habe einen neuen Schreberga­rten bekommen, da muss man ein paar Wildwüchse roden und neue Pflanzen setzen, damit sich wieder viele Menschen an dem Garten ORF erfreuen.

Die Bundesregi­erung hat den ORF mit der Haushaltsa­bgabe auf Jahre finanziert. Wenn man sich die privaten Medien anschaut, ist das nicht der Fall. Da muss massiv reduziert werden. Sehen Sie Handlungsb­edarf?

Das ist eine enorme medienpoli­tische Schieflage. Ich bekenne mich dazu, dass in einer Demokratie öffentlich­e Gelder auch dazu verwendet werden müssen, um die Existenz von Medien zu sichern. Gerade in einem Land wie Österreich, wo die Medienviel­falt ohnehin zu wünschen übrig lässt, ist das dringend notwendig. Wir erleben derzeit im Printsekto­r Entwicklun­gen, die in der Medienpoli­tik alle Alarmglock­en schrillen lassen müssten. Auch deshalb ist es nicht zu verstehen, wieso der ORF mit Förderunge­n überschütt­et wird und alle anderen im Stich gelassen werden.

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