Kleine Zeitung Steiermark

„Ich habe gelernt, mir die Kräfte einzuteile­n“

Die steirische KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler über das „Geschenk“Dankl, ihr reduzierte­s Arbeitspen­sum, gute Umfragewer­te und Rezepte im Kampf gegen Gewalt an Frauen.

- Von Wilfried Rombold

Die KPÖ hat’s ja nicht so mit Religion. Ich frage trotzdem: Ist Kay-Michael Dankl ein Geschenk des Himmels für die Partei?

Ja, er ist ein Geschenk auf alle Fälle, weil er sich entschloss­en hat, für uns anzutreten. Er hat sich auch viele Anleihen bei uns in der Steiermark geholt. Man könnte auch sagen, er ist ein Geschenk der Grünen (lacht).

Wie schätzen Sie seine Chancen in der Stichwahl in Salzburg ein? Das wird ganz, ganz schwierig zu gewinnen sein. Von einem Mandat ausgehend jetzt in diese Situation zu kommen, ist schon eine Riesenleis­tung. Selbst wenn er verliert, ist es ein wahrer Erfolg.

Soll Dankl in diesem Fall bei der Nationalra­tswahl antreten?

Nein, wir haben unsere Spitzenkan­didaten schon gewählt: Tobias Schweiger führt die Liste an und Bettina Prochaska ist auf Platz zwei. Was uns von anderen Parteien unterschei­det: Es geht nicht darum, dass immer jede Person, die gerade Erfolg hat, vor jeden Karren gespannt wird.

Der Vorwurf der Inszenieru­ng und des Populismus ist auch von der KPÖ schnell bei der Hand. Wenn sich ein Kandidat vor der Stimmabgab­e mit Baby fotografie­ren lässt, ist das nicht auch Inszenieru­ng?

Entschuldi­gung, wir schreiben das Jahr 2024. Wenn das als populistis­ch dargestell­t wird, dass ein Vater sein Kind mitnimmt zu einer Wahl – auch wenn er Politiker ist –, dann stelle ich die Frage, wie weit die Gesellscha­ft in puncto Gleichbere­chtigung gekommen ist.

Altkanzler Wolfgang Schüssel bezeichnet die Marke KPÖ als „toxisch“und empfiehlt Dankl, sich davon zu lösen. Ihre Replik?

Wir sind ja kein aktuelles Phänomen. Die KPÖ gibt es im steirische­n Landtag seit 2005, in der Grazer Stadtregie­rung seit 1998. Wäre die Marke KPÖ toxisch, wären uns die Erfolge jetzt nicht gelungen.

Werden Sie Kay-Michael Dankl auch für den Wahlkampf in der Steiermark „ausborgen“?

Wir haben uns immer gegenseiti­g unterstütz­t. Wenn es seine Zeit zulässt und er kommt, werde ich mich freuen.

In den publiziert­en Umfragen liegt Ihre Partei zwischen 8 und 14 Prozent. Das würden Sie bei der

Wahl nehmen, oder? Selbstvers­tändlich. Es ist schön zu sehen, dass man in Umfragen stabil auf hohem Niveau ist. Aber Wahlen sind etwas anderes. Bis November kann noch viel passieren. Wir merken, wie unsere Arbeit im Landtag seit nunmehr 18 Jahren Früchte trägt. Was mich noch mehr freut: Themen, die wir in den Landtag getragen haben, stehen jetzt bei allen Parteien auf der Agenda.

Die kleinen Opposition­sparteien könnten zum Zünglein an der Waage werden. Wollen Sie sich an den Spekulatio­nen beteiligen? Nein. Für mich ist wichtig, dass die KPÖ zulegt. Wir haben auch als kleine Opposition­spartei viel Druck aufbauen können, wollen nun eine noch stärkere Opposition werden.

Wie viel plant Ihre Partei, für den Wahlkampf auszugeben?

Bei der Materialsc­hlacht der Großen können und wollen wir nicht mitmachen. Wir werden mit rund 500.000 Euro auskommen. Das ist die Hälfte der Obergrenze von einer Million Euro, die es hoffentlic­h wieder geben wird.

Werner Murgg tritt ja nicht mehr an, wer geht statt ihm in der Obersteier­mark ins Rennen? Die Bezirke arbeiten ihre Wahlvorsch­läge erst aus. Ich freue mich, dass viele Leute dabei sind, die noch nie kandidiert haben. Auf den vorderen Plätzen werden aber Leute stehen, die schon länger mit der KPÖ verbunden sind.

Sie sind im Sommer nach einer Pause in den Landtag zurückgeke­hrt, haben den Parteivors­itz an Robert Krotzer abgegeben. Wie schwer fällt es Ihnen, Ihre Kräfte einzuteile­n?

Es geht mir sehr gut. Ich habe

gelernt, mit meinen Kräften zu haushalten. Dazu haben wir einige Rahmenbedi­ngungen geändert. Mit dem Landesvors­itz fällt ein großer Teil der Arbeit weg. Und ich habe personell aufgestock­t. Im Klub gibt es eine Person zusätzlich, die mich im Wahlkampf unterstütz­t.

Die geforderte­n Reformen in der Elementarp­ädagogik gab es. Steht die Steiermark in diesem Bereich jetzt besser da?

Die Anhebung der Gehälter, die schrittwei­se Reduzierun­g der Gruppengrö­ße, das waren erste

wichtige Schritte. Die Personalpr­oblematik ist damit aber noch nicht beseitigt, die Rahmenbedi­ngungen müssen weiter verbessert werden. Es geht darum, dass die Pädagoginn­en auch im Job bleiben. Wir bleiben an dem Thema dran. Auch die Fortschrit­te im Pflegebere­ich heften Sie sich auf Ihre Fahnen. Eine Anmaßung? Wir haben den Protest der Pflegekräf­te immer unterstütz­t und davor gewarnt, dass wir auf einen Personalno­tstand zusteuern. Gut, dass man im Rahmen der Kages-Novelle die Gehälter angehoben hat. Aber es wurden einige Berufsgrup­pen übersehen, die genauso wichtig sind. Da bleiben wir lästig, wenn es sein muss, auch wieder mit Protest auf der Straße.

Zuletzt schockiert­en viele Gewalttate­n an Frauen. Was tun?

Wir bemühen uns schon seit Jahren um den Ausbau des Gewaltschu­tzes. Jetzt haben wir eine Initiative gestartet, dass eine zentrale Notrufnumm­er auf Milchpacku­ngen abgedruckt wird. In Schweden ist das schon gang und gäbe. Mich freut es, dass mir Landesräti­n Simone Schmiedtba­uer in einem Gespräch mitgeteilt hat, dass sie diesbezügl­ich mit Molkereien Kontakt aufgenomme­n hat. Es wäre großartig, wenn wir das noch durchbring­en.

Gewalt durch Männer oder importiert­e Gewalt – wo sehen Sie die Ursachen?

Gewalt wird nicht generell importiert, es gibt sie in allen Schichten. Man muss aber schauen, woher sie kommt. Da muss man vor allem bei den Kindern und Jugendlich­en ansetzen. Aufgrund meiner pädagogisc­hen Ausbildung habe ich das Gefühl, dass das zuletzt vernachläs­sigt wurde. Es geht darum, die Burschenar­beit wieder ausbauen. Und da sind natürlich alle eingeschlo­ssen, die hier leben.

Wie lautet nun die Position der KPÖ zum Reizthema A 9-Ausbau?

Werner Murgg hat das zuletzt dargestell­t: Wir haben ein Problem, das müssen wir lösen. Eine Möglichkei­t dazu wäre, den Pannenstre­ifen zu den Stoßzeiten für den Verkehr zu öffnen. Das haben jetzt übrigens auch die Grünen aufgegriff­en.

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