„Versuche haben katastrophal geendet“
Piatnik-Ururenkel Dieter Strehl über die Grenze zwischen analog und digital.
Angesichts des schier unendlichen Angebots an digitaler Unterhaltung fragt man sich: Sind Kinder und Jugendliche für analoge Spiele zu gewinnen?
Natürlich. Bei Kleinkindern ist es wichtig, dass Bezugspersonen mit ihnen reden und mit ihnen gemeinsam Rollenspiele oder Brett- und Kartenspiele spielen. Leider werden heute von manchen Eltern Tablets oder Smartphones als Ersatz-Babysitter oder Ruhigsteller schon für kleine Kinder verwendet. Die sozialen Defizite und die retardierte sprachliche Entwicklung zeigen, wie schlecht das ist.
Gibt es Spiele von Piatnik, die die analoge mit der digitalen Welt verbinden?
Sogenannte Hybride Spiele wurden eine Zeit lang als zukünftige Entwicklung gesehen. Sozusagen digital angereicherte Brettspiele. Das ist aber nie Wirklichkeit geworden. Tablets oder Smartphones am Spielbrett sind keine Verbesserung, sondern sie stören und lenken ab. Mir sind viele Versuche bekannt, die katastrophal geendet haben, und sehr wenige erfolgreiche Titel mit elektronischen Gimmicks.
Was ist der Vorteil des analogen Spielens?
Analoge Spiele bringen Menschen am Tisch zusammen. Sie ermöglichen Kindern, ihre Eltern tatsächlich zu besiegen, ohne dass Ihnen geholfen wird, und fördern daher das Selbstbewusstsein von Kindern.
Wird auch in 200 Jahren noch analog gespielt werden?
Ich glaube ja, aus sozialen Gründen. Es gibt derzeit hunderte Spieleverlage weltweit, eine noch nie dagewesene Konkurrenzsituation. Es sind mehr Spieletitel erhältlich als jemals zuvor.
Spieleredaktion oder künstliche Intelligenz: Wer schreibt künftig die Spielregeln?
Vielleicht kann künstliche Intelligenz eine Hilfe beim Zusammenfassen von komplexen Regeln sein. Bei der Spieleentwicklung halte ich sie nicht für konkurrenzfähig. Originelle Blickwinkel sind beim Spieleerfinden das Salz in der Suppe. Hier wird auch in Zukunft der Mensch gefragt sein. Wir jedenfalls investieren in unsere Spieleredaktion.