Ein bunter Parcours durch die Jazzstadt Graz
Die jährliche Visitenkarte der heimischen Jazzveranstalter brachte heuer auch eine Kurzfilm-Premiere.
Mittlerweile firmierend unter dem kleinen Wortungeheuer grazJazznacht, bündeln die Grazer Jazzveranstalter seit einem Vierteljahrhundert ihre Kräfte und bitten alljährlich zu einem abendlichen Konzertparcours. Am Freitag war es wieder so weit. Gestartet wurde atypischerweise im Rechbauerkino. Dort hatte der Kurzfilm „One Night Only“Premiere, den sich die Jazz-Veranstalterszene um Otmar Klammer vom Grazer Filmemacher Nobert Prettenthaler als eine Art Visitenkarte maßschneidern hatte lassen. Der 17-minütige Streifen entpuppte sich als eine Art Musikvideo zu einer Auftragskomposition der steirischen Komponistin Ursula Reicher, die im Film als Figur auftaucht und durch eine fiktive Grazer Jazznacht führt. In nostalgisch gedämpftes Grün getaucht, funktioniert „One Night Only“zwar als Kunstfilm, allein wegen seiner Länge aber kaum als Trailer für die Institution.
Mit der Livemusik ging es um halb acht im WIST in der Moserhofgasse los, wo Hausherr Berndt Luef mit seinem Jazztett Forum Graz dem Publikum ordentlich einheizte. Luefs in der Jazztradition verhaftete und doch stets originelle Kompositionen entführten nicht nur auf den Balkan und nach Afrika, sondern mit dem neuen Stück „Kreiswolke“auch zur Jakobsleiter auf den Reinerkogel. Luef verriet, dass er gerade an einem Musikzyklus zu Ehren des sich heuer jährenden 100. Geburtstags der legendären Aufstiegsroute auf einen der Grazer Stadthügel arbeitet.
Laut Ankündigungstext sollte es einem Jazznacht-Enthusiasten mit Vollständigkeitsanspruch möglich sein, bei minutiöser Routenplanung an einem Abend von jeder Band zumindest ein Set zu sehen. Wie das zu bewerkstelligen gewesen wäre, blieb allerdings ein Rätsel. Nicht weniger als fünf Konzerte starteten gleichzeitig um 20 Uhr. Während das tube’s die zweite von drei Brazilian Jazz Nights feierte, gab es im Forum Stadtpark den innovativen Kammerjazz des GVT Trio um den Pianisten Georg Vogel zu hören, im Royal Garden Jazzclub spielte das Robert Schönherr Quintett auf und im Café Stockwerk servierten Frush als Trio (Saxofonist Luc Houtkamp war verhindert) ebenso aufregenden wie unterhaltsamen Impro-Jazz.