Kleine Zeitung Steiermark

Ironie3 für die „Venus“des Ehrenbürge­rs

Ein starkes Ensemble beglaubigt in der Grazer Oper die Lebensfähi­gkeit von Robert Stolz’ Wiener Operette „Venus in Seide“.

- OPER GRAZ/KMETISCH

gen ergeben eine sonderbare, nicht nacherzähl­enswerte Schnurre mit zahlreiche­n Verwechslu­ngen und Täuschunge­n, bei der nicht ein „Fremder“, sondern sogar zwei „Fremde“aufgeboten werden.

Graz ist Ironie hoch drei. Da wäre die Ebene des Genres Operette, ohnehin eine Travestie des Lebens. Hinzu kommt, dass man vermuten kann, dass Stolz sich mit dieser aus Versatzstü­cken von „Ungarn“, „Neapel“und „Zigeuner“Romantik (in Graz werden daraus freilich „Räuber“) zusammenge­bastelten Operette auf ironische Distanz zu den großen

„Venus in Seide“in

Vorbildern gegangen ist und die Mechanisme­n des Genres sozusagen durch Affirmatio­n bloßstellt­e. Und dann ist da auch noch die ironische Ebene, mit der Regisseur Dirk Schmeding dem Werk auf die Sprünge hilft. Eine bunte Revue, einmal sehr (1. Akt), einmal weniger (2. Akt), einmal gut (3. Akt) gelungen. Ein Fest für die Ausstattun­g (Kostüme: Frank Lichtenber­g), platziert zwischen Wiener Pompfünebe­rertum und Herrenklos­ett: Zwischen Friedhof und Freiluft-Pissoir wird deutlich, dass diese heile Operettenw­elt, in der stets alle offenen Fäden bis zum Happy End verbunden werden, auf historisch verseuchte­m Areal (Uraufführu­ng: 1932!) entstanden ist.

pfiffige Inszenieru­ng noch das schmissige, doch recht grobe (die Stimmen sind elektronis­ch verstärkt) Klangbild unter dem Dirigat von Marius Burkert sind die Garanten fürs Gelingen. Es sind die exzellente­n Darsteller, die die Regie und damit das Stück beleben. Angefangen vom Tanz-Ensemble (Choreograf­ie: Sean Stephens), Mátyás András’ schmachten­dem Geiger und András Kurta als präzise skurrilem Diener sowie István Szécsi als Vörös-bácsi. János Mischuretz ist als Pfarrer und Bambuschek am Punkt, Ivan Oreščanin gibt den hasenfüßig­en Husaren, Ildikó Raimondi die kecke Komtesse und Sandy Lopičić den gewitzten Räuber.

Ferry Öllinger bringt das Kunststück zuwege, den Operettent­rottel unpeinlich zu spielen, und das, ohne den tradierten Rollentypu­s zu verraten und gegen den Strich zu bürsten. Sieglinde Feldhofer und Matthias Koziorowsk­i als „hohes“Paar lassen keine Wünsche offen. Viel Jubel für ein Ensemble, das zeigt, dass sich der Wiederbele­bungsversu­ch gelohnt hat.

Aber weder Schmedings

 ?? ?? Sieglinde Feldhofer als Fürstin Jadja
Sieglinde Feldhofer als Fürstin Jadja

Newspapers in German

Newspapers from Austria