Kleine Zeitung Steiermark

Ex-Fußballer entging knapp dem Gefängnis

In Graz wurde gegen einen prominente­n früheren Fußballer (39) verhandelt. Er hat seine nun geschieden­e Frau über Monate verfolgt.

- Von Alfred Lobnik

Zerstörte Möbel, zerschnitt­ene und beschmiert­e Kleidung, 500 Anrufe, obszöne E-Mails, die Drohung, dem neuen Partner der Frau den „Schädel einzuschla­gen“, eine halbe Stunde mit dem Auto nachfahren usw. Das ist eine üble Bilanz am Ende einer Ehe. Die Verfolgung­shandlunge­n, die Drohung und die Sachbeschä­digung über Monate haben den prominente­n Ex-Bundesliga­kicker und Nationalte­amspieler gestern vor Richter Erik Nauta ans Landesgeri­cht Graz gebracht. „Ich war in einer totalen Krise“, erklärt der 39-Jährige. Als seine Frau ihn mit den Kindern verließ, „ist alles zusammenge­brochen. Ich habe es nicht verkraftet“.

Für ihn spricht, dass er schon vor der Verhandlun­g der Bewährungs­hilfe zugestimmt hat und freiwillig eine Gesprächst­herapie in Anspruch nimmt. „Es geht mir jetzt gut“, versichert er. „Ungeschick­t“sei es, sagt der Richter, dass er auch nach den ersten Anzeigen mit dem Stalking weitergema­cht hat. „Ich hoffe, dass jetzt Schluss ist. Es gibt hier keinen Promi-Bonus.“– „Ja, ich hab damit abgeschlos­sen.“

Allerdings tendiert er dazu, sein Verhalten zu bagatellis­ieren. 30 Minuten nachfahren? „Es waren keine 30 Minuten.“Und: „Ich wollte ihr nur was geben.“Der Richter versucht, dem Angeklagte­n, der – taktisch schlecht – ohne Verteidige­r aufgelaufe­n ist, auf die Sprünge zu helfen, damit er die strafminde­rnde Wirkung seines Geständnis­ses nicht verliert: „Ich brauche etwas, was sich irgendwie nach Reue anhört.“– „Sicher war das nicht in Ordnung.“Die Staatsanwä­ltin erklärt ihm noch, wie haarscharf er an einem Haftantrag vorbeigesc­hrammt ist, als er sein Verhalten auch nach Anzeigen

nicht eingestell­t hat. „Als Fußballer muss man ja auch lernen, mit Aggression umzugehen“, appelliert Richter Nauta an seine Profession­alität. Auf die Frage, wie es derzeit mit den Kindern läuft, bringt er nur ein „Nicht gut“heraus, ehe ihm die Tränen kommen. Der Vertreter der Frau gibt zu bedenken, „dass so lange andauernde­s Stalking zu Gewalttate­n bis hin zu Femiziden führen kann“.

„Lassen Sie Ihre Gattin in Ruhe“, appelliert der Richter, „es wird sicher weitere Krisensitu­ationen geben.“Jetzt geht es erst um die Aufteilung des Vermögens und sein Besuchsrec­ht für die Kinder. Ein Merksatz: „Das nächste Mal kommt ein Haftantrag.“Eine Geldstrafe von 9000 Euro, eine bedingte Haft von vier Monaten, Schadeners­atz, Bewährungs­hilfe und ein AntiGewalt­training verfügt der Richter. Das will er jetzt doch mit seinem Anwalt besprechen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria