Kleine Zeitung Steiermark

ÖVP droht die nächste böse Überraschu­ng

Nach Salzburg wäre Blamage für Ex-Staatssekr­etär Tursky in Innsbruck denkbar schlechter Start für ÖVP ins Wahljahr.

- Von Peter Plaikner

Grüß Göttin.“Auf diese umstritten­e Kunstinsta­llation an der Autobahnau­sfahrt Innsbruck-Mitte folgen die Mahnmale des einstigen Erstersein­s: Fußballsta­dion, Eissportha­lle, Olympiaeri­nnerung. Doch der Wacker, einst zehnmal Meister, spielt heute in der vierten Kickerliga und die Haie haben erneut das Play-off im Eishockey verpasst. Der Weg zu den Ersten führt mittlerwei­le vorbei an Alpenverei­n und Skiverband, den wohl einzigen Massenorga­nisationen, die nicht in Wien residieren: Im Rathaus regiert der erste direkt gewählte grüne Bürgermeis­ter Österreich­s, Georg Willi. Seine Vorvorgäng­erin Hilde Zach war die erste Bürgermeis­terin einer Landeshaup­tstadt. Und am 14. April wird Innsbruck die erste Kommune mit einer Prozenthür­de für den Einstieg in den Gemeindera­t. Denn die Tiroler Landeshaup­tstadt ist nahezu unregierba­r geworden. Bei der Wahl 2018 gewannen zehn Listen Sitze. Durch Spaltungen und Austritte hat der 40-köpfige Gemeindera­t inzwischen elf Fraktionen plus drei freie Mandatare. Die drei stärksten Gruppen sind jeweils zu siebt. Eine Viererkoal­ition ist bereits zur Halbzeit gescheiter­t. Die Suche nach immer neuen Mehrheiten führt vor allem zu Blockaden.

Hätte zuletzt schon die Vierprozen­tschwelle bestanden, wären nur sechs Listen eingezogen. Mit dieser Perspektiv­e orchestrie­rte Willis Vorgängeri­n Christine Oppitz-Plörer die Wiedervere­inigung der ÖVP. Ihre Abspaltung Für Innsbruck (FI) hatte von 1994 bis Willi den Bürgermeis­ter gestellt. Staatssekr­etär Florian Tursky soll als gemeinsame­r Spitzenkan­didat den Posten zurückerob­ern. Doch die Strategin hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Johannes Anzengrube­r, der als ÖVPVizebür­germeister die Pacht der städtische­n Arzler Alm aufgeben musste, konterkari­ert die schwarze Reunion durch Gründung einer eigenen Liste. Pikanterie am Rande: Seine Nummer zwei, Mariella Lutz, ist die Lebensgefä­hrtin von FPÖ-Chef Markus Lassenberg­er. Der wiederum gilt als Favorit für eine Stichwahl gegen Willi.

Tursky hingegen droht nun der persönlich­e Super-GAU von Platz 4 hinter Anzengrube­r. Der frühere Büroleiter von Ex-Landeshaup­tmann Günther Platter war als Staatssekr­etär vor allem als Heilmittel gegen die Innsbrucke­r Achillesfe­rse der Tiroler ÖVP erfunden worden. Bekannthei­t via Wien hätte der erste Schritt sein sollen. Zu wenig Präsenz in Innsbruck gilt jetzt als größtes Handicap für einen, der dann auch früh als Kan

didat für den Posten des Landeshaup­tmanns ausschied. Es mehren sich die Stimmen, dass der vermeintli­che Übergangsm­ann Anton Mattle für eine zweite Periode antreten soll.

Die Bundes-ÖVP hat Tursky früher als geplant zurückgesc­hickt, um nicht von der absehbaren Niederlage erfasst zu werden. Nach dem Verlust von Salzburg stellt sie in Eisenstadt als einziger Landeshaup­tstadt den Gemeindech­ef. Ausgerechn­et die Bürgermeis­ter-Partei ÖVP wird bei einem Innsbruck-Debakel betonen, wie wenig die kommunale mit der nationalen Ebene vergleichb­ar ist. In ihrem Salzburger Unglück bleibt zumindest das Glück, dass die KPÖ auf Bundeseben­e wohl eher der SPÖ schadet. Innsbruck bietet keinen vergleichb­aren Trost. Hier das Stechen zu verpassen, wäre die denkbar schlechtes­te Ouvertüre für EU- und Nationalra­tswahl.

Trotz der erschwerte­n Bedingunge­n treten in Innsbruck 13 Listen an. Anders als 2018 gehört die KPÖ auch dazu. Anders als in Salzburg hat sie in Innsbruck keine Chance. Es wäre schon eine Sensation, wenn sie die Einstiegsh­ürde meistert. In Innsbruck ist aber auch die SPÖ kein besonderer Faktor. 1994, als sie hier das einzige Mal die relative Mehrheit hatte, pokerte sich der spätere Landeshaup­tmann Herwig van Staa mit seiner VP-Abspaltung an die Spitze. 2018 war der rote Prozentant­eil gerade noch zweistelli­g, während die Grünen mit 24 Prozent einen Rekordwert einfuhren. Doch mittlerwei­le hat sich die Ökopartei gespalten.

Die FPÖ gilt auch deshalb als Favorit auf Platz eins im Gemeindera­t, weil sie als einzige etablierte Partei wirklich geeint wirkt. Beim Bürgerme ist ermatchh in gegen hat Willi trotz schlechter Bilanz leichte Vorteile. Denn er verfügt auch noch mit 64 Jahren übe reine ähnlich partei übergreife­nd wirkende Lieblings schwiegers­ohn aura wie KPÖ-StarKay- Michael Dankl in Salzburg, dem Stadtrival­en um die höchsten Mieten Österreich­s. Doch in Innsbruck kümmert sich die SPÖ-Nummer zwei Benjamin Plach intensiv um das kommunisti­sche Monothema Wohnen und auch die Liste Fritz vertritt es mit ihrer Landes vorsitzend­en Andrea Haselwante­r-Schneider. Ohne Einsatz der Chefin scheint die neue Prozenthür­de aber nicht zu überwinden. Auch die Neos müssen zittern. Sich erscheint in Innsbruck jedoch, dass keine Frau in die Bürgermeis­ter stichwahl kommt, um die es einen Vierkampf mit Startnacht­eilen vorerst für die gemeinsame Liste von ÖVP und FI gibt, während sie nach langer Konkurrenz gemeinsam versuchen, FPÖ oder Grüne als Nummer eins im Gemeindera­t zu verhindern. Die Konkurrenz fürchtet vor allem den massiven Geld- und Personalei­nsatz der Volksparte­i. Die Außenseite­r üben unterdesse­n einen anderen Stil: Mit dem Titel „Frauenpowe­r: sachlich, kompetent, fair“postete Haselwante­rSchneider ein Bild von Mayr, Seidl und sich selbst auf Facebook. Bezüglich politische­r Frauenmach­t fehlen auf dem Foto nicht von ungefähr OppitzPlör­er und Stadtratsk­ollegin Uschi Schwarzl. Die Grüne war verantwort­lich für die Aufstellun­g von „Grüß Göttin“. Das Schild wird immer wieder von Vandalen übermalt.

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Markus Lassenberg­er
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Johannes Anzengrube­r
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Florian Tursky
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WEINGARTNE­R, KLZ, APA (7) Wunderschö­n, aber politisch sehr komplizier­t: Innsbruck
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Christine Oppitz-Plörer
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Herwig van Staa
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Hilde Zach
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Elli Mayr

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