Kleine Zeitung Steiermark

Ein Packerl Sprengstof­f für die Polizeiins­pektion

„Damit was weitergeht“: Gebürtiger Deutscher legte sich mit Polizei und Rechtsvert­retern an. „Alles gut“, meint er beim Prozess.

- Von Christian Penz

Der psychiatri­sche Gutachter wird dem Beschuldig­ten noch attestiere­n, dass dieser „zu explosions­artigen Reaktionen neigt, wenn ihm etwas gegen den Strom geht“. Wie zum Beweis legt der Angeklagte bereits in den ersten Minuten der Verhandlun­g nach einer simplen Frage des Richters polternd los: „Vermögensw­erte? Ich? Nein. Dank dem Herrn Rechtsanwa­lt nicht!“Sein Rechtsbeis­tand nämlich habe ihm ein Erbe unterschla­gen und Geld vorenthalt­en. Sowieso sei bewiesen, dass „viele Rechtsanwä­lte korrupt sind, Geld unterschla­gen und sich dann das Geld aufteilen“. Genau diese beinahe vorurteils­freie Sichtweise und die daraus folgenden Drohungen und Nötigungen haben den Mann einen Prozess beschert.

An den Gerichten ist der gebürtige Deutsche Stammgast. „20 Vorstrafen habe ich circa“, sagt er mit einer wegwerfend­en Handbewegu­ng nun am Grazer Straflande­sgericht. Rückfällig wurde er rapide: „Einen Monat nach seiner Entlassung bedrohte er einen Inspektor mit Sprengmitt­el“, erklärt Staatsanwä­ltin Ines Eichwalder. „Ich habe so viele Anzeigen gemacht, aber die haben mich nur abgewimmel­t“, sagt der Angeklagte. Also, Anruf bei der Inspektion: „Ich werde wohl ein Paket mit Sprengstof­f schicken müssen, damit was weitergeht.“

Weitergega­ngen ist dann etwas – in der Kanzlei seines Erwachsene­nvertreter­s. „Ich hab‘ nur gedroht, weil er nix g‘macht hat“, sagt der 58-Jährige. „Ich lass‘ mir das doch nicht bieten. Was ist denn das für ein Staat hier?“, schimpft er im Saal auf seine neue Heimat. Deshalb damals die Anrufe beim Anwalt: „Ich werde mit der Kettensäge die Kanzlei verwüsten. Ich bin Deutscher und ziehe das durch“, deponierte er mit stolzem Verweis auf seine Herkunft. „Ihnen ist klar, dass das eine Drohung ist?“, fragt ihn Richter Hanspeter Draxler. – „Ja.“

Gutachter Walzl, der wegen der Gefährlich­keit eine Einweisung empfiehlt, diagnostiz­iert eine ausgeprägt­e Persönlich­keitsstöru­ng. „Er regt sich wahnsinnig leicht auf, explodiert dann. Er sucht die Schuld immer bei anderen.“Das hat der 58-Jährige zuvor so untermauer­t: „Ich wurde als Kind von den Krankensch­western zu heiß gebadet. Weil man mir Schläuche in die Nase gesteckt hat, gab es Hirnverlet­zungen – die sind der Grund für mein Aggression­spotenzial.“

Schuldspru­ch durch den Schöffense­nat. Zweieinhal­b Jahre Haft, Einweisung. „Sie brauchen eine Behandlung“, sagt der Richter. „Alles verstanden?“– „Alles klar, alles gut.“

” Ich werde mit der Kettensäge die Kanzlei verwüsten. Ich werde ihm das Leben zur Hölle machen, bis er auswandern muss. Ich bin Deutscher und ziehe das durch.

Anruf des Beschuldig­ten beim Rechtsanwa­lt

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PENZ Richter Hanspeter Draxler führte den Vorsitz beim Prozess

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