Autofahrer verfehlte Polizisten nur um Zentimeter
Anstatt anzuhalten, gab Pkw-Fahrer bei Kontrolle Vollgas. Vier Monate bedingt sind da sogar noch ein Glück.
Ein Anhaltezeichen mit dem roten Leuchtkegel, neun Polizisten in reflektierenden Warnwesten in der gut beleuchteten Bushaltestelle auf der Liebenauer Tangente: „Also versteckt haben wir uns nicht“, resümiert der Polizist. Es war eine großangelegte Fahrzeugund Lenkerkontrolle – die fast katastrophal endete.
Als er ein stark beschleunigendes Auto aus Richtung Stadion Graz kommend hörte und dann auch sah, gab der Inspektor das Anhaltezeichen. „Das Auto war 250 Meter entfernt.
Der Fahrer sah uns, er bremste deutlich.“– „Legen Sie das Handy weg!“, sagt Richter Raimund Frei zum Angeklagten (32), der ganz vertieft ist.
Also, der Polizist trat auf den ersten Fahrstreifen und deutete rechts in die Bushaltestelle zu fahren. Bis dahin: Routine. Plötzlich – in 50 Meter Abstand – gab der Lenker Vollgas. Der Inspektor musste „mit einem Sprung lossprinten“, erinnert sich ein älterer Kollege. Geschätzter Abstand zwischen Bein des Polizisten und Auto: 30 bis 50 Zentimeter. „Das hätte ganz schlimm ausgehen können. Ich habe solche Unfälle schon erlebt.“
Und der Angeklagte? „Ich hab das nicht so wahrgenommen. Das ist extrem geschildert.“Mit Vollgas fuhr er bei Rot über die Kreuzung und heim. „Was ist der Unterschied zwischen Radl und Auto?“, stellt der Richter ihm eine Quizfrage. Viele, aber der entscheidende: Autos haben eine Nummerntafel. Das Ausforschen war kein Problem, da half es auch nicht, die Tür nicht aufzumachen.
Vier Monate bedingt und 900 Euro Geldstrafe für versuchte schwere Körperverletzung und Widerstand. Und der Führerschein ist weg. „Sie haben noch Glück, dass wir nicht Anklage wegen versuchten Mordes erhoben haben!“, sagt die Staatsanwältin. – „Aha.“