„Meine Bettelbriefe wurden nicht gehört“
Am 10. April beginnt in der Signa eine ganz neue Zeitrechnung. Die Aktionäre sind Geschichte. Sanierer Erhard Grossnigg fand für seine Pläne kein Gehör und hört auf.
Überraschend kommt es natürlich nicht, dass Sanierer Erhard Grossnigg bei der Abwicklung der SignaImmobilien keine Rolle mehr spielen wird, wenn demnächst Treuhänder das Ruder in der Mega-Pleite übernehmen. Grossniggs Sanierungsansatz hat nicht funktioniert. Das räumt er im Gespräch mit der Kleinen Zeitung auch rundheraus ein.
Der Ansatz des 77-jährigen Paradesanierers war gewagt, hatte aber angesichts der aktuell miserablen Lage an den Immobilienmärkten Logik: Er wollte jene reichen Aktionäre, die bis dahin schon mit hohen Summen René Benko unterstützt hatten, zu weiteren hohen Einschüssen bewegen. Mit dem vorsichtigen Versprechen, über diesen Weg das wertvolle Immobilienvermögen nicht durch Abverkauf schmälern zu müssen, sondern zumindest weitgehend und werterhaltend zu retten. „Aber die Aktionäre waren dazu nicht bereit“, sagt Grossnigg ohne Umschweife. „Meine Bettelbriefe wurden nicht gehört.“
Anfang Dezember 2023 war Grossnigg bei Signa Prime und Signa Development als Vorstand angetreten, nicht zuletzt, weil er mit einem der größten Signa-Aktionäre, Strabag-Gründer Hans-Peter Haselsteiner, befreundet ist und Noch-SignaAufsichtsratschef Alfred Gusenbauer gut kennt. Am 10. April ist für beide Signa-Gesellschaften eine Hauptversammlung geplant, dort werden die PersonalWeichen komplett neu gestellt, sowohl in den Vorständen als auch den Aufsichtsräten. Gusenbauer ist dann ebenso Geschichte wie die Mitglieder und Ex-Bankchefs Karl Sevelda und Karl Samstag sowie Wüstenrot-Chefin Susanne Riess-Hahn.
Das viermonatige Gastspiel in der Signa bereut Grossnigg nicht. Im Gegensatz zu den Insolvenzverwaltern habe er für seine Zeit keine Gage in Millionenhöhe erhalten, betont er. In der Signa habe er mit hochkompetenten Mitarbeitern zu tun gehabt. „Signa hat internationales Format.“Das sei in der öffentlichen Wahrnehmung in den vergangenen Monaten leider untergegangen. Deshalb bedauert Grossnigg die Abwicklung der Gruppe. Eine 30-prozentige Quote, vielleicht eine kleine Draufgabe, wird in Aussicht gestellt. Werden die zwei Jahre zu knapp, sind durch Verlängerungen bis zu fünf Jahre möglich.
Treibende Kräfte hinter der Treuhandlösung waren große Versicherungen vor allem aus Deutschland, um die Altaktionäre zu entmachten. Zuletzt häufte sich die Kritik, dass praktisch all jene in verantwortlichen Positionen säßen, die dort schon vor der Pleite waren. Mit einer Ausnahme: Vorstand Timo Herzberg musste Ende 2023 wegen mutmaßlicher grober Pflichtverletzungen gehen. Signa-Gründer René Benko lernte Grossnigg in den vergangenen Monaten nur einmal ganz kurz kennen. In der Sanierung habe der Tiroler keine Rolle gespielt. Inwieweit Geldflüsse in der Signa unkontrolliert verlaufen sein könnten, sei Teil weiterer Untersuchungen. „Vermögen zu bewahren“ist Grossnigg zufolge auch deshalb nicht gelungen, „weil Signa Ende 2023 finanziell schon völlig ausgehungert war“.