„Die Marke KPÖ ist toxisch, die Wohnungsmisere aber auch“
Altkanzler Schüssel bezeichnete die Marke KPÖ als „toxisch“. Einige Leser stimmen zu, kritisieren aber auch Politik, die der KPÖ so großen Zulauf bringt.
Offen gesagt „Die KPÖ-Falle“, 17. 3. „Schüssel kritisiert KPÖ“, 13. 3.
Die Marke KPÖ ist toxisch“– als christlich-sozial Denkender sehe ich es auch so, alleine wenn man be- denkt, was Ideologen wie die Kommunisten schon alles „an- gerichtet“haben. Aber auch Wolfgang Schüssel war „toxisch“und hat uns mit seiner nun vorherrschenden neoliberalen Ideologie die Wohnungsmi- sere im Wesentlichen mit einge- brockt: verscherbelte Sozialwoh- nungen, fehlend als leistbare Konkurrenz zum privaten Woh- nungsmarkt im Rahmen eines Privatisierungswahns in der Ba- sisversorgung zugunsten von „Investoren“. Deren Gewinne stiegen dabei zwar zu Unguns- ten der Allgemeinheit ins Uner- messliche, wenn sie sich dann aber (wie etwa aktuell ein Herr Benko) zu sehr ausgetobt hat- ten, wurden die Verluste immer wieder „sozialisiert“.
Es stimmt, die „Erinnerung an Grundzüge des Kommunismus ist verschwunden“, wie es in einem Leserbrief in der Kleinen Zeitung vom 13. 3. hieß, aber auch Kathrin Stainer-Hämmerle hat recht, wenn sie in ihrem Au- ßensicht-Beitrag am selben Tag schreibt: „Die Konfliktlinie ver- läuft überall weniger zwischen rechts und links, sondern zwi- schen oben und unten!“
Dr. Wolfgang Pannold,
Gratkorn
Problem aufgegriffen
Wolfgang Schüssel, ein Altkanzler, der mir wie ein Hütchenspie- ler in Erinnerung ist, als er zwei und drei zu eins zauberte, mein- te nach der Salzburg-Wahl, die Marke KPÖ sei toxisch. Man muss wirklich kein Fan des Kommunismus sein, jedoch im Zuge des Ausgangs der Salzbur- ger Wahl auf die Millionen To- ten durch die grausame Politik der kommunistischen Autokra- ten Stalin und Mao zu verwei- sen, klingt, als würde der Salz- burger KPÖ-Chef Dankl unser zukünftig gefährlichster Politi- ker werden. Dankl hat ein Wohnproblem, das sich zunehmend über ganz Österreich aus- weitet, aufgegriffen.
Italien hatte trotz permanen- ter Regierungswechsel viele Jahrzehnte lang eine erfolgrei- che europäische kommunisti- sche Partei, die sogar 30 Prozent an Wählerstimmen hinter sich vereinigen konnte. Wie heißt es so schön? „Man soll zuerst vor seiner eigenen Haustüre keh- ren!“DI Dr. Herbert
Wiederschwinger, Wien
Austrofaschismus
Nachdem sich Schüssel und Mikl-Leitner so sehr vor einer kommunistischen Kleinpartei und deren Vorgängerorganisa- tionen fürchten, sollte man sich daran erinnern, dass es unter Dollfuß und Schuschnigg nach einem Putsch zum Austrofa- schismus gekommen ist. Auch hier wurden Leute getötet, und zwar Österreicher. Vor Kurzem wurde nach Kritik das Dollfuß- Museum aufgelassen und still- schweigend hat man die Aus- stellungstücke entsorgt. Auf ei- ne Aufarbeitung dieser Epoche wurden seitens der ÖVP wohlweislich verzichtet. Unter der derzeit aktuellen politischen Lage in Österreich ist ein Rückfall in diese dunklen Zeiten der Politik wohl eher möglich als eine kommunistische Diktatur. Max Förstl, Kapfenberg
Turbokapitalismus
Der Kommunismus ist aus guten Gründen so negativ besetzt. Daher sind die Reaktionen vieler Leute absolut verständlich. Was aber scheinbar niemand sehen will, ist, dass es hier nicht um Kommunismus, sondern um die handelnden Personen in dieser Partei geht. Es ist derzeit die einzige Partei, in der Anständigkeit glaubwürdig gelebt wird. Es geht nicht um Almosenverteilung, wie so oft abwertend behauptet wird. Es geht um Fairness, um politische Arbeit für die Allgemeinheit und nicht um die Befriedigung von Klientelinteressen. Das größte Problem, das diese Partei hat, ist ihr antiquierter Parteiname. Sie sollte eigentlich „Antikapitalistische
Partei“heißen. Es geht darum, dass das primäre Ziel des eige- nen Denkens nicht die ständige Erhöhung des eigenen Bank- kontos ist.
Der Kapitalismus ist, in einem fairen Ausmaß, durchaus gut für unsere Weiterentwicklung, aber was wir zunehmend sehen, ist ein immer mehr ausufernder Turbokapitalismus. Geldflüsse, die längst nicht mehr mit der realen Wertschöpfung zusam- menpassen. Der Konsument wird mit psychologischen Wer- betricks abgezockt. Im Energie- sektor werden mit schnellen Er- höhungen und sehr langsamen Reduktionen massenhaft unge- rechtfertigte Übergewinne ge- macht. „Man kann nie genug Geld haben“ist zur egoistischen, heiligen Kuh geworden, mit allen negativen Folgen für unsere Umwelt. Überbordender Luxus für ein paar wenige, Verbiegung von Gesetzen zum eigenen Vor- teil für diejenigen, die sich teure Anwälte leisten können. Wir brauchen dringendst ein Um- denken, ein Gegengewicht ge- gen diese Entwicklung. Welche Partei bietet dieses Gegenge- wicht glaubwürdig an? Horst
Poleschinski, Graz
Ironische Replik
Seit der Wahl in Salzburg ist die Aufregung groß. In allen Medien wird Dankl mit seiner Ideologie (?) kritisiert. Der junge Familien- vater ist zu nett, führt wohl Bö- ses im Schilde. Und wenn er gar noch Bürgermeister würde – nicht auszudenken .... Unsere Ei- gentumswohnungen und Häu- serln wären nicht mehr sicher.
Mag.a Ingrid Stock-Lichtenschopf,
Fernitz-Mellach
Einmahner
„Die Nörgler aus den eigenen Reihen“, 17. 3.
Walter Hämmerle hat die allge- genwärtigen Kritiker in den österreichischen Parteien beschrieben, allerdings mit einem für mich eher herablassenden Ton, als wäre Kritik im Partei- umfeld per se etwas Negatives. Angesichts der Gegenbeispiele FPÖ („Grabesruhe“) und KPÖ hat er es dann auch leider verab- säumt, die Parallelen herauszu- arbeiten: Erfolg. Sei es in Umfra- gen oder bei tatsächlichen Wahlgängen, im Höhenflug ist Manöverkritik seltener als in der Ernüchterungsphase nach geschlagenen Wahlen. Anstatt die genannten Personen durch- gängig als „Nörgler“und „Ner- vensägen“zu titulieren, könnte man sie auch etwas sachlicher als Einmahner einer Kurskorrektur
sehen, angesichts der mäßigen Umfragen der ehemaligen Großparteien möglicherweise nicht ganz zu Unrecht.
Florian Posch, Graz
Ungleich
„Der Tag des Josef“, 19. 3.
Das zweite Semester hat bereits begonnen. Alle, sowohl Schülerinnen und Schüler als auch ich als Lehrerin, stehen bereits mittendrin. Voller Elan stürzen wir uns in den Schulalltag, doch mittendrin ein Tag – der Josefitag, an dem Schulen, Behörden und Ämter freihaben, der jedoch nicht generell arbeitsfrei ist. In einer Gesellschaft, die für Gleichberechtigung steht und kämpft, ist das Praktizieren einer solchen Trennung nicht mehr zeitgemäß. Entweder alle oder niemand!
Marie-Therese Resch, Graz