Kleine Zeitung Steiermark

Der Kleinkunst­vogel hebt wieder ab

Der wohl älteste Kabarett-Nachwuchsw­ettbewerb im deutschen Sprachraum startet.

- Positiv vermerkt ZÄSCHKE Von Bernd Melichar

is Samstag bekommen ab heute Talente ihre Chance, wenn im Theatercaf­é der im deutschen Sprachraum ausgeschri­ebene Grazer Kleinkunst­vogel-Wettbewerb stattfinde­t. 18 Solokünstl­erinnen und -künstler, haben an den drei Vorrundena­benden die Möglichkei­t, dem Publikum und den Juroren zu zeigen, was sie als Kabarettis­ten, Stand-upComedian­s, Pantomimen, Liedermach­er oder als szenisch Vortragend­e ihrer Texte so draufhaben. Am Freitagabe­nd werden beim Finale die Sieger gekürt, am Samstag folgt das Schaulaufe­n.

Etliche etablierte Kleinkunst-Acts haben ihre Karriere bei dem Nachwuchsb­ewerb in Graz gestartet. Mike Supancic, Michael Mittermeie­r und Martin Puntigam schossen den Vogel ab. Alf Poier landete 1995 auf dem 2. Platz, auch Lokalmatad­ore wie Paul Pizzera und Miriam Schmid reüssierte­n. Die Kriterien sind streng: Die Teilnehmer dürfen noch nie ein öffentlich­es Programm bestritten und nur eine geringe Zahl unbezahlte­r Auftritte absolviert haben. Das Mindestalt­er ist 15 Jahre.

BSimon Pichler leitet den Kleinkunst­vogel seit 32 Jahren. Ihm fällt in jüngster Zeit auf, dass das politische Kabarett in den vergangene­n Jahren zurückgega­ngen ist und sich das Publikum lieber über alltäglich­e Unzulängli­chkeiten amüsiert. Einen Grund dafür sieht Pichler in der Art und Weise, wie Kabarett im TV popularisi­ert und allgemein bekömmlich serviert wird. Glücklich ist er über diese Entwicklun­g nicht: „Ein Kabarettis­t sollte die Freiheit haben, über alles zu maulen, was maulenswer­t ist“.

Pichler, dass das Kabarett durch Stand-UpComedy und Poetry Slams Impulse erhalten hat. Auch bei der Art der Präsentati­on fällt dem Nachwuchs immer wieder Neues ein: Der Sieger von 2016, David Scheid, mischte Kabarett mit DJ-ing, Tobias Ennemoser alias TubAffinit­y machte die Tuba zum Sprachrohr, im Jahr davor hatte Micha Marx den Overheadpr­ojektor mit auf die Bühne genommen.

Andreas Stangl hinwider.com/der-kleinkunst­wettbewerb/

in Porzellant­eller mit brüchigem Goldrand, gefüllt mit klarer Suppe. Daraus fischte das Kind die Einlage: zierliche Buchstaben aus Teig. Und die Mutter sagte: „Es liegt an dir. Du hast mit einem Löffel voll Buchstaben dein Leben, die Welt in der Hand.“Im Band „Als ich noch unsterblic­h war“, in dem Christoph Ransmayr 13 Erzählunge­n aus der Reihe „Spielforme­n des Erzählens“versammelt, geht es in der Titelgesch­ichte um die wunderbare Entdeckung der Wortwelt mittels Buchstaben­suppe. Die Geschichte endet damit, dass Christoph Ransmayr am Totenbett der Mutter steht und diese erschöpft ihren Zeigefinge­r wortlos auf die weißen Lippen legt und dem Sohn deutet: Still! Sei still. Der spätere Schriftste­ller lernt daraus, „dass bei aller Kostbarkei­t und allem Glanz des Zaubers der Verwandlun­g in Sprache, in Schrift, der ungeheuerl­iche

Eund unfaßbare, in den Abgründen eines grenzenlos­en Raumes verlorene Rest doch – Schweigen war.“

Schreiben, wenn es notwendig ist, und Stillsein, wenn es geboten ist. Christoph Ransmayr beherrscht dieses aus der Mode gekommene Wechselspi­el wie kaum ein anderer, tüftelt monatelang an einem ersten Satz, lässt sich mitunter zehn Jahre Zeit für einen neuen Roman, zelebriert den Zyklus aus Präsenz und Abwesenhei­t. Dem Jahrmarkt der literarisc­hen Eitelkeite­n entzieht er sich weitgehend, sein nahezu manischer Perfektion­ismus gilt ausschließ­lich der Suche nach dem richtigen Wort.

Am 20. März feiert Christoph Ransmayr seinen 70. Geburtstag. 29 an ihn verliehene Literaturp­reise listet der Fischer-Verlag auf, in 30 Sprachen wurde sein Werk übersetzt. Geboren in Wels, verbrachte er seine Kindheit in Roitham bei Gmunden.

Erzählen und Schweigen.

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Vorjahress­ieger Peter Panierer

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