Neue Ideen für den Innenstadthandel
ÖVP-Vorstoß: Die Stadt soll eine aktive Rolle in der Vermietung von Gewerbeflächen übernehmen.
Leerstand. Fehlender Branchenmix. Wenig regionale Originale, viele internationale Ketten. So beschreiben Kritiker den Zustand vieler Innenstädte, auch jenen des Grazer Zentrums. Das will die ÖVP nun ändern.
Die Idee, die Wirtschaftsstadtrat Günter Riegler hat: Die Stadt soll eine aktive Rolle in der Vermietung von Gewerbeflächen einnehmen. Konkret sollen über eine eigene Gesellschaft Flächen in einem ersten Schritt angemietet werden, um dann strategisch gesteuert an Händler und Gewerbetreibende unterzuvermieten – nicht an den, der am meisten Miete zahlen kann, sondern an jene, die in die städti- sche Strategie passen.
„Die Frequenz in der Innenstadt ist ja erfreulich“, so Riegler, „auch die Leerstandsquote ist im Vergleich gering, trotzdem hat auch in Graz der stationäre Handel zu kämpfen.“Mit der städtischen Gesellschaft könnte man aktiv entgegenwirken und die Innenstadt beleben, ist Riegler überzeugt.
Ob der entsprechende Dring- liche Antrag in der heutigen Gemeinderatssitzung eine Mehrheit bekommt, ist noch unklar. Finanzstadtrat Manfred Eber (KPÖ), an den der Dringliche adressiert ist, zeigt sich für die Idee jedenfalls offen, will sich inhaltlich aber noch nicht festlegen.
Klar ist, dass so eine aktive Rolle die Stadt Geld kostet. Eine Abschätzung gibt es noch nicht. Politisch ist der Vorstoß interessant, weil er ausgerechnet von der ÖVP kommt, die sonst die Einmischung der öffentlichen Hand in den Markt ablehnt. International gibt es Beispiele, Paris agiert mit einem ähnlichen Modell und hat laut Medienberichten 19 Prozent der Shopflächen im städtischen Eigentum.
Mit einem einfachen Antrag will SPÖ-Gemeinderat Arsim Gjergji auf ein Thema aufmerksam machen, das viele, die in der Gastro, der Pflege, im Handel oder ähnlich zeitfordernden Berufen tätig sind, betrifft: Kinderbetreuung an Wochenenden. „Nicht alle haben das Glück, ein soziales Netz zu haben, das die Kinder betreut, wenn man selbst am Wochenende arbeiten muss“, so Gjergji. „Da wissen die
Leute oft echt nicht weiter.“
Die Stadt möge sich daher mit der Wirtschaftskammer, der Industriellenvereinigung und der Gewerkschaft zusammentun und bis Sommer ein Konzept für eine Kinderbetreuung außerhalb der Regeleinrichtungen erstellen.
ÖVP-Gemeinderätin Sissi Potzinger fordert angesichts der Teuerung, dass die Stadt die Bäderpreise heuer nicht erhöhen soll. Früher eine klassische KPÖ-Forderung, die von der ÖVP als nicht finanzierbare Gießkanne abgelehnt wurde. Jetzt sind die Rollen vertauscht und Finanzstadtrat Eber erklärt, warum die Preise steigen müssen – einen konkreten Preis gibt es aber noch nicht. Ebers Aber: Der Tarif für SozialCard-Besitzer wird nicht erhöht. Michael Saria,
Gerald Winter-Pölsler