„Wo ist die Unterstützung für Eltern und Angehörige?“
Leserinnen und Leser sind begeistert über die motivierten Athleten der Special Olympics, aber manche stellen sich die Frage nach der generellen Wertschätzung für Menschen mit Beeinträchtigung.
Titel: „Special Olympics – Stunde der Sieger“, 18. 3.
Die umfassende Berichter- stattung über die Bewer- be und Athleten der Spe- cial Olympics ist sehr schön und sehr erfreulich! Aber verschafft sich damit die Gesellschaft nicht ein Feigenblatt, um im täglichen Umgang gerade nicht auf ihre Mitmenschen mit Be- einträchtigung – sei es geistig oder körperlich – zu achten? Wo sind die Arbeitsplätze, wo die Förderungen für Sportvereine, wo ist die Betreuung in den Schulen, wo die Unterstützung für Eltern, Angehörige?
Wir investieren viel in die Spe- cial Olympics und freuen uns mit den Athlet:innen über ihre Erfolge, aber eigentlich – sind wir ehrlich – sollten sowohl Pa- ra-, als auch Special-Bewerbe ob- solet sein. Sportbewerbe, in de- nen Klassen mit und ohne Be- einträchtigung neben- und nacheinander stattfinden, Be- werbe, die dem Publikum zeigen, welche hervorragenden Leistungen möglich sind und welch En- thusiasmus und Freude.
Menschen mit mehrfacher Be- einträchtigung geraten immer noch ins Hintertreffen, ebenso wie Personen ohne finanziellen Hintergrund. Die Arbeit mit be- einträchtigen Menschen kann schön sein, ist aber auch sehr anstrengend und muss auch entsprechend entlohnt werden. Sie darf nicht an engagierten, emphatischen Frauen hängen- bleiben wie derzeit. Fazit: Es ist noch viel zu tun!
Klaus Höllbacher, Graz
Sportfest
Danke für die Berichte über die Nationalen Special Olympics Winterspiele in Graz und im Ennstal. Ein Spruch, den ich im Internet lesen durfte und der da- zu passt, lautet: „Behindert zu sein bedeutet nicht, dass man nicht fähig ist, großartige Dinge zu vollbringen. Es bedeutet nur, dass man es einfach auf eine an- dere Art und Weise tut.“
Paula Engel, Grabelsdorf
Mehr Anerkennung
Als Volunteer bei den Special Olympics durfte ich am Sams- tag den Siegerehrungen am Gra- zer Hauptplatz beiwohnen. Un- beschreibliche Emotionen, strahlende Augen und Freude in den Gesichtern der Athleten, ob als Sieger oder als Platzierter. Schon bei den Vorbewerben wa- ren die Leistungen der Athleten unvorstellbar. Mit welcher Über- windung, Mut und Ausdauer die Bewerbe absolviert wurden, machte mich sprachlos.
Einige dunkle Wolken bei die- ser tollen Veranstaltung müs- sen auch genannt werden. Graz als Stadt der Inklusion, völker- verbindend und weltoffen, schafft es nicht, Politiker – es gibt ja einige – zu den Sieger- ehrungen zu entsenden. Es mussten anwesende „normale Bürger“einspringen, um den Athleten die Medaillen zu über- reichen. Den Athleten war es egal, wer die Medaillen über- reicht, jedoch zeigt dies, dass unsere Gesellschaft von gelebter Inklusion weit entfernt ist. Das- selbe gilt auch für die Grazer:innen. Ein Besuch der Sieger- ehrung, als Zeichen der Aner- kennung, wäre für deutlich mehr Personen machbar gewe- sen. Für mich zeigt es sich wie- der: Jeder Bürger redet von In- klusion und Toleranz, gelebt wird es nur von wenigen. Danke für die schönen Stunden wäh- rend der Winterspiele 2024. Im- mer wieder gerne dabei.
Johann Hiebler, Groß St. Florian
Kleine Kritik
Gratulation zu dieser tollen Performance allen Sportler und Sportlerinnen, auch den Veran- staltern für das rührige Engage- ment. Warum es aber mit einem solchen „Tohuwabohu“abgehen musste (zu schrill, zu laut ...), ist mir schleierhaft.
Ob dies den Vorstellungen der Betroffenen entspricht, ist frag- lich. Das ist aber nur eine kleine Kritik, alles in allem eine super Veranstaltung. Franz
Ferdinand Schenk, Graz
Digitalisierung hilft
„Seniorenrat will noch verhandeln“, 19. 3.
Als von Geburt an blinder, selbstbestimmt lebender Stu- dent kann ich die Bedenken des Seniorenrats bzgl. Digitalisie- rung und Diskriminierung mehr als nachvollziehen. Bei blinden Menschen ist das Problem je- doch umgekehrt: Alles, was wir digital beantragen und erledi- gen können, befreit uns vom Joch der Unterstützung durch nicht digitalisierungsaffine In- stitutionen der Behindertenhil- fe. Wieso diese Formulierung? In vor Wahl den letzten Jahren sickerten immer mehr technische Hilfsmittel in das Leben blinder Menschen. Braillezeilen zur Umwandlung von Bildschirmtext in Blindenschrift sowie Screenreader zum lauten Vorlesen von Bildschirm- und SmartphoneInhalten ermöglichten immer mehr Blinden den Zugang zur EDV und somit den Besuch von normalen Schulen und Universitäten sowie ein selbstbestimmtes Leben.
Heute bieten etwa iPhones ab Werk Millionen von Blinden den Zugang zu Millionen barrierefreier Apps. Banking, Zeitung lesen, Social Media, digitales Unterschreiben: All das und vieles mehr ist möglich und stellt sämtliche institutionellen Betreuungsangebote in den Schatten.
Gesellschaftspolitisch wurden diese Fortschritte aber nie richtig bemerkt oder gar ernst genommen. Blindenhilfsmittel werden zwar finanziert, was sie aber mit den Nutzern machen und wie sich durch diese Entwicklungen die Teilhabe-Chancen verbessern, bleibt unbeachtet. Immer noch sieht man blinde Menschen als hilflose, arme und unbeholfene Würstchen an und nutzt diesen Glauben auch noch, um beim Steuerzahler Spenden für Institutionen zu lukrieren, von denen die Hälfte der Betroffenen gar nichts mehr wissen will, da diese Strukturen in der Regel auf Menschen ohne jegliche Schulbildung zugeschnitten sind. Um uns mehr Chancen am Arbeitsmarkt zu er
möglichen, braucht es meiner Meinung nach das Recht auf rein digitale bzw. für Senioren auch analoge schriftliche Kommunikation in allen Lebensla- gen sowie die rechtliche Gleich- stellung von Post- und E-Mail- Adressen. Auch blinde Men- schen wollen nicht länger Bür- ger zweiter Klasse sein! E-Mails sowie digitale Rechnungen und Befunde jeweils als durchsuchbare PDF-Dateien können wir lesen und darauf problemlos ant- worten, einen Brief ohne Vor- handensein eines Scanners und teilweise jährlich zu bezahlen- der Software zur Texterken- nung nicht. Ein barrierefrei er- stelltes PDF-Formular können wir ausfüllen, digital unter- schreiben und versenden. Pa- pierformulare können wir nur vor Ärger zerreißen, da wir wis- sen, dass es ja ganz einfach wäre, digitale Formulare zu erstel- len und im Web oder per E-Mail bereitzustellen.
Pensionisten hingegen ärgern sich vermutlich grün und blau, wenn sie etwa zum Banking ins Netz müssen oder Anträge on- line stellen müssen. Für uns sind digital barrierefreie Ver- waltungsangebote im Gegen- satz dazu der reinste Segen.
Helmuth Schlögl, Graz
Bildungskarenz-Replik
„Sittingers Post“an Markus Koza, 17. 3.
Ich möchte mich herzlich für Ih- re Post bedanken. Dass eine Bil- dungskarenz eine berufliche Auszeit auf öffentliche Kosten darstellt, ist ein gerne strapa- ziertes „Argument“. Damit soll das Instrument der Bildungska- renz insgesamt schlechtgeredet werden. Es ist für uns Grüne schlichtweg inakzeptabel, weil bei diesem Argument immer der Vorwurf eines Missbrauchs mit- schwingt – nämlich jenen ge- genüber, die eine Bildungska- renz in Anspruch nehmen. In Wahrheit konnten Zehntausen- de, die in den letzten Jahren Bil- dungskarenz in Anspruch genommen haben, dank der erworbenen zusätzlichen Fähigkeiten und Qualifikationen ihre Jobsi- tuation und ihre Einkommens- situation verbessern.
Sie schreiben: viel Geld – fast kein Effekt? Na dann fragen sie einfach die Betroffenen. Wenn nach einem Jahr Bildungska- renz ein Drittel der Absolven- t:innen und nach drei Jahren Bil- dungskarenz sogar über 50 Pro- zent ein höheres Einkommen beziehen als zuvor, dann sind das keine vernachlässigbaren Ergebnisse. Im Gegenteil – es bedeutet mehr Wohlstand, höhere Steuereinnahmen und höhere Sozialversicherungsbeiträge. Es zeigt vor allem, dass sich die Bildungskarenz nach wenigen Jahren bereits für über die Hälfte der Absolvent:innen auch finanziell ausgezahlt hat.
Markus Koza (Sozialsprecher
der Grünen)
Bellen stresst
Zu guter Letzt:
„Der Wau-Effekt“, 17. 3.
Ich möchte eine gute Nachricht aus der letzten Seite doch etwas relativieren: Menschen sind glücklicher, aufmerksamer und weniger gestresst, nachdem sie sich mit ihrem Hund beschäftigt haben. Menschen sind unglücklicher, abgelenkter und gestresster, wenn sie den Hund der Nachbarin bellen hören.
Gerhard Paar, Graz