Kleine Zeitung Steiermark

Großteil der Abschiebun­gen im Vorjahr betraf EU-Bürger

Die Statistik der 12.900 Abschiebun­gen 2023 führen keine Flüchtling­e, sondern Slowaken, Ungarn und Rumänen an.

- Christina Traar

Man kann mit Fug und Recht behaupten, das letzte Jahr war das Jahr der Abschiebun­gen“, erklärt Innenminis­ter Gerhard Karner (ÖVP) bei der Präsentati­on der Asyl-Jahresbila­nz 2023 und zeigt sich zufrieden. Diese seien ein wichtiges Instrument für eine „glaubwürdi­ge, gerechte und strenge Asylpoliti­k“, denn wer kein Recht habe, in Österreich zu bleiben, müsse ausreisen.

12.900 Personen mussten das Land im Vorjahr verlassen, laut

Karner sei das ein neuer Rekord. 46 Prozent

(5990 Personen) davon wurden zwangsweis­e außer Landes gebracht, 53 Charterflü­ge mit 15 Destinatio­nen wurden verzeichne­t. „Die Öffentlich­keit verlangt das zu Recht“, so Karner, es handle sich um „eine sehr gute Bilanz“.

Die größte Gruppe der Abgeschobe­nen bilden jedoch keine Asylwerber, sondern Bürgerinne­n und Bürger aus anderen EU-Ländern, wie ein Blick in die Statistik des Bundesamte­s für Fremdenwes­en und Asyl (BFA) zeigt. Während bei den mehr als 59.000 Asylanträg­en im Vorjahr Syrien, Afghanista­n und Türkei unter den am stärksten vertretene­n Ländern waren und die meisten negativen Entscheidu­ngen bei Antragstel­lern aus Marokko, Syrien und Indien verzeichne­t wurden, führen in der Statistik der zwangsweis­en Ausreise die EU-Nationen Slowakei, Ungarn und Rumänien.

Karner betont hier, dass beinahe jeder Zweite, dessen Ausreise erzwungen wurde, zumindest einmal strafrecht­lich verurteilt worden sei. Bei den EUBürgern, deren Ausweisung freilich nicht so einfach ist, geht es dabei beispielsw­eise um Personen, die eine Gefahr für die öffentlich­e Ordnung darstellen und mit einem Aufenthalt­sverbot belegt sind.

Und noch eine Zahl sticht im Bericht ins Auge. Bei 1240 der 5990 zwangsweis­en Außerlande­sbringunge­n im Vorjahr handelte es sich um sogenannte Dublin-Fälle. Damit sind Überstellu­ngen von Asylwerber­n in einen anderen EU-Mitgliedss­taat gemeint, wenn der Betroffene dort bereits mit Fingerabdr­ücken in der europäisch­en Datenbank registrier­t wurde und das Land damit auch für das Asylverfah­ren zuständig ist.

Der Innenminis­ter betont hier, dass vor allem nach Bulgarien, Rumänien und Kroatien rücküberst­ellt werden konnte. Aber: Auch Österreich bekommt bereits Registrier­te zurück ins Land transporti­ert. Im Vorjahr geschah das bei 2166 Personen – eine Differenz also von 42 Prozent.

Die größte Gruppe in der gesamten nun vorgelegte­n Statistik bildet übrigens jene der Verfahrens­entziehung­en. 31.000 Personen zogen im Vorjahr nach Verfahrens­beginn in andere Länder weiter. Karner verbucht auch das als Erfolg, Österreich werde dank Kontrollen und schneller Verfahren zu einem immer unattrakti­veren Zielland.

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IMAGO Fast 6000 Menschen wurden im Vorjahr zwangsweis­e außer Landes gebracht

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