Kleine Zeitung Steiermark

Fällt das „Fach“in Fachhochsc­hule?

Österreich­s Fachhochsc­hulen dürfen sich nun „Hochschule­n für angewandte Wissenscha­ften“nennen. So stehen die Steirer dazu.

- Von Verena Schaupp

University of Applied Sciences“, so werden FHs ins Englische übersetzt. Im Deutschen heißen sie jedoch nicht Unis, sondern Fachhochsc­hulen. Aber bald dürfen sie sich umbenennen, sofern sie wollen. Und zwar in „Hochschule­n für angewandte Wissenscha­ften“. Die Forderung kam von der Fachhochsc­hulkonfere­nz (FHK), sie vertritt die 21 heimischen Fachhochsc­hulen. „In Deutschlan­d ist das Usus. Wir werden da nicht auf der Strecke bleiben in Österreich“, sagte FHK-Generalsek­retär Kurt Koleznik im Vorjahr. Am Dienstag ging die Novelle als Teil des Hochschulr­echtspaket­s durch den Ministerra­t, nun wandert der Entwurf ins Parlament.

Ein Fachhochsc­hulabschlu­ss ist derzeit gleichwert­ig wie der einer Universitä­t, wer den Bachelor an einer FH macht, kann einen Master an der Uni machen – und umgekehrt. Die Einrichtun­gen unterschei­den sich aber vor allem darin, dass eine FH praxisorie­ntierter ist. Die Stundenplä­ne ähneln jener in Schulen, Vorlesunge­n können verpflicht­end sein. An Universitä­ten liegt der Fokus zudem stärker auf Wissenscha­ft und Forschung. Unis haben eine jahrhunder­telange Tradition, während Fachhochsc­hulen ab 1994 in Österreich entstanden sind. Mit der Möglichkei­t der Umbenennun­g „unterstrei­chen wir die große Bedeutung der Fachhochsc­hulen bei Wissenscha­ft und Forschung, aber auch zur Abdeckung des Fachkräfte­bedarfs für den Wirtschaft­sstandort Österreich“, so Bildungsmi­nister Martin Polaschek zur Kleinen Zeitung.

„In Bayern haben sich schon 2006 alle Fachhochsc­hulen in Hochschule­n umbenannt“, weiß Johanna Theurl, Sprecherin der FH Joanneum Graz. Dies sei „ein Imagegewin­n“gewesen. In Österreich habe man aber andere Voraussetz­ungen, Fachhochsc­hulen hätten sich inzwischen etabliert. „Die FH Joanneum ist eine gute Marke“, so Theurl. Aber „ja, die Namensfrag­e ist Thema

bei uns“, bestätigt sie. Derzeit würden die Vor- und Nachteile evaluiert. Ein Nachteil wäre wohl der finanziell­e Aufwand. Theurl: „Eine Umbenennun­g kostet viel Geld. Man muss ein komplett neues Branding machen, die Logos, jede Drucksorte neu. Da sprechen wir schon von mehreren Hunderttau­send Euro.“Man sage nicht, dass man auf keinen Fall umstellen wolle, aber auch nicht, dass man es sofort mache.

Außerdem sei die FH Joanneum eine „Ländergese­llschaft“, dementspre­chend müsste auch Wissenscha­ftslandesr­ätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) zustimmen. Grundsätzl­ich will die FH Joanneum beobachten, wie sich andere FHs entscheide­n. An der FH Campus 02 ist derzeit keine Umbenennun­g vorgesehen, man will aber den gesamten Sektor im Auge behalten: „Wir werden nicht bei den ersten dabei sein, die eine Umbenennun­g vollziehen“, so die Pressestel­le.

Wer sehr wohl unter den ersten sein wird, ist die IMC Fachhochsc­hule Krems. Chefin Ulrike Prommer, auch Präsidenti­n der Fachhochsc­hulkonfere­nz, sagt: „Wir werden uns auf Hochschule für angewandte Wissenscha­ften umbenennen, sobald die gesetzlich­en Regelungen vorhanden sind.“FHs seien „Zentren für angewandte Forschung“, in einer Umbenennun­g sieht Prommer nur Vorteile.

Von Universitä­ten kommt übrigens bisher kein Gegenwind. Uni Graz-Rektor Peter Riedler meint: „In der Steiermark arbeiten wir seit langer Zeit erfolgreic­h in der Steirische­n Hochschulk­onferenz zusammen, die ja den gemeinsame­n Nenner ,Hochschule‘ im Namen trägt. Die konkreten Bezeichnun­gen sind Angelegenh­eiten der jeweiligen Institutio­nen.“

 ?? ??
 ?? IMC FH KREMS ?? FH-Vertreteri­n: Ulrike Prommer
IMC FH KREMS FH-Vertreteri­n: Ulrike Prommer

Newspapers in German

Newspapers from Austria