„Gefängnis ist die beste Watschn für mich“
Mit Messer bedrohtes Raubopfer bis auf Unterhose ausgezogen, betrunken mit E-Ameise Unfall gebaut: sechseinhalb Jahre Haft.
Eine derartige Dankbarkeit für sechseinhalb Jahre Gefängnis ist selten: „Danke, das Urteil ist fair. Das ist jetzt die beste Watschn für mich und für das, was ich verbrochen habe. Da gehen sich in Haft für mich super zwei Lehren aus“, sagt der Grazer (34) am Straflandesgericht. Trotz schwerem Raub mit einem Messer als Tatwaffe und einer langen Liste an Vorstrafen hat der Angeklagte zuvor ungemein viele Sympathiepunkte gesammelt. Entwaffnend war seine Ehrlichkeit, glaubwürdig seine Entschuldigungen bei den Opfern. „Der Raub tut mir leid, der Tag hat mein Leben versaut. Wir waren in der Wohnung, ich dachte, er hatte etwas mit meiner Freundin.“– „Nüchtern war damals keiner“, stellt Richterin Julia Noack fest. Der Grazer erzählt, wie er seinen Bekannten mit einem Butterflymesser dazu gezwungen hat, sich seiner Kleidung zu entledigen: „Zieh dich bis auf die Boxershorts aus und geh!“Das eingeschüchterte Opfer dampfte fast nackt ab, kam wieder – Handy und Gewand waren weg.
Mitangeklagt ist ein Unfall, der aus dem alltäglichen Rahmen fällt. Der Grazer hat nämlich betrunken mit einer sogenannten „Ameise“einen Crash verursacht. Mit diesem elektronischen Hubwagen rammte er eine Frau, die ebenfalls auf einer Ameise unterwegs war. Die Frau wurde schwer verletzt (Fraktur), weil an ein Geländer gedrückt. Der Unfallhergang ist komplex, weshalb der Beschuldigte bittet: „Ich hatte 0,8 Promille beim Unfall. Kann ich‘s aufzeichnen?“Das künstlerisch wertvolle Angebot wird angenommen, der Ameisenfahrer skizziert den Auffahrunfall. Unterm Strich: schuldig der fahrlässigen Körperverletzung.
„Entschuldigung, dass wir hier überhaupt zusammenkommen mussten“, sagt der Verurteilte am Ende. Richterin Noack ermutigt ihn: „Machen Sie in Haft etwas aus sich, Sie haben es ja drauf.“