Wohnglück in einem Möbel
Ein Zubau, mit dem Familie K. ihr Haus in Klagenfurt erweitern ließ, wurde zum Herzstück für alle. Porträt eines Raumwunders.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie auch kleine, dafür architektonisch ausgeklügelte, Interventionen den Charakter eines Hauses zum Positiven hin verändern können. Ein tolles Beispiel dafür liefert das Einfamilienhaus der Familie K. – die Bauherrn wollen in diesem Fall lieber anonym bleiben – am Rand von Klagenfurt.
Die Familie mit drei Kindern hat das Haus aus den 40er-Jahren 2011 erworben und damit auch eine Menge Arbeit. Wie zur damaligen Zeit üblich, waren die Räumlichkeiten eher klein verschachtelt und entsprachen, so der Bauherr, „überhaupt nicht unseren Vorstellungen und Anforderungen. Selbst die Türrahmen waren so niedrig gesetzt, dass man sich bücken musste, um sich nicht den Kopf anzuschlagen.“Also wurden die Zwischenwände entfernt und so eine großzügige Wohnlandschaft
geschaffen. Um mehr Licht ins Innere zu lassen, hat man die kleine Balkontür durch eine breite Glasfront ersetzt und eine große überdachte Terrasse angebaut. Die Küche wurde von der Ost- an die Westseite verlegt, mit Blick in den Garten. „Das war mir wichtig, vor allem, weil die Kinder noch klein waren und ich sie, wenn sie im Garten spielten, im Blick haben konnte“, sagt die Bauherrin.
Das Haus sei zu einer Art „work in progress“-Projekt avanciert, im ersten Stock befinden sich mittlerweile die Kinderzimmer, das elterliche Schlafzimmer und das Familienbad. Der Dachboden wurde für Büroräume und einen Fitnessraum adaptiert, die Ölheizung wurde durch Fernwärme ersetzt. 140 Quadratmeter Wohnfläche sind so nach und nach entstanden. Als einziger Schwachpunkt stellte sich für die Familie der Eingangsbereich des Hauses dar. „Der bestand aus einem kleinen
Windfang, durch den man nur hintereinander das Haus betreten konnte. Ohne Garderobenbereich und zudem irrsinnig kalt“, zählt der Bauherr diese Defizite auf. Deshalb musste eine adäquate Lösung gefunden werden: Ein Zubau, der nicht nur genügend Stauraum bietet, sondern auch eine einladende und behagliche Atmosphäre ausstrahlt. „Uns war aber klar, dass man so etwas nicht von der Stange kaufen kann.“Also hat man sich dafür das junge Klagenfurter Architektenduo Barbara und Christoph Abel an Bord geholt. Eine Entscheidung, über die man heute mehr als glücklich sei und für die beiden
Architekten war es eine Herausforderung, die sie gerne angenommen haben.
„Es hat alles seinen Reiz, egal, ob es sich um ein Haus, einen Zubau oder nur einen Sessel handelt. Das Spannende ist, interessante Ideen umzusetzen, egal in welchem Maßstab. Da ist nichts zu klein oder zu groß“, erläutert Christoph Abel seinen Zugang zur Architektur. Das Entscheidende sei, dass die Bauherrn einen entsprechenden Weg mitgehen wollen. Den Zubau mit all seinen Anforderungen und unterschiedlichen Nutzungen betrachtet er eher als bewohnbares Möbel. „Jeder Quadratzenti
meter wurde dabei perfekt ausgenützt. Es gibt quasi nichts, was keine Funktion hätte.“
Wichtigster Anspruch für die Architekten war es, den Bau so zu gestalten, dass er einen starken Charakter ausstrahlt, sich dem Bestandsgebäude aber nicht aufzwingt, oder es gar dominiert. Zeit also für einen kleinen Rundgang. Tolles Element ist natürlich das westlich ausgerichtete Panoramafenster mit einer breiten Sitzbank, sowohl innen als auch außen, auf der man sich gemütlich ausstrecken kann. Hier wird einem, sofort nach Betreten des Hauses der Eindruck vermittelt, man stehe mitten im Garten.
„Vor allem im Sommer, wenn alles grün ist, ein unschlagbarer Anblick, man kann die Abendsonne bis zuletzt genießen“, schwärmen die Bauherrn. Ein geschickt platzierter, rund zwei mal zwei Meter großer Wandspiegel lässt den Raum zudem in viel größeren Dimensionen erscheinen, als es tatsächlich der Fall ist. „Ein Gefühl von Beengtheit kommt so gar nicht erst auf“, erklärt Abel.
Helles Fichten- und Weißtannenholz verleiht dem Ganzen eine warme Atmosphäre und eine Seitenwand wurde elegant als „versteckter“Kasten getarnt, der genügend Stauraum für die alltäglichen Dinge des Lebens bietet. Die Garderobe wurde in Wandhöhe mit Lodenstoff verkleidet. „Dieser Stoff ist sehr langlebig und sorgt für eine angenehme Akustik, was für einen Raum in dieser Dimension wichtig ist.“Um es im Winter ebenfalls behaglich zu machen, hat man auch eine Fußbodenheizung eingebaut.
Kein Wunder also, dass der Zubau, sofort nach Fertigstellung, zum begehrten Rückzugsort geworden ist. „Wenn es im Haus zu viel Wirbel gibt, dann kommt man hierher und hat seine Ruhe“, sagt der Bauherr. Das Dach des Zubaus wurde ostseitig weitergezogen und bietet einen perfekten Unterstand für die Fahrräder. Und weil man gerade dabei war, hat man auch gleich einen neuen Rundgang um das Haus geschaffen. „Die ganze Atmosphäre des Hauses hat sich durch diesen Zubau verändert“, zeigen sich die Bauherrn mit der Arbeit der Architekten mehr als zufrieden.