KPÖ wechselt ihre Strategie
Seit dem Wahlsieg ist die Grazer KPÖ um 25 Prozent an Mitgliedern gewachsen. / Stadt bastelt an Reform für Bezirksdemokratie.
Die KPÖ war im Inneren immer eine Kleinpartei. Da konnten am Wahlabend die Balken noch so hoch schießen, intern blieben die Genossinnen und Genossen gerne unter sich. Man achtete penibel darauf, keine „Glücksritter“an Bord zu holen, Leute, die nur vom Erfolg an der Wahlurne angezogen wurden. Daher hatte die Partei nie mehr als 300 echte Mitglieder – und diese defensive Strategie war allen, von Chefin Elke Kahr abwärts, auch recht so.
Jetzt vollzieht man einen Strategiewechsel. In den sozialen Medien schaltet man Anzeigen, wirbt offensiv um neue
Leute und lädt zu „Mitmach-Treffen“. „Seit dem Wahlerfolg seit 2021 merken wir einen massiven Zulauf“, sagt Robert Krotzer, Stadtrat und Chef der Landes-KPÖ. 350 Mitglieder sind es jetzt, die Partei ist also fast um ein Viertel gewachsen.
„Wir wollen in der Partei mehr die gesellschaftliche Breite widerspiegeln“, nennt es Max Zirngast, Gemeinderat und Organisator in der Stadtpartei. Das heißt für ihn, dass die KPÖ jünger und weiblicher werden und mehr Menschen mit Migrationshintergrund haben soll.
Das alte Fremdeln mit Neuen ist dabei noch zu spüren. Ehe jemand aktiv werden kann, gibt es einen „Crashkurs“, wie es die Partei nennt, einen „Kommunismus für Anfänger“-Termin. „Das ist keine Indoktrinierung, sondern ein Austausch, wo vor allem die Leute von sich erzählen und sagen, warum sie aktiv werden wollen.“
Die Offensive hängt stark am Superwahljahr, in dem sich die KPÖ erstmals österreichweit etwas ausrechnet. „Das ist in der Form auch für uns eine neue Dimension“, gesteht Zirngast. D ie Infrastruktur für E-Mobilität wollte ÖVP-Gemeinde- rätin Cornelia LebanIbrakovic per Dringlichem Antrag im Gemeinderat vorantreiben. Speziell bei den Taxis sieht sie Potenzial und fordert das Aufrüsten der Taxistandplätze, etwa mit der Möglichkeit für automatisiertes Laden über die Bodenplatte. Ein Pilotprojekt dazu ist im Laufen, geht der ÖVP aber zu langsam. Der Antrag bekam aber nur von ÖVP und Neos die Zustimmung. E in Fahrplan für mehr Bezirksdemokratie in Graz steht. Am 8. Mai findet dazu ein parteiübergreifendes Treffen statt, bei dem die weiteren Schritte fixiert werden sollen. „Die Bezirksräte sind in vielen Fragen für die Bürgerinnen und Bürger die ersten Anlaufstellen, insofern müssen auch ihre Möglichkeiten verbessert werden“, sagt SPÖ-Klubchefin Daniela Schlüsselberger stellvertretend für die Koalition. „Wir wagen Demokratie, nehmen uns aber auch ausreichend Zeit.“
Gerald Winter-Pölsler