„Die Zukunft braucht Lösungsansätze und Offenheit für Neues“
Zwei Leserinnen meinen, dass man Laborfleisch nicht nur ablehnen sollte. Diese Innovation könnte der Massentierhaltung entgegenwirken.
LB „Begeben wir uns in Abhängigkeit riesiger Industriekonzerne?“, 19. 3.
Vielleicht wäre hier über ei- ne Sowohl-als-auch-Lö- sung nachzudenken. Wenn Laborfleisch ressourcen- sparender und ökologischer er- zeugt werden kann, wäre es doch sinnvoll, Fleisch sowohl aus dem Labor als auch aus der Landwirtschaft zu beziehen.
Somit könnten Tiere statt in Massentierhaltung wieder tier- würdig gehalten werden. Mehr Betriebe könnten auf biologi- sche Arbeitsweise umstellen. Mehr Ackerflächen stünden für den Anbau von Gemüse, Obst und Getreide zur Verfügung. Was unsere Zukunft vermutlich am meisten braucht, sind ver- schiedene Lösungsansätze und Offenheit für Neues.
Christiane Reinhart-Janesch,
Viktring
Blutspur des Fleisches
Die „Kampfansage“des Bauern- bund-Präsidenten und des Landwirtschaftsministers als
Reaktion auf die Umfrage des Good Food Institute Europe war erwartbar. 63 Prozent der Öster- reicher:innen haben sich für eine Zulassung von sicherem Labor- fleisch ausgesprochen und die Funktionäre polarisieren, dass da eine „riesige Industrielobby“entstehe, die dem „natürlichen“Fleisch gegenüberstehe. Nahezu täglich erfahren wir, was die „natürliche“Fleischproduktion mit sich bringt: künstliche Be- samung, rasches Hochmästen, Betonvollspaltenböden, oft kranke und vernachlässigte Nutztiere, keine Bewegungs- möglichkeiten und all die kli- ma- und umweltschädlichen Folgen und weltweite soziale Ungerechtigkeit, bei der „das Vieh der Reichen das Brot der Armen frisst“! Das ist die Blut- spur des „natürlichen Fleisches“.
Immer mehr Menschen erkennen diese Hintergründe und wollen sich nicht mehr einnebeln lassen von Werbestrate- gien der Fleischlobby. Sie erle- ben, wie wohltuend es ist, als „integrierte“Menschen zu leben, die nicht länger wegschauen, ausblenden und verdrängen müssen. Noch vor 50 Jahren wa- ren Pelzmäntel in Mode, heute wagt sich kaum jemand mehr mit Pelzmode aus dem Haus. Ebenso wird es mit dem „Qual- fleisch“sein. Man wird sich schämen, das Billigfleisch vom Discounter zu kaufen. Selbst die Fleischproduzenten setzen in- zwischen auf pflanzenbasierte Produkte, weil sie wissen, dass unsere bisherige Fleischproduktion nicht mehr haltbar ist, und sie neue Märkte für pflanzenba- sierte Kost wittern. Ebenso stellt Kulturfleisch eine vielver- sprechende Innovation dar, die für Landwirte neue Beschäfti- gungsmöglichkeiten bieten und eine Antwort auf die „Unkultur“unserer bisherigen Fleischher- stellung geben kann.
Mag. Sabine Stegmüller-Lang,
Graz
Ein Ökosystem erhalten
Wir möchten einen anderen Ge- sichtspunkt einbringen. Wir be- wirtschaften einen Bergbauernhof mit 35 Hektar Wiesen. Unsere Kühe und Jungrinder können aus dem Gras der Wiese Lebensmittel für uns Menschen erzeugen. Gleichzeitig erhalten sie auch mit der Wiese ein Ökosystem, das für viele Tiere und Insekten ein Zuhause birgt und für uns eine schöne Landschaft darstellt. In der Steiermark sind über 60 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen Wiesen, Weiden und Almen.
Ohne den Konsum von Milchund Fleischprodukten aus dieser artgerechten Tierhaltung würden die Wiesen und Almen in der Steiermark nicht gebraucht und mit Bäumen zuwachsen. Stellen Sie sich vor, wie anders die Steiermark ohne eine Wiese aussehen würde. Wir würden buchstäblich im Wald stehen.
Roland und
Christine Pichler, Weißkirchen
Schluss mit der Qual
Wie zu erwarten, gibt es viele Meinungen bezüglich der Herstellung von Fleisch im Labor.
Vorwiegend von Vertretern der Landwirtschaft. Wahrschein- lich von Besitzern, welche Mas- sentierhaltung betreiben. Die Bilder kennt man aus den Nach- richten und Printmedien. Zusammengepferchte Schweine auf Spaltböden. Qualvolle Tier- transporte. Tiere, welche nur „er- zeugt“werden, um wiederum teilweise grausam getötet zu werden, nachdem sie ihr Leben lang in einem Käfig verbringen mussten.
Es ist an der Zeit, mit dieser Massentierhaltung Schluss zu machen. Unsere Landwirte könnten ihre Äcker und Wiesen dem Obst-, Gemüse- und Getrei- deanbau zuführen. Es könnten in Folge diese Lebensmittel mit besseren Preisen für den Konsu- menten hergestellt werden. Je- doch, vielen Menschen ist es egal, ob Tiere gequält und getötet werden, nur um billiges Fleisch zu konsumieren. Es wird noch einige Zeit dauern, bis die- se „Tierfabriken“der Vergangen- heit angehören.
Rudolf Ehgartner, Neumarkt
Positive Entwicklungen
Ich bin seit 45 Jahren Vegetarier und lebe mit dieser Einstellung trotz vieler kritischer Bemerkungen ganz gut. Inspiriert dazu hat mich die Kultur Indiens, die auch beweist, dass gute Kü- che nicht von der Verwendung von Fleisch abhängt. Ein Land kann auf diese Art viele Millio- nen Menschen ernähren und den Boden für den Ackerbau op- timal nutzen.
In den letzten Jahren ist der Fleischkonsum zu Recht in die Kritik geraten, denn er ist die Ur- sache für viele Zivilisationspro- bleme. Früher galt in der Fastenzeit ein strikter Fleischverzicht als ganz normal, heute hat die Fleischreduktion für viele Men- schen ethische und ökologische Hintergründe. Das alles sind po- sitive Entwicklungen, auch wenn die Fleischlobby erfolglos dagegenhält. Daran wird auch das Laborfleisch nichts ändern. Hans-Peter Premur,
Krumpendorf
Boden besser nützen
Kleine Zeitung online „Gewessler: ‚In 200 Jahren haben wir keinen fruchtbaren Acker mehr‘“, 21. 3. Spätestens ab der Volksschule begreift jedes Kind, dass Boden im Allgemeinen und fruchtbarer Boden im Besonderen limitiert ist und auch, dass ständiges Wirtschaftswachstum schlicht und einfach unmöglich ist. Se- riöse Wissenschaftler haben schon längst die Lösung aufgezeigt: den bereits vorhandenen Baubestand besser nützen, umwidmen, renovieren, restrukturieren, rückbauen, Flächen entsiegeln. Der geistige Beton in manchen Köpfen scheint das derzeit aber zu verhindern. DI Bernhard Dröscher, Weißkirchen
Keine Zeit
Da gibt es in Leoben und Graz hervorragende Leistungen von Studenten, sie beendeten ihr Studium mit sub auspiciis praesidentis. Aber unser Bundespräsident findet keinen Termin zur Überreichung des Ringes. Doch zur Eröffnung eines Museums in den Niederlanden hatte er sich die Zeit genommen. Der Bundespräsident hat es bei seiner Wahl gesagt, aber anscheinend ist er nicht der Präsident für alle Österreicher, wie wahr.
Klaus Hoffmann, Leoben