Wie sich das Euro-Team in Stellung bringt
Das ÖFB-Team ist auf die künftigen Aufgaben fokussiert. Personelles Angebot wird erweitert, es gibt Alternativen. Am Dienstag (20.45 Uhr) wartet die Türkei.
Als hätte er die Worte des Teamchefs verinnerlicht, nahm Andreas Weimann am Tag nach dem 2:0-Erfolg Österreichs in der Slowakei den Ball gleich wieder auf. Der im vergangenen Jänner innerhalb der zweiten englischen Liga, der Championship, von Bristol City zu West Bromwich gewechselte Wiener präsentierte sich nach seinem zweiten Länderspieltor beim Training im Ernst-HappelStadion gleich wieder voll motiviert und ebenso konzentriert. Den internen Torschuss-Wettbewerb entschied der Schütze des zweiten Treffers in Bratislava jedenfalls für sich. Allerdings waren jene Spieler, die mindestens eine volle Halbzeit bestritten hatten, am Sonntag zur Regeneration im Hotel geblieben.
Weimann gehörte jedoch zu den von Teamchef Ralf Rangnick als solche erklärten Gewinnern des Abends, ebenso wie der Vorlagengeber Romano Schmid. Beiden attestierte der Nationaltrainer Einser-Qualitäten, sie dürfen sich Hoffnungen auf ein Euro-Leiberl machen. Das personelle Spektrum hat sich fast schlagartig erweitert, denn niemand weiß, wie es im Juni um David Alaba und Marko Arnautovic bestellt sein wird. Alaba, den Rangnick vor allem in seiner Rolle als Kapitän für „unersetzbar“erklärte, stieß am Sonntag in Wien zur Mannschaft und versprühte Optimismus. Arnautovic folgt heute.
Drei Spiele (gegen die Türkei, Serbien und die Schweiz) sind bis zum Ernstfall Europameisterschaft, der am 17. Juni gegen Frankreich eintritt, noch zu absolvieren, aber immer stärker formiert sich unabhängig von den zwei verletzten Topstars ein starkes Kollektiv mit alternativen personellen Lösungsvorschlägen. Im Tor leistete sich der anstelle von Alexander Schlager zum Zug gekommene
Patrick Pentz keinen Aussetzer, bewies Sicherheit mit dem Fuß und wurde von den Slowaken auf keine HalteHärteproben gestellt. Das lag in erster Linie an der vor allem in der zweiten Hälfte sehr stabilen Abwehr mit Kevin Danso und Maximilian Wöber in der Innenverteidigung. Leopold Querfeld gab ein braves Debüt, setzte sich jedoch mit einer frühen gelben Karte arg unter Druck. Als Backup hat sich der Rapidler
durchaus empfohlen. Auf den Außenbahnen gab Stefan Lainer nach Genesung ein ordentliches Comeback, Stefan Posch und Phillipp Mwene sind dort nach derzeitigem Stand gesetzt. Das Mittelfeld steht im Großen und Ganzen. Konrad Laimer erwischte in Bratislava nicht den besten Abend, gilt aber dennoch als Fixpunkt, zum festen Kern zählen weiters Xaver
Schlager, Ersatz-Kapitän Marcel Sabitzer, Nicolas Seiwald, der nicht nur wegen des Tors Tagesbeste Christoph Baumgartner und Stürmer Michael Gregoritsch, der aber weiterhin daran arbeiten darf, Großchancen auch zu verwerten. Die nach der Pause aufgetretene Elf entsprach den Vorstellungen des Teamchefs jedenfalls wesentlich besser.
Es ist daher am Dienstag (20.45 Uhr) im Match gegen die stärker als die Slowakei einzuschätzende Türkei, die sich im Freundschaftsspiel in Budapest den Ungarn mit 0:1 geschlagen geben musste, mit einer weitgehend in dieser Zusammensetzung agierenden Mannschaft zu
rechnen. Der Sieg sollte, so hoffte auch Rangnick, das heimische Volk zusätzlich zu einem Besuch des Ernst-Happel-Stadions motivieren, denn weit mehr als 10.000 der insgesamt mehr als 45.000 aufgelegten Karten waren am Sonntag noch zu haben.
Der dortige Rasen entspricht jedenfalls den Qualitätskriterien des vom Übungscamp in Marbella in dieser Hinsicht sehr verwöhnten rot-weiß-roten Nationalteams. In Bratislava musste vergleichsweise Ackerland bearbeitet werden, das dürfen die Österreicher ein bisschen auch als Ausrede gelten lassen.