Kleine Zeitung Steiermark

„Es ist ein sehr langer, harter Weg gewesen“

Der Salzburger Daniel Huber (31) schnappte seinem guten Freund Stefan Kraft mit seinem Triumph in Planica noch die kleine Skiflug-Kugel weg.

- Von Denise Maryodnig Inwiefern war Ihnen damals klar, dass es wieder auf die Schanzen zurückgeht? Stimmt es, dass Sie der Typ sind, der bezüglich Gefühlslag­en wenig auslässt?

Wie emotional war dieses Weltcupfin­ale für Sie? DANIEL HUBER: Extrem! Bis ich die Kugel in die Hand bekommen habe, konnte ich mich zusammenre­ißen, danach sind mir die Tränen gekommen.

Die waren aber gut versteckt.

(lacht) Stimmt, die Brille war ein bisschen mein kleines Schutzschi­ld an einem unfassbar schönen Tag. Es ist so geil, mit Krafti am Podium zu stehen, aber es hat mir schon leidgetan, dass ich ihm am letzten Tag die Kugel weggeschna­ppt habe.

Er hat aber charmant gemeint, wenn ihm einer die

Kugel wegschnapp­en darf, dann

Sie.

Das hat er mir im Auslauf auch gestanden. Von dem her genieße ich einfach diesen Traum.

Inwieweit haben Sie das alles schon realisiert?

Überhaupt nicht, dafür brauche ich ein wenig Zeit. Das ist jetzt alles so schnell gegangen. Die ganzen letzten Wochen waren unfassbar. Ich hätte nie geglaubt, dass ich so über mich hinauswach­sen kann.

Ich erinnere Sie ungern an die Vergangenh­eit, aber Sie wurden vor einem Jahr an der Hüfte operiert. Das war keine einfache Zeit und jetzt sind Sie Skiflug-WeltcupSie­ger. Lassen Sie uns bitte in Ihre Gedankenwe­lt eintauchen.

Eigentlich irre. Damals konnte ich mich nicht einmal 25 Grad in der Hüfte beugen und jetzt knalle ich bei 247 Metern einen Telemark hin und hole mir die Skiflugkug­el. Das ist so surreal.

Klar war immer die Tatsache, dass ich weitermach­en wollte, aber ich habe nicht gewusst, ob es tatsächlic­h funktionie­ren wird. Demnach ist es zur Frage gestanden, da es doch gröbere Eingriffe waren und mir das Knie immer wieder Beschwerde­n bereitet hat. Ich kann ehrlich zugeben, dass es ein sehr langer, harter Weg gewesen ist, bei dem mich sehr viele Wegbegleit­er unterstütz­t haben. Da kann ich mich gar nicht genug bedanken.

Das kommt hin. Normalerwe­ise bin ich, hoffe ich, ein ziemlich gemütliche­r Typ. Sportlich bin ich extrem ehrgeizig, hart im Nehmen, denn inzwischen kann ich behaupten, dass ich es nach Tiefschläg­en schaffe, zurückzuko­mmen. Beim Durchhalte­vermögen machen mir wenige was vor. Ich kann sehr emotional sein, feier gern, wenns was zu feiern gibt, aber es gibt Tage, an denen ich richtig angefresse­n sein kann. Ich bin in meinen 20 Jahren im Skisprungs­port als Persönlich­keit gereift. Es ist eine coole Lebensschu­le, auch wenn es nicht immer leicht ist.

Kurz noch einmal zurück zu Stefan Kraft. Sie sind mit ihm seit 20 Jahren befreundet und man hat das Gefühl, dass jeder jedem den

Erfolg gönnt. Inwieweit stimmt das?

Das stimmt zu 100 Prozent. Da gibt es überhaupt keinen Neid. Stefan ist ein Wahnsinnst­yp, bodenständ­ig, er hat schon so viel erreicht und hat trotz seiner ganzen Erfolge immer ein offenes Ohr. Er hilft mir weiter, wo er kann. Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin.

Sie fliegen mit Stefan Kraft aber nicht in den Urlaub auf die Seychellen?

Nein, den habe ich jetzt wirklich genug gesehen (lacht). Meine kleine Familie fliegt nach Mauritius, dort gönnen Wochen wir uns zwei

Ruhe.

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GEPA Österreich war heuer einsame Spitze
 ?? GEPA ?? Seit 20 Jahren eng befreundet: Überfliege­r Stefan Kraft mit SkiflugTri­umphator Daniel Huber (rechts)
GEPA Seit 20 Jahren eng befreundet: Überfliege­r Stefan Kraft mit SkiflugTri­umphator Daniel Huber (rechts)

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