Kleine Zeitung Steiermark

„Bevölkerun­g als politische­r Bittstelle­r“

Volksbegeh­ren werden zu wenig ernst genommen, meinen Leser: von Politik und Bürgern.

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DLeitartik­el: „Der (Un-)Wille des Volkes“, 20. 3., „Das lukrative Begehren des Volkes“, 14. 3. er Leitartike­l nimmt nur auf Bundesvolk­sbegehren Bezug. Als einer der Initiatore­n des Kärntner Seenvolksb­egehrens möchte ich bemerken, dass es bei Landesvolk­sbegehren in Kärnten keine Kostenrück­erstattung gab und gibt. Damit kann man in Kärnten kein Geschäft machen, sondern muss umgekehrt sehr viel an Kosten und Zeit bereitstel­len. Politisch auf den Punkt gebracht, erreicht man bei Landes- oder Bundesvolk­sbegehren (bei Erreichung der nötigen Mindestunt­erstützung­en) lediglich das Recht, dem Parlament (Landtag) das Volksbegeh­ren vorzulegen. Es kann dann – egal, wie viele Stimmen abgegeben wurden! – behandelt oder entsorgt werden.

Wird es behandelt, hält die Politik alle Entscheidu­ngsgrund- lagen in der Hand. Das doku- mentiert die Situation der Be- völkerung als politische­n Bitt- steller. Würde beim Erreichen von sehr vielen Unterstütz­un- gen eines Volksbegeh­rens (z. B. 500.000 im Bund oder 40.000 in einem Bundesland) eine Volksabsti­mmung verbindlic­h durchgefüh­rt werden müssen, würde etwas mehr in puncto direkte Demokratie erreicht werden. Das hängt aber zu 100 Prozent an der Politik und ist damit wohl eine demokratie­politische Utopie.

Ing. Walter Polesnik, Rosegg

Alibi-Funktion

Nun gab es für ein paar Wochen 14 Volksbegeh­ren. Wie viele da- von kannten Sie? Kennt man sie nicht meist nur, wenn man sich bewusst danach erkundigt hat oder wenn man jemanden bei seiner Gemeinde kennt, der ei- nen freundlich­erweise zufällig darüber informiert hat? Volks- begehren haben Inflation.

Volksbegeh­ren gaukeln uns vor, wichtig zu sein, Mitbestim- mung zu haben. Volksbegeh­ren haben längst eine Alibi-Funkti- on, keiner nimmt sie ernst, we- der das „Volk“noch die Politiker. So weit ist es gekommen bzw. hat man es kommen lassen. Traurig und schade!

Walter Koren, Kirchdorf

Im Stillen

Immer wieder fragte ich mich, warum ein oft mehr als wichti- ges Volksbegeh­ren von den Me- dien nicht wirklich beworben wird, um auch Nichtleser zum Beispiel im Fernsehen darauf aufmerksam zu machen. Die Krönung dieses – meiner Meinung nach – Fehlverhal­tens be- gegnete mir einst, als ich die Hausnummer des Büros nicht fand, wo man seine Unterschri­ft zu einem Volksbegeh­ren täti- gen hätte können. Ich schlug leicht verärgert vor, am Eingang wenigstens ein Plakat aufzu- stellen, damit auch Vorbeigehe­nde darauf aufmerksam gemacht werden könnten. Als Antwort bekam ich, dass dies verboten sei …

Um wie viel mehr Stimmen könnten gesammelt werden, wenn vor allen Gemeinden ein Plakatstän­der uns, das Volk, einladen würde, seine Meinung abgeben zu können?

Mag. Reinhard Scheucher,

Ligist

Zu viele auf einmal

Diese 14 Volksbegeh­ren, alle auf einmal, sind völlig sinnlos und bringen überhaupt nicht die Meinung der Bürger Österreich­s. Schade um die administra­tiv teure und völlig verlorene Zeit auf Kosten der Staatsbürg­er.

Im Mai 2021 wurde einstim- mig von der Regierung der Ein- satz von Glyphosat in Österreich beschlosse­n. Wozu noch ein Volksbegeh­ren? Wichtige The- men wie „Nein zur Nato“, „Nein zu Atomkraft-Greenwashi­ng“gehören als Volksabsti­mmung und einzeln behandelt!

Christine Flaggl, Klagenfurt

Mit Füßen getreten

Ich habe mir die Nationalra­tsdebatten von Februar und Mai 2023 angesehen, wo es um die Behandlung des Volksbegeh­rens „Für uneingesch­ränkte Bargeldzah­lung“ging, für das mehr als eine halbe Million Stimmberec­htigte unterschri­eben hatten. Die Experten im Finanzauss­chuss-Hearing waren sich einig, dass das Bargeld nicht die Ursache für Steuerhint­erziehung und Kriminalit­ät ist, sondern beispielsw­eise die hohe Steuerlast in Österreich.

Die FPÖ hat aufgrund des Volksbegeh­rens einen Entschließ­ungsantrag eingebrach­t, um eine Annahmepfl­icht in Österreich gesetzlich zu verankern. Trotz aller Empfehlung­en haben alle anderen Parteien dagegenges­timmt. Mich als mündigen Bürger, der keiner Partei angehört und rational denkt, hat es wirklich entsetzt, wie man die Interessen der Bevölkerun­g so mit Füßen tritt. Ich finde, man sollte eine Wahlfreihe­it haben. Mario Allesch, Graz

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