Weiter Suche nach Madonna mit dem Kind
Vor 20 Jahren verschwand eine wertvolle gotische Figur aus dem Münster in Neuberg. Fahnder hoffen nun auf „Erbengeneration“.
Die Hoffnung spielt im Christentum eine zentrale Rolle und auch im Fall der verschwundenen Madonna stirbt sie wohl sprichwörtlich zuletzt. Diesen Eindruck erhält man jedenfalls, wenn man die Homepage der Pfarre Neuberg an der Mürz mit ihrem Münster besucht.
Unter der Rubrik „Aktuell“steht gleich nach den Meldungen zu den Osterfeierlichkeiten ein öffentlicher Aufruf: „Wir suchen die stehende Muttergottes mit Kind!“Dazu eine Abbildung der gotischen Statue, die aus dem Zeitraum 1480 bis 1490 stammt. Was auf den ersten Blick wie ein aktueller Fall erscheint, liegt in Wahrheit schon 20 Jahre zurück. „Wir geben die Hoffnung, sie zu finden, nicht auf“, bestätigt Pfarrer Dariusz Rot. Im Juni 2004 wurde sie aus dem Münster gestohlen. Wie die Diebe es geschafft haben, die rund 134 Zentimeter große Figur durch ein kleines Fenster zu bekommen, ist nur durch längere Planung im Vorhinein zu erklären. Ein noch viel größeres Rätsel ist der Verbleib der Statue selbst.
Es gab durch all die Jahre, auch unmittelbar nach dem Diebstahl, keine verwertbaren Hinweise. Nichtsdestotrotz wird mit großer Akribie gesucht. „Die Fahndung ist nach wie vor aufrecht“, erklärt man beim Bundeskriminalamt, das zusammen mit internationalen Behörden die „Madonna mit Kind“samt Fallnummer in einer eigenen Kunstgüterliste führt. Diese wird auch regelmäßig von Auktionshäusern abgeglichen – schließlich ist es nicht unwahrscheinlich, dass wertvolle Gegenstände dort nach Jahren plötzlich wieder auftauchen.
„Wir hoffen nach so langer Zeit auch langsam auf die Erbengeneration“, ergänzt Heimo Kaindl, Diözesankonservator der Katholischen Kirche Steiermark. Damit ist gemeint, dass gestohlene Objekte bei Dieben oft so lange überdauern, bis sie irgendwann auf Dachböden oder in Kellern von Nachkommen, die damit wenig anzufangen wissen, bemerkt werden. „Die Gefahr ist, dass sie dann unerkannt auf den Markt kommen. Deshalb ist es unsere Aufgabe, die Sache in Evidenz zu halten“, so Kaindl.
Wechseln solche Kunstgüter einige Male den Besitzer, kann es mit dem Eigentumsnachweis schon happig werden. „Deshalb halten wir die Erinnerung daran wach, dass niemand sagen kann, man habe nichts gewusst.“Der Wert der Statue wurde damals übrigens auf einen Betrag zwischen 40.000 und 90.000 Euro geschätzt.