Kleine Zeitung Steiermark

Weiter Suche nach Madonna mit dem Kind

Vor 20 Jahren verschwand eine wertvolle gotische Figur aus dem Münster in Neuberg. Fahnder hoffen nun auf „Erbengener­ation“.

- Von Christian Huemer

Die Hoffnung spielt im Christentu­m eine zentrale Rolle und auch im Fall der verschwund­enen Madonna stirbt sie wohl sprichwört­lich zuletzt. Diesen Eindruck erhält man jedenfalls, wenn man die Homepage der Pfarre Neuberg an der Mürz mit ihrem Münster besucht.

Unter der Rubrik „Aktuell“steht gleich nach den Meldungen zu den Osterfeier­lichkeiten ein öffentlich­er Aufruf: „Wir suchen die stehende Muttergott­es mit Kind!“Dazu eine Abbildung der gotischen Statue, die aus dem Zeitraum 1480 bis 1490 stammt. Was auf den ersten Blick wie ein aktueller Fall erscheint, liegt in Wahrheit schon 20 Jahre zurück. „Wir geben die Hoffnung, sie zu finden, nicht auf“, bestätigt Pfarrer Dariusz Rot. Im Juni 2004 wurde sie aus dem Münster gestohlen. Wie die Diebe es geschafft haben, die rund 134 Zentimeter große Figur durch ein kleines Fenster zu bekommen, ist nur durch längere Planung im Vorhinein zu erklären. Ein noch viel größeres Rätsel ist der Verbleib der Statue selbst.

Es gab durch all die Jahre, auch unmittelba­r nach dem Diebstahl, keine verwertbar­en Hinweise. Nichtsdest­otrotz wird mit großer Akribie gesucht. „Die Fahndung ist nach wie vor aufrecht“, erklärt man beim Bundeskrim­inalamt, das zusammen mit internatio­nalen Behörden die „Madonna mit Kind“samt Fallnummer in einer eigenen Kunstgüter­liste führt. Diese wird auch regelmäßig von Auktionshä­usern abgegliche­n – schließlic­h ist es nicht unwahrsche­inlich, dass wertvolle Gegenständ­e dort nach Jahren plötzlich wieder auftauchen.

„Wir hoffen nach so langer Zeit auch langsam auf die Erbengener­ation“, ergänzt Heimo Kaindl, Diözesanko­nservator der Katholisch­en Kirche Steiermark. Damit ist gemeint, dass gestohlene Objekte bei Dieben oft so lange überdauern, bis sie irgendwann auf Dachböden oder in Kellern von Nachkommen, die damit wenig anzufangen wissen, bemerkt werden. „Die Gefahr ist, dass sie dann unerkannt auf den Markt kommen. Deshalb ist es unsere Aufgabe, die Sache in Evidenz zu halten“, so Kaindl.

Wechseln solche Kunstgüter einige Male den Besitzer, kann es mit dem Eigentumsn­achweis schon happig werden. „Deshalb halten wir die Erinnerung daran wach, dass niemand sagen kann, man habe nichts gewusst.“Der Wert der Statue wurde damals übrigens auf einen Betrag zwischen 40.000 und 90.000 Euro geschätzt.

 ?? KK ?? Die Statue ist 134 Zentimeter groß
KK Die Statue ist 134 Zentimeter groß
 ?? JÜRGEN FUCHS ?? Heimo Kaindl, steirische­r Diözesanko­nservator
JÜRGEN FUCHS Heimo Kaindl, steirische­r Diözesanko­nservator

Newspapers in German

Newspapers from Austria