Kleine Zeitung Steiermark

Würste, Eier und Umsätze in Millionenh­öhe

Grazer Bauernmärk­te erleben die stärksten Tage im Jahr. Rund um regionale Produkte blüht längst auch die Gastronomi­e.

- Von Michael Saria

Man sieht es nicht auf den ersten Blick. Zu sehr dominieren Palmbusche­n und verlockend­e Osterkrain­er, zu stark läuft der Schmäh zwischen Produzente­n und Kunden. Selbst im Grazer Rathaus scheint man sich mit diesem speziellen Flair zu begnügen – ist doch das Geschäft auf und mit den Grazer Bauernmärk­ten seit Jahren nicht mehr untersucht worden. Eine bereits leicht verwelkte Studie spricht jedenfalls von einem Jahresumsa­tz über 15 Millionen Euro, allein auf dem Kaiser-Josef-Platz. Seither sind mit der Anzahl der Standler auch diese Summen mit Sicherheit gestiegen – ganz zu schweigen von der Gastronomi­e auf den Märkten, die seit Corona förmlich boomt.

In dieser Karwoche steuert jedenfalls die Zahl der Besucher auf ihren alljährlic­hen Höhepunkt zu. Auf 14 Bauernmärk­ten zwischen Andritz, Reininghau­s und St. Peter erwarten sie bei Vollbesetz­ung exakt 363 Produzenti­nnen und Produzente­n. Mit ersten Radieschen, Geselchtem um durchschni­ttlich 2,30 Euro für zehn Dekagramm und Pinzen, in einer Qualität, um die uns die Welt beneidet. Es sind aber auch 363 Kleinunter­nehmer, mit Höfen dahinter und Viehwirtsc­haft und zupackende­n Familien. Österreich­weit boomten die Bauernmärk­te während der Pandemie: Deren Wertschöpf­ung machte laut Wirtschaft­skammer beispielsw­eise allein im Jahr 2020 rund 130 Millionen Euro aus.

Ja, eh, meint Heidi Großschädl – und kaut am „Aber“nicht lange herum: Dass halt jetzt keiner glaubt, auf den Märkten würde man quasi Gold schürfen. „Es hat sich vieles schon wieder eingepende­lt, die Leute geben ja das Geld auch wieder für Urlaube und so aus“, weiß die Hitzendorf­erin, die gemeinsam mit Bruder Erwin am Kaiser-JosefPlatz nicht nur Brot und Fleisch verkauft, sondern auch als Marktsprec­herin mit Schmäh fungiert. Zudem habe die Pandemie auch die Hofläden befeuert. „Und das klappt bis heute so gut, dass manche von uns jetzt halt nur mehr vier anstelle von sechs Tagen am Markt stehen.“

Dorthin habe aber Corona im Gegenzug die Jungen als neue Kundschaft gebracht. „Die sind halt damals für die Oma einkaufen gegangen. Und haben erstmals entdeckt, was es eigentlich bei uns alles gibt.“Darunter auch die Chiliwürst­e von Groß

schädls Sohn. „Die sind ungewöhnli­ch, aber der Renner. Du musst heutzutage einfach etwas Neues anbieten. Und den Nachwuchs machen lassen.“

Diese dunklen Zeiten vor, zwischen und nach den Lockdowns bescherten auch Gastronomi­e auf den Märkten einen wahren Höhenflug, jedenfalls am Lendund Kaiser-Josef-Platz: Was mit erhobenen Gläsern im Freien als vorübergeh­ender Ausbruch in Krisenzeit­en begann, hält bis heute an. Dieser März 2024 beispielsw­eise war noch keine drei Wochen alt, da belebten an lauen Nachmittag­en und Abenden schon Hunderte Besucher die fixen Gastrostän­de. Eine Atmosphäre, die bei vielen Ständen auch schon mit Cappuccino sowie Croissant zum Frühstück beginnt – und insgesamt im lauteren Wettbewerb mit dem Ruhebedürf­nis mancher Anrainer steht.

„Unsere Märkte sind ein wichtiger Wirtschaft­sfaktor und Garant für frische, regionale Produkte von Bäuerinnen und Bauern“, betont der zuständige Grazer Stadtrat Kurt Hohensinne­r (ÖVP). „Ein Einkauf auf unseren Bauernmärk­ten ist regional, nachhaltig, verpackung­sfrei und hilft, klein strukturie­rte landwirtsc­haftliche Betriebe in unserem Umland zu erhalten.“All das sieht man vielleicht nicht auf den ersten Blick.

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Hohensinne­r: Einkauf erhält Betriebe
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SARIA, FUCHS (2) Kaiser-JosefPlatz: Auch Johanna Pflüger (l.) und Heidi Großschädl laden zu Kostproben

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