„Wir müssen potenzielle Täter und auch Opfer früher erreichen“
Nach mehreren Vorfällen von teils exzessiver Gewalt durch Jugendliche debattieren auch Leser über Gründe und Möglichkeiten, die Zahl der Vorfälle mit jungen Straftätern zu senken.
„Starker Anstieg bei den jüngsten Straftätern“, 26. 3. und „Was ist denn bloß in Favoriten los“, 20. 3.
Uns allen sollte bewusst sein, dass Information und Maßnahmen gegen Gewalt nur greifen und helfen, wenn wir die Personen, die es po- tenziell als Täter oder Opfer trifft, vorher, also viel früher er- reichen. Um diese Personen/Kin- der/Jugendlichen zu erreichen, sollten wir sie „zwingend“, und bevor etwas passiert, dazu ver- pflichten können, sich dies an- zuhören und zu lernen, so wie das Lesen und Schreiben.
Das Herabsetzen des Alters für Strafmündigkeit gehört da- zu, wissend um die sehr frühe (genetische, epigenetische, fa- miliäre und traditionelle) Wei- tergabe von Gewalterfahrung und Gewalttäterschaft in allen Kollektiven weltweit. Das setzt voraus, alle Kinder, Jugendli- chen und Erwachsenen, vor al- lem jene, die aus extrem patriar- chalen Strukturen kommen, zu informieren und besonders ein- zubeziehen – immer und überall und vor allem früh genug. Be- währungshilfe ist nicht erfor- derlich, wenn Gewalt gar nicht passiert! Elisabeth Kattnig-Pflegpeter, Spittal
Patriarchat
Es häufen sich die Vorkommnis- se, wo Jugendliche mit Migrati- onshintergrund kriminell wer- den. In ihrer ehemaligen Heimat regiert das Patriarchat in der Fa- milie, mit meist strenger Füh- rung durch den Vater. Die Müt- ter und die Töchter spielen nur eine untergeordnete Rolle. Die Söhne werden, im Unterschied zu der Frau und den Töchtern, vom Vater bevorzugt behandelt. Dadurch entsteht bei den Söh- nen bereits im jungen Alter eine gewisse Geringschätzung ge- genüber den Frauen und Mäd- chen.
Nach dem Exodus hat der Pa- triarch seine Führerrolle verlo- ren und die Jugendlichen fühlen sich von jeder moralischen Ver- pflichtung befreit. Das erklärt auch die letzten Übergriffe von jungen Migranten auf einheimische Frauen und Mädchen, so wie die jetzigen Gewalttaten in Favoriten.
Jetzt ist der Staat mit seinen zuständigen Stellen gefordert, um diesen inakzeptablen Zu- stand zu ändern. Unbelehrbare Mehrfachtäter müssen abge- schoben oder, wenn das aus hu- manitären Gründen nicht mög- lich ist, in einem geschlossenen Vollzug gebessert werden. Unser Staat hat mit seinen eigenen kriminellen Jugendlichen seine liebe Not. Hermann Wellisch,
Kapfenberg
Menschen mit Würde
Anfang der Neunzigerjahre hat James Gilligan (er war sehr lang in der Betreuung von Gewaltver- brechen tätig) publiziert, dass Gewalt ihre Ursache und ihren Auslöser im Beschämen (sha- ming) habe. Es passt ins Bild. Wer lässt sich beschämen? Men- schen mit heteronomer Moral. Kinder und Jugendliche, Men- schen der Ehre, alle, die einen Wertekodex ungeprüft über- nommen haben.
Mit dem Rückgang in den Religionen, mit dem Aussterben der Altfaschisten hatte sich die Gewaltsituation bei uns gebessert. Jetzt kommt sie wieder in Fahrt: Es sind vor allem Menschen gewalttätig, die aus Gesellschaften der Ehre kommen. Vom religiösen Sittenwächter bis hin zu den Vertretern der Critical Theories, die mit dem Cancelling Gewalt zu einem Massenphänomen machen.
Femizide (ein in unserer Sprache ungutes Wort, weil bei uns die -zide sonst für Mittel stehen, mit denen man vernichtet: Fungizid, Herbizid, Bakterizid, Viruzid ...) werden nicht umsonst Ehrenmorde genannt. Was auf lange Sicht helfen kann? Lasst die Kinder autonome Moral entwickeln. Das ist mühsam, es kostet Sicherheit, aber der Lohn ist Würde, die nicht – wie viele glauben – als eine Art Beipacktext mit der Geburt mitkommt. Und es ist eine lebenslange Tätigkeit, die es auch möglich macht, Gesetze als Vereinbarungen zu sehen, an die man sich
hält. Ein Mensch mit Würde steht nicht über oder unter dem Gesetz. Ein Mensch mit Würde hat das Gesetz gemacht.
Wissenschaft profitiert vom Paradigmenwechsel. Aber oft zahlt es sich aus, ältere Literatur zu lesen. Man muss nicht jedes Rad neu erfinden wollen, man kann auf den Schultern derer stehen, die es bereits erfunden haben. Johannes Dornhofer,
Wien
Läuterung möglich
Ein jugendlicher Straftäter un- ter 14 Jahren, der imstande ist, eine Frau zu vergewaltigen, oder Verbrechen gegen Leib und Le- ben auszuführen, der sollte auch ohne falsches Mitleid zur Ver- antwortung gezogen werden. Ich könnte mir vorstellen, dass man so jemanden zumindest be- dingt verurteilen könnte, in manchen Fällen könnte Arbeit auf einer geeigneten Farm in ei- nem Dritte-Welt-Land hilfreich sein.
Oder die Teilnahme bei Hilfs- projekten von diversen Organi- sationen. Ich kann mir vorstel- len, dass nach ein, zwei Jahren Erfahrung in Afrika, manche dieser Leute dann motiviert und geläutert zurückkommen und einen neuen Start schaffen.
Gottfried Ibounig, Klagenfurt
Mutiges Profil
„Bewusster Bruch“, 24. 3.
Deshalb schätze ich die Kleine Zeitung so sehr: Ihr habt, ganz besonders zu den hohen kirchli- chen Festzeiten, ein mutiges, geistliches Profil! Die Zeitungs- architektur bewusst, gekonnt und eben mutig zu unterbre- chen, rechne ich euch, lieber Stefan Winkler, lieber Thomas Götz mit seinen nachdenkenswerten Betrachtungen zu den tiefgrün- digen Fotos des italienischen Fotografen Marco Longari, liebe Kollegin Theresia Heimerl für die so ansprechenden Objektas- soziationen (allein die Idee die- ser sieben Insignien!) und lieber Henry Jesionka für die – sicher- lich wieder erstaunlichen – Ti- telseiten von Karfreitag bis Ostersonntag, sehr hoch an.
Ich glaube, wir Menschen, ge- rade auch in Zeiten wie diesen (die ja nun schon so lange anhal- ten und an uns zehren, zumindest geht es mir persönlich so!), brauchen solche Unterbrechun- gen – sie spiegeln zum einen un- sere/meine eigene Zerbrochen- heit wider, zum anderen wecken sie in uns/in mir die Sehnsucht nach Heilwerden.
Veronika Ambrosch (ev. Pfarrerin), Hermagor
Tiere schützen
Auch wenn Osterfeuer erlaubt sind, sollte man aus Umweltund Tierschutzgründen unbedingt darauf verzichten. Sie verursachen den grausamen Tod unzähliger kleiner Wildtiere wie Igel und Kröten. Dazu kommen Luftverschmutzung und Brandgefahr. Wenn man darauf absolut nicht verzichten will, immer Reisighaufen umschichten und nur von einer Seite anzünden, damit Tiere rechtzeitig flüchten können!
Gerade in den Monaten nach Ostern landen unzählige unüberlegt angeschaffte Kaninchen in den Tierheimen. Wenn Sie Ihrem Tier ein trauriges Schicksal ersparen wollen, stellen Sie sorgfältige Überlegungen an, bevor Sie Kaninchen nehmen! Tierschutzverein
Purzel&Vicky, Vasoldsberg