Kleine Zeitung Steiermark

Diebe angelten teure Räder „wie bei James Bond“

In Graz-Puntigam kam es zu einem dreisten Einbruch. Eine Reinigungs­kraft wurde zur „Heldin“.

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Nico Bauer steht vor seinem Radgeschäf­t und findet erst einmal keine Worte. „Es ist schon spektakulä­r, wie bei James Bond einfach“, sagt der junge Geschäftsf­ührer dann. In der Nacht auf Mittwoch waren besonders dreiste Diebe hier in Graz-Puntigam aktiv: Sie haben versucht, hochpreisi­ge Räder zu stehlen – indem sie eine kleine Lichtkuppe­l zerbrachen und vom Dach aus nach den Rädern „angelten“.

Bemerkt hat eine Reinigungs­kraft den Einbruch gegen 4.30 Uhr: Sie war in dem Bäder-Geschäft nebenan beschäftig­t, als sie sah, wie Unbekannte an der Gebäude-Rückseite Räder vorbeischo­ben. Die Zeugin verständig­te die Polizei. Für die Frau muss es sich wie ein Déjà-vu angefühlt haben, sie wurde zum zweiten Mal zur „Heldin“: Schon tags zuvor hatte sie Diebe in dem Bäder-Geschäft, in dem sie arbeitet, stoppen können. Die Einbrecher waren mit Bargeld geflüchtet, ließen sogar noch die Kaffeekass­e mitgehen, wie ein Mitarbeite­r erzählt.

Im Fahrradges­chäft bedienten sich die Einbrecher der „Rififi-Methode“.

Sie geht auf einen französisc­hen Kriminalfi­lm aus dem Jahr 1955 zurück und bedeutet einen Einbruch durch die Wand oder die Decke. Den bisherigen Erhebungen zufolge schlugen die Täter die Lichtkuppe­l am Dach in fünf Metern Höhe ein und „angelten“mit einem an einem Seil angebracht­en Haken die Fahrräder aus dem Verkaufsra­um. Die insgesamt 18 erbeuteten Räder wurden anschließe­nd an der Rückseite des Gebäudes wieder abgeseilt und dort in einer Wiese abgestellt.

Durch das schnelle Handeln der Reinigungs­kraft konnte Schlimmere­s verhindert werden: Die Täter flüchteten zu Fuß, ließen die Räder stehen, weil „offenbar das Fluchtfahr­zeug

Die beinahe gestohlene­n Räder

noch nicht vor Ort war“, vermutet Nico Bauer. Der Wert der „geangelten“Fahrräder: knapp 100.000 Euro. „Zwar sind ein paar Räder beschädigt, aber wir hatten wirklich Glück!“Bauer will der Reinigungs­kraft seinen Dank ausdrücken. Im Geschäft selbst wurde 2019 schon einmal, über eine Glaswand, eingebroch­en. „Die haben wir dann verbaut, aber offenbar hat das noch nicht gereicht“, sagt Bauer.

Den Einbrecher­n ist indes die Polizei auf der Spur. Videokamer­as einer Tankstelle in der Nähe konnten die Gesichter der Täter aufzeichne­n. Das Material wird aktuell von Polizisten gesichtet. Die Ermittlung­en zur Identität der Täter sind im Laufen. Anna Stockhamme­r

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