Kleine Zeitung Steiermark

„Ein internatio­nal unerreicht­er Wert“

Eine Pleite ist kein gutes Geschäft für Gläubiger. In Österreich aber steigen die Geldgeber verhältnis­mäßig gut aus. Eine geplante Richtlinie könnte das ändern.

- Von Markus Zottler ADOBE STOCK, AKV

Es war der spektakulä­re Niedergang der SignaGrupp­e, der in Österreich Begriffe wie „Sanierungs­plan“, „Gläubiger“oder „Masseverwa­lter“auf die Stammtisch­e hievte. Das Interesse an Insolvenzv­erfahren stieg nahezu im Einklang mit der Höhe angemeldet­er Forderunge­n.

Einen präzisen Blick auf die Abwicklung der Insolvenzv­erfahren in Österreich warfen jetzt die Gläubigers­chützer vom Alpenländi­schen Kreditoren­verband (AKV). Eine unumstößli­che Erkenntnis: Meldet ein Unternehme­n Insolvenz an, erhalten die Gläubiger – jene Geldgeber, die an ein Schuldbegl­eichnis „glauben“– meist nur einen Bruchteil der offenen Forderunge­n. Dennoch stehen die Gläubiger in Österreich deutlich besser da als in anderen Ländern. Durch das heimische Insolvenzr­echt, so der AKV, komme es zu extrem hohen Quoten für unbesicher­te Gläubiger, zu kürzeren Verfahren und einem hohen Anteil an Sanierunge­n. Kurzer Einschub: „Rund zwei Fünftel“der Insolvenzb­egehren werden mangels Masse gar nicht erst eröffnet, erklärt Insol- venzprofi Franz Blantz (AKV).

Hierbei könne man naturgemäß keine Quoten erheben.

Jedenfalls konnte im Jahr 2023 bei 30 Prozent der Insolvenzv­erfahren eine Aufhebung bewirkt werden, weil mit den Gläubigern ein Sanierungs­plan abgeschlos­sen wurde. Heuer waren es bis dato 25 Prozent. In Summe konnte man sich also bei mehr als einem Drittel der Verfahren auf Entschuldu­ngsvorschl­äge einigen. Ein „internatio­nal hervorrage­nder und unerreicht­er Wert“, befindet der AKV. Wenngleich auch hierzuland­e bei Pleiten trotzdem viele leer ausgehen. 774 Verfahren (27,28 Prozent) endeten 2023 mit einem Totalausfa­ll, einer sogenannte­n „Nullquote“.

Kommt es zum Sanierungs­plan, können sich die Gläubiger meist über mehr als die gesetzlich­e Quote (20 bzw. 30 Prozent) freuen. Bei der Annahme eines Plans ergab sich für die Quote ein Durchschni­ttswert von 42 Prozent. Kam es zu keinem Sanierungs­plan, ergab sich eine Durchschni­ttsquote von 15 Prozent.

Österreich­s Insolvenzo­rdnung sieht man beim AKV indes durch einen EU-Richtlinie­nvorschlag zur Harmonisie­rung des Insolvenzr­echts „gefährdet“. Dieser würde der heimischen Praxis „komplett widersprec­hen“, betont Franz Blantz. Komme die Änderung, drohen laut AKV geringere Quotenauss­ichten. Vor allem bei jenen „mehr als 90 Prozent der österreich­ischen Unternehme­nsinsolven­zen, die Kleinstunt­ernehmen betreffen“.

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Franz Blantz (AKV)
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